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Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift
Autoren: Martin Scott
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werdet ein Gemetzel erleben, dass euch Hören und Sehen vergeht.
    Sie hat sieben Jahre lang in den orgkischen Gladiatorengruben gekämpft. Aus dieser Zeit stammen ihre nahezu perfekte Kampftechnik und brennender Hass auf die Orgks. Natürlich hassen alle Menschen die Orgks, trotz des Friedensvertrages, der momentan zwischen unseren Rassen besteht. Aber Makris Hass ist besonders stark. Was es umso schwieriger für sie macht, da in ihren Adern ein bisschen Orgk-Blut fließt. Und auch ein wenig Elfenblut. Makri ist jedenfalls eine höchst ungewöhnliche Mischung, zumindest so ungewöhnlich, dass sie wegen ihres Aussehens von allen Seiten Beleidigungen zu hören bekommt. Aber wenn sie Getränke serviert und ihr langes, dunkles Haar über ihre bronzefarbenen Schultern fällt und ihr winziger zweiteiliger Kettendress sich hauteng an ihre perfekte Figur schmiegt, fällt mir immer wieder auf, wie die Zecher vorübergehend ihre Vorurteile vergessen.
    »Du hast zugenommen«, stellt Makri fest. Ich tätschele liebevoll meinen mächtigen Bauch. »Lass ihn doch«, meint Gurdh, während er mir einen neuen Humpen auf den Tisch stellt. »Thraxas arbeitet nicht gern, wenn es heiß ist. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass wir ihn damals während der Orgk-Kriege auch nie zu einem ordentlichen Kampf bewegen konnten, solange die Sonne schien.«
    Ich überhöre diesen vollkommen unwahren Seitenhieb. Damals in den Orgk-Kriegen habe ich verdammt hart gekämpft. Lass sie doch spotten! Ich verdiene eine Ruhepause. Letztes Jahr um diese Zeit bin ich im Hafen herumgerannt und habe einen übergeschnappten Halb-Orgk gesucht, der acht Menschen abgeschlachtet hatte. Fast wäre ich Nummer neun geworden. Aber jetzt, nach der fetten Zahlung von Zitzerius und wegen der Aussicht, den Rest dieses heißen Sommers nicht arbeiten zu müssen, bin ich so wohlgemut wie ein Elf im Baum.
    »Noch ein Bier, bitte, Gurdh.«
    Gurdh ist um die fünfzig. Er hat ein wettergegerbtes Gesicht, und sein langes Haar ist vollkommen ergraut. Seinen Muskeln hat sein Alter jedoch nichts anhaben können. Sie treten beeindruckend hervor, als er das Bier zapft und es über den Tresen reicht.
    »Keine Lust, dich damit zu befassen?«, fragt er und deutet auf einen Artikel in Der Berühmte Und Wahrheitsgetreue Chronist. Es ist ein dünnes, schlecht gedrucktes Revolverblatt, das sich auf Turais zahlreiche Verbrechen und Skandale spezialisiert hat. Ich werfe einen kurzen Blick auf den Artikel.
    »Du meinst: ›Der Tod eines Zauberers‹? Vielen Dank, darauf kann ich sehr gut verzichten. Er war außerdem nur ein sehr unbedeutender Magier.«
    Der Chronist berichtet, dass besagter Zauberer, Thalius Scheelauge, gestern tot in seinem Haus in Thamlin aufgefunden worden ist. Man vermutet, dass er vergiftet wurde, und seine Hausbediensteten befinden sich in Untersuchungshaft. Ich erinnere mich an Thalius aus meiner Zeit im Palast. Er war eher eine Randfigur und mehr daran interessiert, Horoskope für junge Aristokraten zu entwerfen, als sich mit ernsthafter Zauberei zu befassen. Was nicht bedeuten soll, dass sein Tod eine Bagatelle wäre. In letzter Zeit ist das Leben für Zauberer in Turai nicht ganz ungefährlich. Erst vor kurzem wurde Butha von der Östlichen Erleuchtung getötet, und auch Blumius Adlerschwinge kam tragischerweise ums Leben. Beide Zauberer waren in den Fall verwickelt, an dem ich zu jener Zeit gearbeitet habe. Da Zauberer für jeden Staat wichtig sind, vor allem für einen kleinen Stadtstaat wie Turai, und es nicht endlos viele von ihnen gibt, kann ich mir gut vorstellen, dass die Zivilgarde den Mord eifrig untersucht. Sollen sie doch. Wenn der alte Thalius Scheelauge seine Dienstboten so sehr getriezt hatte, dass sie ihn schließlich vergiftet haben, dann hat er wahrscheinlich nur seine gerechte Strafe erhalten. Diese Palastzauberer sind ziemlich dekadent. Die meisten von ihnen sind Boah-Süchtige. Oder Alkoholiker. Oder beides. Übrigens, wo wir gerade davon reden …
    »Noch ein Bierchen, bitte, Gurdh.«
    Ich lese den Rest des Chronisten. Es wimmelt darin von Berichten über Verbrechen, aber das ist in Turai nichts Ungewöhnliches. Ein Prätor ist wegen Boah-Schmuggels angeklagt worden, eine Fuhre Gold aus den Minen im Norden ist auf dem Weg in die Schatzkammer des Königs bei einem Überfall gestohlen worden, und jemand ist in das Haus des Sindischen Botschafters eingebrochen.
    Ich werfe das Zeitungsblatt in die Ecke. Soll sich die Zivilgarde doch darum
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