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Das weisse Horn

Das weisse Horn

Titel: Das weisse Horn
Autoren: Iwan Antonowitsch Jefremov
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sie das tän-
    zelnde Pferd zurückhielt. „Ich habe Arslan getroffen . . . "
    Sie brach ab und sagte danni
    „Wenn wir uns im Herbst in der Verwaltung treffen, würde
    ich Sie sehr bitten, mir eingehend vom Weißen Hörn —
    und vom goldenen Schwert zu erzählen. Nun, meine Leute
    sind schon weit!" Sie blickte dem Wagen nach. „Auf
    Wiedersehen — Batur!"
    Die junge Frau spornte ihr Pferd und ritt davon.
    Der Geologe folgte ihr mit den Blicken, bis sie in dem auf-
    gewirbelten Staub verschwand. Dann zügelte er sein Pferd
    und ritt in die Siedlung.
    * Eine detaillierte Erforschung von Vorkommen mit Bohr- und Berg-
    arbeitern

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    AM SEE DER B E R G G E I S T E R
    Deutsch von Irene Müller

    Vor einigen Jahren erforschte ich einen Teil des Mittleren
    Altai, den Listwjaga-Gebirgsrücken, links vom Oberlauf
    des Katun. Ich hatte den Auftrag, Gold zu suchen.
    In diesem Gebiet gab es nichts besonders Merkwürdiges.
    Der Bergrücken Listwjaga ist verhältnismäßig niedrig,
    Berge mit ewigem Schnee, die sogenannten „Belki", gibt
    es dort nicht. So fehlten auch die funkelnden Gletscher, die
    Bergseen, die drohenden Bergspitzen und all jene Hoch-
    gebirgsschönheiten, die uns so überraschen und fesseln.
    Doch die rauhen, kahlen Bergmassive, die ihre Felsrücken
    über der Taiga erheben, die Berge, die sich unterhalb dieser
    kahlen Gipfel wie Meereswogen drängen, belohnten mich
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    für den etwas eintönigen Aufenthalt in den weiten sumpfi-
    gen Tälern der kleinen Flüsse, wo ich hauptsächlich
    arbeitete.
    Mein zweiter Auftrag lautete, einen Asbestfundort zu
    untersuchen, der am Mittellauf des Katun lag, nahe dem
    großen Dorf Tschemal. Der kürzeste Weg dorthin führte an
    der höchsten Gebirgskette des Altai vorüber, dem Katun-
    gebirge.
    Ich weiß noch sehr gut, wie ich mit meiner kleinen Kara-
    wane nach einem langen Marsch durch den „Urman"
    — einem dichten Wald aus Tannen, Zedern und Lärchen —
    ins Tal des Katun hinabstieg.
    Die Pferde versanken tief in dem glitschigen Sumpfboden,
    der unter einer Pflanzendecke verborgen lag. Jeden Meter
    konnten wir nur unter größten Anstrengungen überwinden.
    Tiotzdem ließ ich nicht halten, denn ich hatte beschlossen,
    noch am selben Tage das rechte Ufer des Katun zu erreichen.
    Der Mond ging früh über den Bergen auf, und wir konnten
    jetzt ohne Mühe vorwärtskommen. Das gleichmäßige Rau-
    schen des schnellen Flusses begrüßte uns, als wir ans Ufer
    kamen. Im Mondschein erschien der Katun sehr tief. Als
    jedoch unser Führer auf seinem Grauschimmel ins rau-
    schende, trübe Wasser hineinritt und die andern ihm nach-
    drängten, reichte das Wasser nur bis zum Knie, und wir
    gelangten ohne Schwierigkeit ans andere Ufer. Wir durch-
    querten eine überschwemmte Wiese, die mit grobem Geröll
    besät war, und gelangten wieder in Sumpfland.
    Der beginnende Anstieg ließ uns hoffen, bald auf einen
    trockenen Platz zu treffen. Der Pfad verschwand in der

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    schwarzen Finsternis eines Tannenwaldes, und die Pferde
    versanken im weichen Moosteppich. So zogen wir andert-
    halb Stunden dahin, bis der Wald lichter wurde, Tannen
    und Zirbelkiefern aufleuchteten und das Moos verschwand.
    Aber der Anstieg hörte nicht auf, im Gegenteil, er wurde
    noch steiler. Wir mochten uns noch so sehr zusammen-
    reißen — nach allen Anstrengungen des Tages fiel uns der
    Aufstieg sehr schwer. Wie freuten sich alle, als endlich die
    Hufeisen der Pferde auf Steinen klapperten und Funken
    sprühten. Vor uns lag der fast ebene Grat des Gebirgs-
    ausläufers. Hier gab es Gras für die Pferde und einen
    trockenen Platz für die Zelte. Im Nu waren die Saumsättel
    abgenommen und unter ungeheuren Zirbelkiefern die Zelte
    aufgeschlagen. Nachdem wir einen Eimer Tee ausgetrunken
    hatten und unsere Pfeifen erloschen waren, versanken wir
    in tiefen Schlaf.
    Ich erwachte vom grellen Licht und trat schnell aus dem
    Zelt. Ein frischer Wind wiegte die dunkelgrünen Zweige
    der Zirbelkiefern, die gerade vor dem Zelteingang empor-
    strebten. Die Luft war wunderbar klar. Um die steilen
    Hänge der Schneeberge flössen alle erdenklichen Schattie-
    rungen rosenroter Farbtöne.
    Die Pferdeglöckchen tönten, unter den Bäumen trieben die
    Männer unsere Pferde zusammen, verschnürten die La-
    sten — ich aber war noch immer von diesem Lichtzauber
    befangen. Nach der undurchdringlichen Taiga war dies
    eine neue Welt mit durchsichtigem Licht und leichtem,
    wechselndem Sonnenspiel.
    Als wir den
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