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Das Zeichen des fremden Ritters

Das Zeichen des fremden Ritters

Titel: Das Zeichen des fremden Ritters
Autoren: dtv
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Städten am Rhein steht, die sich mit England verbünden wollen. Das geht doch wieder gegen Frankreich, was?«
    Sir Thomas sah Geoffrey an, aber der zuckte die Schultern. Der Ritter blickte einen Moment nachdenklich auf den Boden, als müsste er überlegen, wo er am besten anfangen sollte.
    »Nun, wenn Ihr schon alles wisst, bleibt mir nichts anderes übrig«, seufzte er schließlich. »Ich bin Sir Thomas of Lewes und Geoffrey ist mein Knappe. Wir sind im |145| geheimen Auftrag unseres Königs Richard unterwegs. Die Städte und Adeligen am Rhein, die seinen Großvater Edward bereits unterstützt hatten, haben wir noch einmal um diesen Gefallen bitten müssen. Das ist nun leider nicht mehr geheim und sogar einem Franzosen bekannt.« Unwillig blickte er auf die verstreuten Pergamente auf dem Tisch.
    »Und warum?«, fuhr Graf Guy zornig auf. »Will England uns wieder überfallen? Trotz Waffenstillstand?«
    »Ganz im Gegenteil!«, gab Sir Thomas aufgebracht zurück. »Genau das erwarten wir von Frankreich! Wenn man sich gerade vor Euch sicher glaubt, schlagt Ihr zu, mit allem, was Ihr habt! Ihr schreckt noch nicht einmal davor zurück, Eure Freibeuter auf unsere Handelsschiffe loszulassen!«
    »Das ist seit dem Waffenstillstand nicht mehr passiert! Die Freibriefe wurden zurückgezogen. Was glaubt Ihr denn, was wir   …«
    »Ach ja?«, unterbrach Sir Thomas den Franzosen zornig. »Ihr meint, Piraten hören einfach auf, wenn die Politik sich ändert? Irrtum! Es ist ein einträgliches Geschäft, auch ohne Freibrief des Königs. Und es sind immer Franzosen, wie unsere Seeleute berichten!«
    »Pah!«, machte Graf Guy und wollte gerade wieder eine unmutige Antwort geben, aber da hob Graf Wilhelm die Hand.
    »Genug!«, rief er. »Beantwortet meine andere Frage, Sir Thomas. Warum tragt Ihr in meiner Halle einen Dolch?«
    |146| »Ich bin gespannt, woher er ihn überhaupt hat!«, flüsterte Jakob.
    »Oh«, antworte Sir Thomas, »den Dolch trage ich zu meiner eigenen Sicherheit. Falls Ihr angenommen habt, er wäre für Euch oder einen Eurer Gäste gedacht, so irrt Ihr Euch. Ich halte mich immer an die Regeln auf einer Burg. Aber ich war in dem Glauben von einem Schiff gestiegen, an der Pfalzangekommen zu sein, auf der man uns erwartete. Nur wurde ich dann niedergeschlagen und beraubt. Geoffrey war so geistesgegenwärtig, die Rolle eines Spielmanns anzunehmen, wie wir es vereinbart hatten, wenn wir getrennt würden.«
    »So ist es!«, versicherte Geoffrey. »Wir erkannten vom Schiff aus die Umrisse einer Burg, aber wir wussten nicht, dass es die falsche war. Der Schiffer hatte gesagt, es wäre die Pfalz. Wir gingen also von Bord. Da merkte ich im Schneegestöber, dass der Schiffer Sir Thomas mit einem Knüppel niederschlug, und sprang den Abhang zum Burggraben hinunter, damit er mich nicht auch noch überrumpelte. Er hatte ja seinen Knüppel, aber ich war unbewaffnet, und allein hätte ich ihn nicht überwältigen können. Es war dunkel und so suchte er mich vergeblich. Als alles wieder ruhig war, kroch ich den Abhang wieder hinauf, aber ich fand Sir Thomas nicht mehr. Also tat ich das, was wir abgemacht hatten. Wir wollten uns möglichst unauffällig nach England durchschlagen und dort wiedertreffen. Ich begegnete Gottfried und kam auf diese Burg, wo ich Sir Thomas wie durch ein Wunder wiederfand. Aber ich traute mich |147| erst, mit ihm zu sprechen, als die Kräuter ihn nicht mehr benommen machten. Das war sicherer für uns beide.«
    »Ach, deshalb hat er sich bei der Schneeballschlacht im Burghof versteckt!«, raunte Hannes.
    »Aber er fiedelt wirklich gut«, flüsterte Gottfried, »dafür, dass er kein Spielmann ist!«
    »Außerdem, Graf«, fuhr Sir Thomas fort, »habt Ihr unter Euren Gästen einen, der mir schon einmal Schaden zugefügt hat. Deshalb hat mein Knappe mir einen Dolch besorgt. Ich wollte mich verteidigen können. Man hat mich niedergeschlagen, ich bin deshalb krank geworden, und dann hat man mich fast vier Tage in einem Verlies verrotten lassen. Wie viel Geduld verlangt Ihr da von mir?«
    Graf Wilhelm nickte und sah seinen Schwager mit hochgezogenen Augenbrauen an. Der senkte den Kopf.
    »Nun«, lenkte Graf Wilhelm ein, »Graf Guy hat sich bei Euch entschuldigt und Ihr habt angenommen. Ich denke, der Dolch ist nicht mehr nötig.«
    Wieder blickte er seinen Schwager an und Graf Guy schüttelte den Kopf.
    »Nein, das ist er nicht«, versicherte er ernst.
    Sofort übergab Sir Thomas seinem Knappen den Dolch und
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