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Das Weihnachtshaus

Das Weihnachtshaus

Titel: Das Weihnachtshaus
Autoren: Robin Jones Gunn
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alle haben Ihre Gesellschaft genossen. Trotzdem muss ich sagen, dass ich eine solche Behauptung nicht von Ihnen erwartet hätte.»
    «Edward.»
    «Einen Moment noch, Mutter. Ich möchte noch etwas sagen.»
    Er setzte seine Brille wieder auf und sah mich durch die untere Hälfte der Gläser an. «Entscheidend ist, dass Sie die falschen Schlüsse gezogen haben aus den paar Hinweisen, die Ihre Mutter Ihnen hinterlassen hat. Ich kann mir vorstellen, was Sie sich davon erhofft haben, und trotzdem bin ich sicher, Ihnen ist klar, wie absurd es ist, wenn Sie von uns erwarten …»
    «Nein.» Ich blinzelte durch meinen nicht versiegenden Tränenstrom. «Sie verstehen nicht. Ich erwarte nichts von Ihnen. Ich erwarte nicht einmal, dass Sie mir glauben.»
    «Und warum haben Sie das alles dann zur Sprache gebracht?»
    «Ich … Ich musste die Wahrheit herausfinden. Und …»
    «Also gut, die Wahrheit ist, dass Ihre Mutter möglicherweise in irgendeiner losen Verbindung zu meinem Vater stand und dass sie irgendwie an das Foto gekommen ist. Deshalb befürchte ich, dass Sie mit Ihrer Suche nach Ihrem biologischen Vater hier bei uns keinen Erfolg haben werden.»
    «Edward», sagte seine Mutter, und ihre Stimme klang beinahe unerträglich ruhig, «ich denke, ich muss dir etwas erzählen.»
    Ich beobachtete, wie bei ihren Worten die Farbe aus dem Gesicht meines Halbbruders wich.
    Margaret straffte die Schultern und begann mit entschlossener Stimme zu sprechen. «Edward, kannst du dich an den Sommer erinnern, als du zwölf warst und ich dich und Marion zum Sommerhaus meiner Eltern gebracht habe?»
    «Natürlich.»
    «Es war das erste Mal, dass ihr mit mir in Schweden wart. Ihr habt die ganze Zeit gefragt, wann euer Vater nachkommen würde, und ich habe euch erzählt, dass er arbeiten müsste. Was ich euch nicht erzählt habe und was ich keinem von euch beiden je erzählt habe, war, dass euer Vater und ich damals getrennt gelebt haben. Er hatte eine Einladung von seinem Kollegen Charles Roth …»
    «Prospero», sagte ich leise.
    «Ja, Prospero.» Margaret schaute kurz zu mir herüber und wandte ihren Blick dann wieder Edward zu. «Charles war für die Rolle des Prospero vorgesehen. Doch ungefähr eine Woche vor der Premiere zog er sich eine schlimme Rückenverletzung zu. Deshalb rief er deinen Vater an.»
    Edward schaute auf das Programmheft. Ich wusste, er würde den Namen von Charles Roth neben der Rolle des Prospero entdecken.
    «Die Programmhefte waren schon gedruckt, als dein Vater sich entschlossen hat, nach Michigan zu gehen und die Rolle zu übernehmen. Sein ganzes Leben lang hat er von dieser Produktion geschwärmt. Es sei seine liebste und seine beste Rolle überhaupt gewesen. Er hat immer bedauert, dass ihr Kinder und ich nicht dabei gewesen sind.»
    Edward rieb sich den Nacken. Während seine Mutter erzählte, schien er allmählich lockerer zu werden.
    «Als dein Vater im Herbst darauf nach England zurückkam, haben wir uns ausgesprochen. Man hatte deinem Vater erzählt, dass ich mich mit jemandem getroffen hätte, als er fort war. Das war gelogen. Für mich gab es nie einen anderen, es gab immer nur James.»
    Margaret seufzte, bevor sie fortfuhr: «Viele Jahre später, ihr könnt euch vielleicht erinnern, hatte euer Vater Probleme mit dem Herzen.»
    «Ich erinnere mich», sagte Ellie sanft.
    «James glaubte, er müsste sterben. Da hat er mir erzählt, dass es in seinem Leben eine Zeit lang eine junge Frau gegeben hätte. In Michigan. Eine sehr junge Frau. Eine Schauspielerin. Ich habe ihren Namen nie vergessen. Sie hieß Eve. Eve Carson.»
    Edward lehnte sich zurück. Er schluckte schwer und fasste sich an die Stirn. Ellie rührte sich nicht.
    «Vielleicht verstehst du ja, warum es für mich wichtig war, dass ich nie mit irgendjemandem darüber gesprochen habe. Edward, dein Vater war ein feiner Mensch.» Margaret verstummte. Dann wandte sie sich zu mir und fügte hinzu: «Er hat nicht gewusst …»
    Ich senkte den Blick. Ich wollte begreifen, was ich gerade gehört hatte. «Meinen Sie damit, er hat nicht gewusst, dass meine Mutter schwanger war? Er hat nichts von mir gewusst?»
    Wieder holte Margaret tief Luft, um Kraft zu sammeln. «Nein. Da bin ich mir absolut sicher. Wenn mein Mann gewusst hätte, dass er noch ein Kind hat, egal, unter welchen Umständen es passiert war, hätte er Tag und Nacht gesucht, bis er Sie gefunden hätte.»
    Ich schluckte wieder, um eine neue Tränenflut zu unterdrücken, und wünschte,
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