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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S
Autoren: Susan Hubbard
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fragte mich, ob ich jemals aufs College gehen würde.
    »Ich werde mein Testament ändern müssen«, sagte mein Vater. »Dennis ist nämlich der Testamentsvollstrecker.«
    »Wie kannst du ein Testament haben, wenn du bereits tot bist?«
    »Raphael Montero starb«, sagte er. »Arthur Gordon Pym lebt.«

    Ich versuchte, nicht zu lauschen, während mein Vater sich im Labor mit Dennis unterhielt. Aber die Wände der Wohnung waren dünn. Von Zeit zu Zeit hörte ich Dennis’ Stimme, die erst aggressiv klang und dann so, als würde er sich rechtfertigen. Schließlich verstummte sie ganz. Meinen Vater konnte ich überhaupt nicht hören. Aber manchmal sind die leisesten Töne die eindringlichsten.
    Um mir die Zeit zu vertreiben, öffnete ich die Schränke in meinem Schlafzimmer und schaute hinein. Einer war ganz leer, der andere bis oben hin mit gerahmten Bildern und hohen Vasen, in denen künstliche Blumen steckten, vollgestellt. Ich machte die Schranktür schnell wieder zu.
    Als mein Vater zurückkam, sah er aus wie immer: gefasste Miene, versonnener Blick, faltenfreier Anzug, gestärktes Hemd. Nur die Geschwindigkeit, mit der er sich fortbewegte, deutete darauf hin, dass etwas anders war als sonst. Root folgte ihm mit erstauntem Gesichtsausdruck.
    »Wir müssen unsere eigenen Vorkehrungen für den Sturm treffen«, sagte er. »Mary Ellis, stellen Sie bitte sicher, dass wir genügend Nahrungs- und Trinkvorräte haben, ja? Und vergessen Sie nicht die Ergänzungsmittel.«
    »Ist bereits alles erledigt«, antwortete sie. »Und von Green Cross kam heute Morgen noch einmal eine Lieferung von dem Serum. Muss ein Versehen gewesen sein.«
    Ich hätte es ihr erklären können, sagte aber nichts.
    »Bevor ich gehe, mache ich alles fertig«, fügte Root hinzu. »Ich werde bei einem Freund in Bradenton übernachten.«
    Root hat einen Freund? , dachte ich erstaunt.
    »Hast du auch alles, was du brauchst, Ari?«
    Was meint er? , fragte ich mich. Schließlich trank und aß ich bis auf Fleisch genau das Gleiche wie er. Dann wurde mir klar,
dass er Tampons meinte. Sie waren das Einzige, das ich tatsächlich noch benötigte.
    »Stimmt, ich bräuchte wirklich noch welche«, antwortete ich.
    »Im Einkaufszentrum um die Ecke gibt es eine Apotheke«, sagte er. »Geh lieber gleich los.« Er gab mir Geld und einen Haustürschlüssel. »Wenn du wieder hier bist, wird Dennis schon weg sein.«
    Gut, dass wir ihn los sind , dachte ich. Aber irgendwo tief in mir drin fragte ich mich auch, ob ich ihn nicht irgendwann einmal vermissen würde.

    In der Apotheke ließ ich mir Zeit, schaute mir die Auslagen an und streifte durch die Gänge mit den Kosmetikartikeln. Ich wollte Dennis auf gar keinen Fall mehr begegnen, wenn ich nach Hause kam.
    Die Schlange an der Kasse war lang; die Menschen deckten sich mit Medikamenten und Wasser ein. Im Geschäft lief ein Radio, und der Sprecher meldete gerade, Hurrikan Barry habe mittlerweile »Kategorie fünf« erreicht, was einer »Windgeschwindigkeit von mehr als 155 Meilen pro Stunde oder einer Sturmflut von über fünf Metern über normal« entspräche. Ich kannte mich nicht genügend mit Stürmen aus, um zu wissen, was normal in diesem Fall bedeutete, aber die sorgenvollen Gesichter der Kunden waren beängstigend.
    Als ich meine Einkäufe bezahlte, dachte ich darüber nach, wie merkwürdig - wenn auch nicht wirklich überraschend - es war, dass mein Vater, der so viel über Blut wusste, das Wort Tampons nicht über die Lippen brachte.
    Ich wählte eine kleinere Seitenstraße, um nach Hause zurückzukehren.
Xanadu hatte sich verändert. Die meisten Bewohner hatten zum Schutz vor dem Sturm weiß lackierte Metallbleche vor ihren Fenstern angebracht. Unser Apartment war eines der wenigen, dessen Fenster noch nicht gesichert waren.
    An der Kreuzung zur Midnight Pass Road wartete ich, bis die Ampel auf Grün schaltete. Als ich die Straße überquerte, kam mir von der anderen Seite ein Mann mit einem Gehstock entgegen. Er war eher beleibt als fett, hatte einen schwarzen Anzug an und trug eine dunkle Brille und einen Hut. Ich sah, wie er sich langsam mit seinem Stock über die Straße tastete. Aber als er an mir vorüberkam und mich plötzlich anlächelte, wusste ich, dass er gar nicht blind war.
    Wenn man dem Bösen begegnet, spürt man es zuallererst wie ein Prickeln im Nacken, von wo es einem kalte Schauer über den Rücken jagt. Obwohl ich vor Abscheu zitterte, gelang es mir irgendwie, weiterzugehen. Sobald ich auf der
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