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Das Zeichen des fremden Ritters

Das Zeichen des fremden Ritters

Titel: Das Zeichen des fremden Ritters
Autoren: dtv
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Geoffrey brachte ihn in den Nebenraum.
    »Und was bedeutet der Stern?«, mischte sich nun Konrad ein. »Ihr habt gesagt, er sei Euer Wappen, aber das stimmt nicht! Wir kennen jetzt seine Bedeutungen. Und ein Wappen ist er nicht!«, sagte er noch einmal empört.
    |148| »Ihr habt recht. Es gibt ihn nicht als Wappen«, antwortete Sir Thomas und betrachtete lächelnd die fragenden Gesichter der Freunde. »Nicht diesen fünfzackigen Stern, das Pentagramm. Es tut mir leid, dass ich euch nicht ganzdie Wahrheit gesagt habe, als ihr mich gefragt habt. Normalerweise merkt sonst niemand, dass der Stern kein Wappen ist. Aber ihr seid einfach klüger, als ich dachte. Dieser Stern hat keinen Anfang und kein Ende. Wenn man ihn zeichnet, kann man das endlos tun, weil eine Linie in die andere übergeht. Bei uns in England ist er das Zeichen für ewige Treue, besonders für die Treue zu unserem König. Wir nennen ihn den endlosen Knoten, mit dem wir an ihn gebunden sind.«
    Ein respektvolles Raunen war von den Gästen zu hören. Ein Gefolgsmann, der die Treue zu seinem Lehnsherrn so offen zeigte, konnte kein schlechter Ritter sein. Graf Guy runzelte zwar die Stirn, weil es um England ging, aber sogar er musste zugeben, dass er Sir Thomas als Ritter unterschätzt hatte.
    »Nun setzt Euch zu uns!«, forderte Graf Wilhelm den Engländer auf, was der auch gerne tat.
    Dann wandte sich der Graf an die Kinder. Seine Augen schweiften von seinem Sohn zu Hannes und zu den beiden anderen, an die er sich dunkel erinnern konnte.
    »Und jetzt möchte ich wissen, was ihr mit der ganzen Sache zu tun habt! Konrad?«
    »Wir haben nach und nach alles herausgefunden«, antwortete Konrad bescheiden.
    |149| Als sein Vater die Kinder erstaunt ansah, erzählten sie abwechselnd von ihren Nachforschungen in den vergangenen aufregenden Tagen. Die Gäste in der Halle waren sprachlos. Sie hatten zwar miterlebt, wie man Sir Thomas aus dem Verlies geholt hatte, aber das war der böse Streich des französischen Grafen gewesen. Nach seiner Entschuldigung hatten sie nicht mehr weiter darüber nachgedacht.
    »Wir haben es also euch zu verdanken«, wandte sich der Graf an die Kinder, »dass ein Dieb festgesetzt werden konnte, Sir Thomas wieder an sein Eigentum kommt und auf dieser Burg endlich Ruhe einkehrt?«
    Konrad zuckte die Schultern. »Ja. Du solltest mit unseren Gästen Weihnachten feiern können, wie du es wolltest. Und die drei Freunde haben mir geholfen, es möglich zu machen.«
    Graf Wilhelm lächelte. »Ich erinnere mich jetzt an euch«, sagte er zu Jakob und Agnes. »Ihr habt im Sommer schon einmal einem Freund geholfen. Damals ging es um Hannes, den Küchenjungen.« Die Kinder nickten. »Nun, heute ist der letzte Tag des Weihnachtsfestes«, fuhr der Graf fort. »Ich möchte, dass ihr wenigstens an diesem Tag mit uns feiert. Kommt mit euren Familien heute Abend zum Festessen. Eine Überraschung wird auf euch warten.«
    Jakob und Agnes bedankten sich strahlend, verbeugten sich und verließen mit Hannes die Halle.
    »Meine Mutter fällt bestimmt um vor Schreck!«, kicherte Agnes und lief mit Jakob nach Hause.
     
    |150| Adelgunde musste sich wirklich erst einmal setzen, als sie die Neuigkeiten hörte. Aber dann hielt sie nichts mehr davon ab, ihre feinsten Kleider aus der Truhe zu holen. Sie konnte kaum erwarten, dass es endlich Abend wurde. Josef Steinhaus blickte immer wieder stolzauf seine Tochter. Eigentlich sollte ein Mädchen ja häusliche Dinge lernen und damit zufrieden sein, aber es war schon ein gutes Gefühl, eine kluge Tochter zu haben.
    Köbes und Hilda ging es ähnlich.
    »Gut gemacht, Junge!«, freute sich Köbes.
    »Das kann man wohl sagen«, grinste der Alte Franz. »Und ich wette mit dir, dass deine Schenke bis mindestens Februar voller Leute sein wird, Köbes. Die Erlenburger werden nicht genug davon bekommen, sich die Köpfe darüber heißzureden. Das Fest heute Abend ist genau das Richtige für sie.«
    Und das war es auch. Sogar Adelgunde war damit zufrieden, ihrem Rang nach unter den Gästen an den niedrigsten Plätzen der Tische zu sitzen. Schließlich war sie bei einem Festmahl auf der Burg! Das sollten ihre Nachbarinnen ihr erst einmal nachmachen! Sie wandte sich Köbes und Hilda zu und plauderte zu deren Verblüffung freundlich mit ihnen.
    Hannes hatte es so eingerichtet, dass er an dem Tisch die Speisen auftrug, an dem seine Freunde saßen. Bertram platzte fast vor Stolz über seinen Enkel.
    »Wenn Gottfried zu Ende gesungen hat,
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