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Das Wolkenpferd

Titel: Das Wolkenpferd
Autoren: Margot Berger
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ihr Werk. Alle Achtung! In Gedanken klopfte sie sich selber auf die Schulter. Das konnte man Präzisionsarbeit nennen. Besser ging es nicht. „Du bist ja kein normales Pony!", ächzte Wilfried, während er versuchte, sich mit triefender Lederjacke, klitschnasser Hose und durchweichten Stiefeln aus dem unfreiwilligen Eisbad zu befreien.
    „Weißt du, was du bist?"
    Schimpfend robbte er die rutschige Böschung hoch, zog seine Stiefel aus und goss das graue Eiswasser heraus.
    „Ein Pitbull bist du ... Ein Kampfpony! Ein Pitbull-Pony..."
    Bibbernd vor Kälte röchelte Wilfried weiter: „So etwas wie dich dürfte man nur mit Waffenschein verkaufen ..."
    Jule sah ihn ruhig an.
    Er hatte die Quittung für seine Unverschämtheit bekommen, sich auf ihren Rücken zu setzen. Mehr war für heute nicht nötig, und so
    bemühte sie sich, jede Schadenfreude aus ihrem Blick fern zu halten. Es war besser, ihn nicht weiter zu reizen. Im Augenblick konnte sie nur hoffen, dass Wilfried nicht auf Rache sann. Leider sah es aber zunächst so aus.
    Auf dem Heimweg - er ging wieder zu Fuß neben ihr her - überschüttete Wilfried sie mit Verwünschungen (Pferdeschlachter, Rosshaarbesen, Versuchstierlabor), aber je näher sie ihrem Zuhause kamen, desto mehr flaute sein Zorn ab. Die Aussicht auf eine heiße Dusche schien ihn milde zu stimmen. Menschen waren doch leicht abzulenken.
    Britta musterte ihren Vater lange mit gerunzelter Stirn, als er endlich mit ihrem Pony an der Gartenpforte auftauchte. Seine Augenbrauen sahen aus wie angeklebte Eiszapfen. Die wassergetränkten Jeans waren gefroren und standen ab wie Bretter. Auf der braunen Lederjacke waren Wurzelreste, Binsen und vermoderte Holzstücke aus dem Graben zu interessanten Eisbildern festgefroren. Ihr Vater Wilfried sah aus wie aus einem FantasyFilm mit dem Titel: „Wesen aus der Eiszeit".
    Jule trabte auf Britta zu, schmiegte sich an ihre Schulter und folgte ihr brav in den Stall. Auf dem Weg drehte sich Britta noch einmal zu ihrem Vater um.
    „Ist unterwegs irgendetwas passiert?", fragte sie über die Schulter. Sie kannte schließlich ihr verrücktes Pony!
    „Nichts", murmelte Wilfried, „nein ... gar nichts."
    Eilig verschwand er im Haus, um sich aus seiner eisigen Horror-Verkleidung zu befreien und sich unter die warme Dusche zu stellen.

Reiterferien an der Nordsee
    Endlich! Ich, Sophie Mertens, 12 Jahre, darf zum ersten Mal Ferien auf einem Reiterhof machen. Es geht an die Nordsee. Meine Freundinnen haben mich natürlich total bestürmt, bevor es losging: „Du musst alles für uns aufschreiben, Sophie! Wie das ist, wenn man ankommt und niemand kennt. Ob man sich mit den anderen Mädchen verträgt. Wie die Pflegepferde sind. Und natürlich die Reitlehrer."
    Okay - hier ist mein Tagebuch. Ich habe jede Kleinigkeit notiert, die in dieser Woche passiert ist.
    Samstag. Puuh - ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan! Trotzdem bin ich hellwach, als mein Vater am nächsten Tag endlich mit dem Auto auf dem Reiterhof bei Büsum vorfährt. Scheint so, als hätte ich einen Volltreffer gelandet! Das große Bauernhaus gleich hinterm Deich ist superschön.
    Der Nordseewind bläst kräftig und pustet mich richtig durch, als ich aussteige.
    Das Erste, was ich auf dem Hof erblicke (oder besser: der Erste), ist der Hofbesitzer. Willi Hennings heißt er und sieht unheimlich nett aus. Er zeigt mir mein Ferien-Zuhause - ein Dreibettzimmer im ersten Stock. Er meint, ich soll am besten gleich auspacken. Aber kaum sind er und mein Vater weg, fliegt meine Reisetasche in die Ecke. Erstmal muss ich zum Fenster und mir den Reiterhof von oben anschauen! Wer kann ans Auspacken denken, wenn draußen die Pferde warten? Uber die Reithalle und den Springplatz kann ich direkt auf die Weide gucken. Cool! Eine richtige XXL-Weide. Riesig. Ganz hinten entdecke ich die Pferde. Ich schätze, so an die 30 bis 40. Oder noch mehr? Welches davon wohl mein Pflegepferd wird?
    Dann treffen die anderen beiden Reitermädchen für mein Zimmer ein. Sarah und Sandra. Sie sind so alt wie ich und auch noch nie hier gewesen. Wir beschließen, uns das „3-S-Zimmer" zu nennen - weil unsere Vornamen alle mit „S" anfangen. Jetzt aber zu den Pferden!
    Es hat vorhin kurz geregnet. Das passiert hier an der Küste öfter. Wir umrunden eine riesige Pfütze auf dem Hof. Zwei kleinere Mädchen spielen „Untergang der Titanic". Die beiden - Melinda und Jasmin - sind schon seit einer Woche da. Jasmin soll das Schiff sein. Sie
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