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Das Wolkenpferd

Titel: Das Wolkenpferd
Autoren: Margot Berger
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zusammen mit drei Wallachen auf diesem Pferdemarkt angeboten worden. Doch
    nur für ein einziges Pferd fand sich damals ein Käufer. Der Pferdehändler hatte noch am selben Abend die beiden anderen Wallache an einen Schlachtpferde-Transport nach Italien verkauft.
    Nur Momo hatte der Pferdehändler wieder mit nach Hause genommen. Nicht weil er Mitleid mit ihr hatte. Nein, er rechnete sich gute Chancen aus, sie im Winter teurer verkaufen zu können. Ihr Fell und ihre Mähne würden dann dicht und puschelig sein.
    Als Arabo-Haflinger hatte Momo nicht die blonde Mähne der Haflinger, sondern rötliche Haare. Im Winter konnte man sie daher fast für einen Isländer halten.
    Und als Islandpferd wollte der Händler sie auch anbieten, denn für einen Isländer konnte man mehr Geld verlangen als für einen Haflinger.
    Tatsächlich blieben viele der Besucher, die an diesem Wintertag durch die große Halle schlenderten, vor Momo stehen und sagten bewundernd: „Was für ein hübscher Isländer."
    Meistens waren es Mädchen, nette Mädchen. Aber Momo sah keines von ihnen an. Unbeweglich verharrte sie an ihrem Standplatz, den Blick nach innen gerichtet.
    Es hatte ja doch keinen Sinn. Mädchen kauften keine Pferde. Das wusste Momo. Die kleine Stute hatte genau aufgepasst, als sie im Herbst hier auf dem Pferdemarkt gestanden hatte. Erwachsene kauften Pferde. Vielleicht die Eltern der Mädchen. Aber nie die Mädchen selber.
    Einmal, draußen dämmerte es bereits, und der Pferdemarkt sollte bald geschlossen werden, blickte Momo dann doch auf. Das Mädchen vor ihr hatte eine so freundliche Stimme, da musste man einfach hochsehen. Carola hatte herbstlaubrote Haare, genau wie Momo, und lustige braune Augen, die jetzt aber bedrückt blickten.
    „Schade, dass du noch so jung bist", sagte Carola. „Zwei Jahre müsste ich warten, bis ich dich reiten kann. Das ganze Geld für die Box und die Ausbildung - so viel habe ich nicht." Momo ließ den Kopf sinken. Diesen Ausdruck in der Stimme kannte sie genau. Wenn jemand so bedauernd mit ihr redete, hieß das: Mit dem Kauf wird es nichts.
    Caros Herz krampfte sich zusammen, als sie Momos hoffnungslosen Blick auffing. Durfte sie diese kleine Stute ihrem Schicksal überlassen?
    „Reiß dich zusammen", sagte Carola energisch zu sich selbst. „Mach jetzt keinen Fehler."
    Sie fühlte sich entsetzlich mies bei diesen Gedanken. Aber konnte sie sich um alle bedauernswerten Pferde dieser Welt kümmern? Nein, es wäre wirklich verrückt. Für ihre tausendfünfhundert Euro, die sie dabeihatte, suchte sie ein Pferd, das sie sofort reiten konnte.
    Caro wollte endlich allein ins Gelände, am liebsten jeden Tag. Sie wollte nicht mehr davon abhängig sein, dass ein anderer Reiter ihr sein Pferd auslieh. Vielleicht würde sie sogar an Turnieren teilnehmen? Aber mit so einem jungen Pferd wie Momo musste sie damit noch mindestens zwei Jahre warten. Dann wäre sie 17. Nein, so lange konnte sie sich auf keinen Fall mehr gedulden.
    Abrupt wandte sie sich von Momo ab, um sich weiter umzusehen.
    „Was hier nicht verkauft wird, steht heute Abend auf dem Transporter nach Italien."
    Wie ein Peitschenhieb saß die Bemerkung des Händlers.
    Caro zuckte zusammen. Voller Abscheu drehte sie sich um.
    Momo hob noch einmal ihren Kopf. Ihre dunklen Augen waren eine einzige große Bitte: Lass mich nicht hier!
    „Tausend", sagte der Händler schnell. „Das ist mein letztes Wort für diese prächtige Isländerstute."
    Das war heute vor beinahe zehn Jahren.
    Ja, Carola hat Momo damals mitgenommen. Normalerweise endet eine Geschichte hier -mit einem „Happy End". Man erfährt nie, wie es weitergegangen ist. Im Fall von Momo wissen wir es aber.
    Die ersten Jahre waren nicht einfach.
    Im ersten Frühjahr, als das dichte Winterfell verschwunden war, entdeckte Carola das Haflinger-Brandzeichen, ein Edelweiß. Aber das war keine Enttäuschung, eher eine amüsante Überraschung.
    Was schlimmer war: Caro hatte keine Ahnung, wie man ein Pferd ausbildet. Und Momo hatte keine Ahnung, dass Caro keine Ahnung von Pferdeausbildung hatte.
    So lief es am Anfang ziemlich krumm und schief mit den beiden, und es gab ständig Machtkämpfe zwischen ihnen. Caro wollte das „Leittier" in ihrer Partnerschaft sein, aber sie wusste nicht, wie man das wurde. Momo wollte auch das Leittier sein, und sie wusste, was dafür zu tun war ...
    Aber das Wichtigste war: Die beiden liebten sich trotz allem heiß und innig. Auch wenn sie unaufhörlich
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