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Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift
Autoren: Martin Scott
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gerade von ihrem Rhetorikkurs erzählt. Rasch und ohne etwas zu sagen drücke ich ihr den Strauß in die Hand, marschiere sofort weiter an die Bar. Dort hämmere ich mit der Faust auf den Tresen und verlange heiser nach einem Bier und einem großen Glas Kleeh. Ich muss zugeben, dass es mir dabei an einer gewissen Eleganz mangelt.
    Beinah augenblicklich tippt mir jemand auf die Schulter. Sie umarmt mich, bricht in Tränen aus und stürzt aus dem Gastraum. Ich erinnere mich an das letzte Mal und bin ziemlich sicher, dass es ein gutes Zeichen ist, aber ich lasse es mir von Tanrose sicherheitshalber noch einmal bestätigen.
    »Bedeutet das, alles wird gut?«
    »Aber ja doch.«
    Mir kommt das alles höchst merkwürdig vor.
    »Weißt du, Tanrose, irgendwie finde ich das höchst merkwürdig. Was zum Teufel ist so Besonderes an einem Blumenstrauß?«
    »Vieles, wenn du einen großen Teil deines Lebens in einer orgkischen Gladiatorengrube verbracht hast. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es dort viele Blumen gibt. Makri hat vermutlich noch nie zuvor ein Geschenk bekommen.«
    Das denke ich auch.
    »Glaubst du, dass es auch bei meiner Frau gewirkt hätte?«
    »Auf jeden Fall hätte es nicht geschadet. Hast du ihr denn niemals Blumen geschenkt?«
    »Selbstverständlich nicht. Ich wusste ja nicht, dass ich das hätte tun sollen. Ich wünschte, ich hätte dich schon gekannt, als ich noch jünger war, Tanrose. Das hätte alles viel einfacher gemacht.«
    Ich nehme mein Bier und eine neue Portion Eintopf und lasse mich an meinen Lieblingstisch plumpsen. Dabei denke ich über das rätselhafte Wesen der Frauen nach. Ich glaube, es ist vielleicht gar nicht mein Fehler, dass ich nie mit ihnen klargekommen bin. Denn über dieses wichtige Thema hat man uns an der Zaubererschule nie etwas beigebracht.

19. KAPITEL
    Die Dinge normalisieren sich allmählich wieder, womit ich sagen will, es bleibt heiß. Auf den Straßen wimmelt es von Bauarbeitern, und ich gebe jeden Gedanken an Arbeit für den Rest des Sommers auf. Der Berühmte Und Wahrheitsgetreue Chronist kommt mit seinen Artikeln über die Affäre um die mit Gold gefüllte Statue kaum noch nach, und auch ich komme in der Berichterstattung sehr vorteilhaft weg. Das ist leider immer gut fürs Geschäft.
    Ich schaffe es sogar, einen Batzen von der Belohnung für die Wiederbeschaffung des Goldes zu ergattern – obwohl der natürlich längst nicht so groß ist, wie er eigentlich hätte sein sollen. Aber nachdem Gardisten, Advokaten, die Angestellten des Prätors und untergeordnete Stadtbüttel ihren Obolus abgezwackt haben, bleibt nicht mehr viel für den Mann übrig, der das Gold eigentlich gefunden hat. Und ich musste mich bei Vizekonsul Zitzerius mächtig ins Zeug legen, um selbst dieses vergleichsweise Almosen zu ergattern.
    Wir sitzen hinten im Hof, wo Cimdy und Bertax Mandoline und Flöte spielen. Die Kaschemme ist im Augenblick menschenleer. Dandelion lebt wieder am Strand, und Bibendis ist nach Thamlin zurückgekehrt. Sie trinkt weniger und leitet stattdessen eine Zweigstelle der Vereinigung für Frauenzimmer, Abteilung wohlhabende Vorstadtdamen. Jedenfalls erzählt mir das Makri.
    »War es nun Vexial oder Heretius, der diese ganze Sache angefangen hat?«
    »Ich weiß es wirklich nicht. Als alles vorbei war, konnte man das nicht mehr so genau sagen. Es ist schwer, zu entscheiden, wer was getan hat oder wer von beiden schlimmer war. Als ich als Detektiv angefangen habe, dachte ich noch, jeder Fall müsste ein Verbrechen am Anfang und eine Lösung am Ende haben, aber manchmal ist es nicht so einfach. Hier ist nur ein Haufen Leute herumgelaufen, von denen sich die einen schlimmer aufgeführt haben als die anderen, und am Ende wussten sie alle nicht mehr genau, wer eigentlich was getan hat. Trotzdem würde ich sagen, alle haben verdient, was sie bekommen haben, vor allem Gesox.«
    Er wurde letzte Woche aufgeknüpft. Ich habe es mir geschenkt, der Hinrichtung beizuwohnen. Lolitia ist wieder in Pashish. Sie vermisst wahrscheinlich Vexial mehr als Rodinaax, denke ich. Wenigstens besitzt sie noch Rodinaax’ wertvolle Statuen, die ihr das Alter versüßen werden.
    »Weißt du eigentlich, dass ich von keinem dieser Leute bezahlt worden bin? Abgesehen einmal von den Delfinen, natürlich. Dieses ganze Herumhetzen im Magischen Raum, dem Tod aus Sarins Armbrust ins Auge zu sehen, und alles ohne jede Aufwandsentschädigung. Ich lasse wirklich allmählich nach. So werde ich niemals aus Zwölf Seen
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