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Das Wolkenpferd

Titel: Das Wolkenpferd
Autoren: Margot Berger
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nicht für verrückt -aber das ist doch ein Friese, oder?"
    Anna nickte. „Der totale Wahnsinn. Aber wie sollte ein fremder Friese hierher kommen? In der Nähe hat niemand Friesen im Stall."
    Jetzt verschwand der Mond hinter dichten Wolken. Kurze Zeit später war die gelbe Kugel erneut zu sehen - und davor bäumte der Friese sich auf.
    „Er muss entlaufen sein", sagte Lisa aufgeregt. „Los, wir fangen ihn ein."
    Barfuß stürmten sie den Weg zur Weide hinunter. Keine von ihnen fühlte den steinigen Boden, so sehr zog der Friese im Mondlicht sie in seinen Bann.
    Erneut wiederholte sich das geheimnisvolle Schauspiel, als die Mädchen näher kamen. Der Friese stieg fast kerzengerade im Licht des Mondes.
    Aber dann, von einer Sekunde zur anderen, verschwand er. Weder Anna noch Lisa hatten ihn weglaufen sehen. Er war einfach nicht mehr da. Trotzdem rannten die Mädchen zu der Stelle, wo sie ihn zuletzt beobachtet hatten. Nichts. Keine Spur. Nicht einmal Hufabdrücke konnten sie in dem weichen Boden
    erkennen. Nur ein paar Zweige von den Holundersträuchern waren abgeknickt oder abgerissen.
    Was ging hier vor?
    „Du hast den Friesen doch auch gesehen, oder?", vergewisserte Lisa sich.
    Die Mädchen blieben noch einen Moment ratlos stehen. Hatte der Wind vielleicht doch nur einige Wolken vor den Mond getrieben? Oder waren es die hochragenden Holunderzweige gewesen, die sie im Mondlicht gesehen hatten? Nein, unmöglich. Beide waren sich einig: Es war ein echter Friese gewesen. Langsam gingen sie zum Stall zurück. Gerade wollten sie durch die Tür hineinschlüpfen, als sie ein schwaches Stöhnen aus Lunas Box hörten. Der Chef hatte ihnen zwar eingebläut, nur im Notfall zu der Stute zu gehen, aber das Stöhnen genügte ja wohl...
    Es war wirklich ein Notfall.
    In der Box fanden sie Luna ausgestreckt im Stroh liegend. Sie bot ein Bild des Jammers. Die Stute atmete schwer, und ihr schwarzes Fell glänzte vor Schweiß.
    „Mein Gott, Luna hat Probleme!", sagte Lisa erschrocken. „Mit dem Fohlen scheint es Schwierigkeiten zu geben. Los, wir müssen den Chef holen."
    Danach ging alles schnell und dramatisch. Schon zehn Minuten später fuhr der Tierarzt vor. Das Fohlen musste unter schwierigen Umständen geholt werden. Aber die Hilfe kam gerade noch rechtzeitig. Ein kerngesunder kleiner Hengst wurde in der Vollmondnacht geboren.
    Lisa und Anna durften ihn als Erste von allen Mädchen sehen. Als Belohnung für ihre Aufmerksamkeit.
    „Ohne euch hätte Luna die Nacht nicht überlebt", sagte der Tierarzt zu ihnen, als er den Stall im Morgengrauen verließ. „Ein Segen, dass ihr zufällig in ihrer Nähe wart. Auch für das Fohlen - das wird bestimmt ein richtiger Glücks junge."
    Ohne euch hätte Luna nicht überlebt... Dieser Satz hing in der Luft, als der Tierarzt vom Hof fuhr.
    „Luna ... so nennt man doch den Mond",
    sagte Lisa. „Der Friese im Mond - er wollte uns bestimmt ein Zeichen geben, dass etwas mit unserer Luna nicht stimmt!"
    Für die beiden Mädchen gab es keinen Zweifel. Sie schworen sich feierlich, mit keiner Menschenseele darüber zu sprechen. Es würde ihnen ja doch niemand glauben ...

Ein Zuhause für Momo
    Am frühen Morgen hatte es zu schneien begonnen.
    Die ersten Schneeflocken waren nicht lange liegen geblieben. Aber jetzt schneite es schon eine ganze Weile, und der Schnee hatte vor der Halle des Münchener Pferdemarktes alle Dächer, Laternen und Pferdehänger mit einer weißen Haube bedeckt.
    Was für ein friedliches Winterbild.
    Und welch ein Kontrast, wenn man von draußen in die graue Verkaufshalle des Pferdemarktes trat.
    In langen Gängen, dicht an dicht, standen
    hunderte von Pferden angebunden. Der Geruch von nassem Fell und Pferdemist hing in der Luft. Ab und zu hörte man ein Wiehern oder Huf scharren. Doch abgesehen davon war es trotz der vielen Tiere erstaunlich ruhig. Bedrückend ruhig.
    Die meisten Pferde schienen sich in ihr Schicksal ergeben zu haben. Mit leeren Augen standen sie an ihren Plätzen und hatten teilnahmslos die Köpfe gesenkt. Ahnten sie, dass ihr Leben zu Ende war, wenn sie heute keinen Käufer fanden? Dass sie auf dem Schlachthof landen würden?
    Momo, die kleine fuchsrote Arabo-Haflinger-stute, war ganz vorne festgebunden, am dritten Pfosten von links. Wie ihre Pferdekollegen hob sie kaum den Kopf, wenn jemand vorbeikam, um mit dem Besitzer über den Preis zu verhandeln.
    Momo hatte das alles schon einmal mitgemacht.
    Bereits vor drei Monaten war die Haflingerstute
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