Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift
Autoren: Martin Scott
Vom Netzwerk:
denn obwohl sie hilflos am Boden liegt und nur der Bruchteil eines Zentimeters sie noch vom Tod trennt, hat sie keinerlei Bedenken, mich zu beschimpfen.
    »Thraxas, du bist ein Stümper und ein Narr! Warum dich jemand engagiert, Ermittlungen anzustellen, begreife ich einfach nicht. Ich habe Thalius nicht getötet! Was nicht heißt, dass ich davor zurückgeschreckt wäre, wenn es etwas gebracht hätte. Niemand würde ihn vermissen außer seiner versoffenen Tochter. Aber es war nicht nötig, ihn zu töten. Ich habe seinen magischen Beutel gestohlen, als er bewusstlos im Boah-Rausch lag. Ich wusste, wo er ihn aufbewahrte, also war das eine sehr einfache Angelegenheit. Aber da die Mönche des Wolkentempels von den Plänen des Sternentempels erfahren hatten, waren sie mir in die Stadt gefolgt. Vermutlich hat der Ehrwürdige Heretius Thalius Scheelauge später selbst getötet.«
    »Du erwartest, dass ich dir das glaube?«
    »Es kümmert mich nicht, ob du mir das glaubst. Aber wenn du dir seine Robe genauer ansiehst, wirst du etwas Interessantes finden.«
    Ich lasse mein Schwert an Sarins Kehle. Erneut frage ich mich, warum diese Mörderin trotz ihrer einfachen Männerkleidung und ihres kurz geschorenen Haupthaares so viele Ohrringe trägt. Irgendwie wirkt das unpassend. Ich schiebe mit meinem Fuß Heretius’ gelbe Robe von seiner Brust. Ein Beutel fällt heraus. Er ist zwar flach, aber lang und gebogen wie die Brust des Mönchs. Ich strecke meine Hand aus und untersuche ihn. Er ist voll mit weißem Pulver.
    »Boah?«
    »Richtig. Hast du nicht bemerkt, dass dein Klient ein Boah-Süchtiger war?«
    »Nicht so wie er herumsprang und kämpfte, nein.«
    »Nun, er war einer. Deshalb hat auch Vexial das Kloster übernommen und Heretius hinausgeworfen. Und deshalb konnte Heretius auch nicht widerstehen, dem alten Thalius seinen Vorrat abzunehmen, als er mir dorthin gefolgt ist. Dabei hat er ihn getötet.«
    Ich starre Sarin an. Sie ist eine rücksichtslose Mörderin und empfindet keinerlei Reue wegen ihrer Taten, und genau deshalb glaube ich auch nicht, dass sie mich in diesem Punkt belügen würde. Aber mir gefallen die Konsequenzen ihrer Worte nicht. Gestern hatte ich noch drei Klienten. Heute wird einer gehenkt, und der andere, ebenfalls tot, scheint den Vater der dritten Klientin getötet zu haben. Das ist mal wieder der Fluch von »Leichen-Säumen-Seinen-Pfad«-Thraxas. Wenn sich das herumspricht, wird mein Geschäft völlig zum Erliegen kommen. Aber wenigstens erklärt das ein wenig Sarins Vorgehensweise.
    »Du wusstest, dass Heretius eine Lieferung Boah besaß. Das ist leicht zu verkaufen. Und würde dich für das Gold entschädigen. Deshalb hast du ihn getötet, und nicht, um Vexial zu rächen.«
    »Die beiden Dinge hingen glücklicherweise zusammen.«
    Was für ein Durcheinander. Boah, Gold, Kampfmönche und Sarin die Gnadenlose. Vermutlich werde ich niemals ganz dahinter kommen, wie alles zusammenhing. Sarin lauert nur auf eine Möglichkeit, unter meinem Schwert herauszutauchen, aber ich achte sorgfältig darauf, ihr keine zu geben.
    »Du hast beinah Makri getötet.«
    »Der Bolzen galt dir. Ich hätte dich getötet, wenn dein persönlicher Schutzzauber den Bolzen nicht abgelenkt hätte.«
    Ich sage ihr nicht, dass ich keinen persönlichen Schutzzauber mit mir herumtrage und dem Bolzen nur durch Glück entkommen bin. Sarin starrt mich trotzig vom Boden aus an. Ich glaube, eine Spur von Spott in ihrem Blick erkennen zu können. Sie weiß, dass ich sie nicht kaltblütig töten kann. Das kann ich einfach nicht. Ich habe das alles so satt. Ich schiebe mein Schwert in die Scheide. Sarin springt gewandt auf die Füße.
    »Du bist ein Narr«, sagt sie.
    »Das sagtest du schon.«
    »Wenn du mir noch einmal in die Quere kommst, bringe ich dich um.«
    »Das ist auch nichts Neues.«
    »Ist Makri tot?«
    »Nein.«
    Vielleicht freut es sie sogar, das zu hören. Es ist schwer zu entscheiden. Sie hebt ihre Armbrust vom Boden auf und nimmt auch den Beutel mit Boah an sich.
    »Dank dir, Detektiv, werde ich mich nicht am Gold des Königs bereichern können. Also muss dies hier genügen.«
    Ich unternehme keinen Versuch, sie daran zu hindern. Sarin schlüpft durch die Tür und verschwindet.
    Ich werfe einen Blick zu Heretius’ Leichnam. »Hast du Thalius wirklich getötet?«, frage ich ihn, aber er antwortet mir nicht. Natürlich nicht. »Es war eine sehr dumme Idee, die Meuchelmördergenossenschaft zu engagieren, damit sie Vexial
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher