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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S
Autoren: Susan Hubbard
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Hiobsbotschaften ist für heute gedeckt«, sagte er.
    Eigentlich hatte ich vorgehabt, ihm von dem »blinden« Mann auf der Kreuzung zu erzählen. Ich glaube, ich bin heute dem Bösen begegnet , hatte ich sagen wollen. Aber er hatte recht: Mehr Hiobsbotschaften brauchten wir an diesem Abend nicht mehr.
    Wir stellten uns für ein paar Minuten auf den Balkon, gingen aber bald wieder hinein, weil es zu feucht und windig war. Unter uns rasten in der Bucht schaumgekrönte Wellen auf den Strand zu, und winzige nadelscharfe Regentropfen begannen, auf uns herunterzuprasseln.
    Als wir wieder ins Wohnzimmer traten, verriegelte mein Vater die Balkontür und drückte auf einen Knopf an der Wand, worauf langsam ein Hurrikan-Schutz aus Metall herunterfuhr und uns Zentimeter für Zentimeter den Blick auf die Welt versperrte. Die übrigen Fenster hatte er bereits gesichert.

    »Eins würde ich aber gern noch wissen, bevor ich schlafen gehe«, sagte ich. »Weshalb musste Raphael Montero sterben?«
    Er runzelte die Stirn. »Ganz einfach. Ich hatte keinen Grund mehr, das Leben, das wir geführt haben, aufrechtzuerhalten. Erst verließ mich deine Mutter, dann du. Was hätte ich mit dem Haus in Saratoga Springs noch anfangen sollen? Au ßerdem kam dieser Burton ständig vorbei und belästigte mich mit seinen Fragen. Sehr ärgerlich.«
    »Und wie hast du deinen Tod inszeniert?«
    Er lehnte sich in der Couch zurück. »Das war nicht weiter schwierig. Dr. Wilson - du erinnerst dich bestimmt an ihn, er hat damals deinen Sonnenbrand behandelt - ist einer von uns. Er hat meine Sterbeurkunde unterzeichnet. Und der alte Mr Sullivan - ebenfalls einer von uns - äscherte einen leeren Sarg ein, dessen Überreste er bestattete. Dennis...« - er sprach den Namen mit großer Abneigung aus - »arrangierte den Verkauf des Hauses und den Umzug des Labors hierher. Deine ganzen Sachen sind übrigens in einem Lagerraum untergebracht.«
    Ich holte tief Luft. »Du hast uns einen ziemlich üblen Streich gespielt. Wir haben Fotos von deinem Grab gesehen.«
    Er wirkte überrascht. »Aber ja, ich bin davon ausgegangen, dass du sie sehen würdest. Ich dachte, die Inschrift würde dich amüsieren, und war mir sicher, du würdest wissen, dass mein Tod nur inszeniert war, wenn du sie siehst.«
    »Erst nicht, dann schon.« Ich gähnte. »Als ich den Picardo und die Rosen gesehen habe, war es mir klar.«
    Er sah mich verblüfft an.
    Ich erzählte ihm von der halb vollen Flasche Picardo und
den roten Rosen, die auf seinem Grab gelegen hatten. »Dann waren die gar nicht von dir?«
    »Nein«, sagte er. »Aber ich frage mich, wer sie dort hingelegt hat.«
    Eine Frage hatte ich noch. »Darf ich Michael erzählen, dass Malcolm Kathleen umgebracht hat?«
    »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, Ari. Zumindest jetzt noch nicht. Die McGarritts haben natürlich ein Recht darauf, zu erfahren, wer sie umgebracht hat, aber du musst auch bedenken, welche Auswirkungen das auf unser Leben hätte. Dieser Burton würde sich wieder an unsere Fersen heften. Arthur Pym müsste untertauchen oder sterben und ich bin dieses Jahr schon einmal gestorben.«
    Ich blieb hartnäckig. »Aber wann können wir es ihnen sagen?«
    »Wenn wir umgezogen sind«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass wir hierbleiben werden.« Er zog die Brauen zusammen. »Xanadu... das ist wahrlich kein Ort nach meinem Geschmack. Sobald wir ein neues Zuhause gefunden haben, kannst du Michael die Wahrheit erzählen. Und dann kann Agent Burton zur Abwechslung mal ein Weilchen Malcolm jagen.«

    Ich kann durchaus ein Geheimnis für mich behalten. Aber es fiel mir unglaublich schwer, Michael an diesem Abend nicht anzurufen.
    Obwohl ich eigentlich nicht müde war, legte ich mich ins Bett. Der Wind heulte wie eine übermotorisierte Lokomotive durch die Straßen und ließ das ganze Gebäude ächzen und seufzen. Meine Gedanken rasten spiralförmig durch meinen
Kopf. Ich fragte mich, wann meine Mutter zurückkommen würde. Würde ich in Zukunft bei ihr oder bei meinem Vater leben? Oder möglicherweise sogar mit ihnen beiden zusammen? Wie würde dieses Leben aussehen?
    Irgendwann fiel ich in einen unruhigen Schlaf und träumte von Schatten, die so groß waren wie Xanadu, von Sonnenfinsternissen, Räucherstäbchen, Eis und Musik. Dann waren es Erinnerungen an Saratoga Springs: die Lithophanie-Lampe in meinem alten Schlafzimmer, die Standuhr in der Bibliothek, der Schaukasten an der Wand. Aber in meinem Traum waren die Vögel
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