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Das Wolkenpferd

Titel: Das Wolkenpferd
Autoren: Margot Berger
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war, meinte, die Geburt würde sicher noch zwei Wochen auf sich warten lassen. Damit war die Sache klar - die Erlaubnis zum Übernachten war endgültig.
    Endlich war der Ostermontag da!
    Abends wurden zwei Boxen ausgemistet, der Boden geschrubbt, dann kam eine Lage Stroh hinein. Jede brachte ihren Schlaf sack mit - sechs Mädchen zwischen elf und vierzehn und zwei 18-Jährige.
    Natürlich wurde bis in die Nacht gekichert und geredet. Um 22 Uhr knipste der Stallbesitzer das Licht aus.
    „Sonst kriegen die Pferde ja nie Ruhe", brummte er.
    Die plötzliche Dunkelheit ließ die Mädchen schlagartig verstummen. Es war eine Sache, bei hellem Neonlicht in einer Pferdebox zwischen zwanzig Pferden zu liegen und eine andere, im Stockfinstern nur noch Geräusche zu hören. Automatisch senkte jede die Stimme auf ein leises Flüstern.
    Nach einigen Minuten völliger Stille quiekte Sophie auf, als plötzlich Licht durch eines der Klappfenster fiel. Der breite Strahl malte verzerrte Riesenköpfe an die Wände der Boxen. Blitzartig zog Jenny sich den Schlafsack über den Kopf.
    „Gibt es eigentlich Stallgeister?", kam es dumpf unter ihrer Kapuze hervor.
    „Quatsch", gähnte die 18-jährige Astrid. „Kinderkram. Wir haben Vollmond. Der scheint jetzt hier rein, das ist alles. Ende der Durchsage."
    Ihre gleichaltrige Freundin Kerstin kicherte. „Babys sollten lieber bei Mami im Bett schlafen."
    Jenny ärgerte sich. Die Großen brauchten gar nicht immer so superschlau zu tun!
    Da! Was raschelte dort drüben? War da was in der Sattelkammer? Dann hörte man auf der Stallgasse leise Geräusche. Oder kamen sie aus einer Box?
    „liih!"
    Lisa schoss hoch und griff sich ins Gesicht. „Es tropft! Auf meinen Kopf! Dabei regnet es draußen überhaupt nicht."
    „Ich wette, es spukt doch auf der Stallgasse." Das Wispern kam wieder aus lennys Schlafsack.
    In der Nachbarbox stand jemand vom Strohlager auf. Es war Kerstin. „Die Dichtungsschraube an der Tränke ist locker", stellte sie fest. Ihr Unterton war aufreizend erwachsen. Sie holte eine Rohrzange aus dem Werkzeugschrank und schraubte das Teil wieder fest. „Das war keine gute Idee, mit euch Zitterrüsseln die Nacht zu verbringen", sagte sie, bevor sie wieder in ihren Schlafsack kroch. „Blöde Angeberin", flüsterte Lisa.
    Noch ein paar Mal schreckten die Mädchen hoch, wenn der Mond seinen Weg fortsetzte und immer wieder an einer anderen Wand riesenhafte Schatten von Pferden und Strohballen auftauchten.
    Endlich schliefen sie nacheinander ein. Doch plötzlich ...
    „Ein Pferd!", sagte Anna, erst noch verschla-
    fen, aber dann hellwach. „Draußen ... da wiehert ein Pferd."
    Auch Lisa meinte, etwas gehört zu haben. Die beiden pellten sich aus ihren Schlafsäcken und tappten zur Tür. Die war abgeschlossen, wie immer nachts.
    „Also kann es kein Pferd von uns sein", stellte Lisa fest, „es sei denn, unsere Vierbeiner hätten neuerdings gelernt, Riegel zu öffnen." Aber der Riegel war an seinem Platz. Lisa schob ihn zurück. Anna drängte sich hinter ihr aus der Tür. Die Mädchen huschten zu den Außenboxen und spähten aus einiger Entfernung in Lunas Box. Gott sei Dank. Die Stute war noch da. Der Chef hatte ihnen verboten, zu Luna zu gehen, weil jede Störung schlecht für eine hochtragende Stute sei. Ratlos standen die beiden Mädchen auf dem Hof. Hatten sie sich verhört? Der Wind, der abends aufgekommen war, nahm zu. Plastiktüten trudelten durch die Luft, das Tor vor dem Auslauf quietschte in den Angeln.
    „Da!" Lisa stieß Anna in die Seite. „Da war wieder dieses Wiehern!"
    Anna hatte es auch gehört. Woher kam das Geräusch nur? Suchend sahen sie sich um. „Vielleicht war es doch nur das Tor?", wisperte Anna.
    Lisa sah sie mitleidig an. „Spinnst du? Seit wann können Tore wiehern? Aber vielleicht haben wir doch nur geträumt. Brrr, ich friere, lass uns zurückgehen."
    Der Wind fegte über den Hof. Die Birken neben dem Stall wurden von kräftigen Böen geschüttelt, Wolken jagten über den Himmel. Gerade wollten die Mädchen wieder in den Stall gehen, da zeigte Lisa aufgeregt zum Ende der Weide. Wie ein riesiger gelber Ball hing der Vollmond über dem Zaun.
    „Das glaube ich nicht", murmelte Anna. „Kann mich mal jemand kneifen?"
    Hinten auf der Weide, vor den Holundersträuchern, stand ... ein Pferd. Jedenfalls sah es von weitem so aus. Im Schein des Mondes konnten die zwei erkennen, wie eine Windböe die lange Mähne hochwehte.
    Lisa flüsterte: „Halte mich
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