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Das Weihnachtshaus

Das Weihnachtshaus

Titel: Das Weihnachtshaus
Autoren: Robin Jones Gunn
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Weihnachtsmann euch gebracht hat?»
    «Er hat mir ein Teeservice gebracht.» Julias Augen begannen zu glänzen.
    «Wie schön!» Katharine schien sich sehr zu freuen, wie begeistert Julia über ihr Geschenk war.
    Mark stand auf. «Mami», fragte er, bevor er den Stuhl zurück an den Tisch schob, «was ist mit dem Weihnachtspudding?»
    «Den serviere ich ein bisschen später im Salon. In Ordnung, mein Schatz?»
    Alles in mir verkrampfte sich, als ich ahnte, welche Richtung das Gespräch nehmen würde, nachdem Katharine und Andrew die Kinder aus dem Raum gebracht hatten. Ich zögerte voller Unbehagen, als Erste zu sprechen. Mir schien, dass es nichts gab, was diesen Augenblick einfacher machen würde.
    Margaret nahm den Gesprächsfaden wieder auf. «Mein Mann ist auch ohne Vater aufgewachsen. Professor Whitcombe ist im Ersten Weltkrieg gefallen. Meine Schwiegermutter hat die beiden Jungen ganz allein großgezogen. Aber James hat oft davon gesprochen, wie schwer es war, keinen Vater zu haben.»
    Es berührte mich sehr, als ich hörte, dass auch mein Vater seine Erfahrungen mit Verlust und Seelenschmerz gemacht hatte.
    «Sicher haben auch Sie einiges durchgemacht, da Sie ohne Vater aufwachsen mussten.»
    Ich nickte und versuchte angestrengt, meine Gedanken und Gefühle im Griff zu behalten. Ich wollte jetzt nichts falsch machen. Wenn es jetzt so weit ist, etwas zu sagen, dann bitte, lieber Gott, mach, dass ich das Richtige sage.
    «Sie sagen, Ihre Mutter war Schauspielerin.» Edward lehnte sich zurück und faltete die Hände. «Jetzt verstehe ich Ihre Bemerkung von gestern Abend, als ich Ihnen auf der Party erzählt habe, dass mein Vater Schauspieler war. Dieser Beruf bringt für die Kinder ganz besondere Lebensumstände mit sich, nicht wahr?»
    Seine sympathische Antwort auf unsere gemeinsamen Erfahrungen tröstete mich, und es kam mir jetzt noch schwieriger vor, die Wahrheit auszusprechen. Ich hoffte, Edward würde sich an diesen kurzen Augenblick des gemeinsamen Empfindens erinnern, wenn die Fakten erst einmal auf dem Tisch lagen.
    «Hat Ihre Mutter auf der Bühne gestanden, oder war sie beim Film?», fragte Margaret.
    «Auf der Bühne.»
    Ich fühlte mein Herz pochen.
    «Und? Steht sie immer noch auf der Bühne?»
    «Nein, meine Mutter ist gestorben, als ich elf war.»
    «Oh, Miranda, das ist sehr traurig. Was für ein Jammer.» Ellie legte eine Hand auf ihr Herz. «Das tut mir leid. Haben Sie Geschwister?»
    Ich blickte zu Edward und presste meine Lippen zusammen.
    «O nein, auch keine Geschwister», schloss Ellie, bevor ich etwas sagen konnte. «Das ist wirklich traurig. Wie tragisch, dass Sie Ihre Mutter verloren haben, als Sie noch so klein waren.»
    Edward beugte sich vor und stellte die Frage, die Menschen immer dann stellen, wenn sie etwas Würdevolles über einen Verstorbenen sagen möchten.
    «Wie hieß Ihre Mutter denn?»
    Jetzt war es so weit. Ich würde nicht noch einmal einen Bogen um die Wahrheit machen.
    Ich hielt inne und atmete tief ein. Der Geruch der nach Myrte duftenden Kerzen ließ Übelkeit in mir aufsteigen. Ich wusste, wenn ich ihren Namen aussprach, würde nichts mehr so sein wie zuvor, nicht in diesem Raum und nicht in meinem Leben.
    «Meine Mutter hieß Eve. Eve Carson, die Schauspielerin.»
    Es wurde totenstill im Raum.

DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
    Margaret umfasste die Armlehnen ihres Stuhls und starrte mich an. Ihre Worte flogen über den Tisch wie flache Steine über einen Teich. Jedes Wort verursachte eine kleine Welle, und alle zusammen brachten das ruhige Wasser in Aufruhr. «Eve Carson war Ihre Mutter?»
    Ich nickte nur. Meine zitternden Hände lagen in meinem Schoß. Ich konnte Ellie hören, wie sie den Namen «Eve» hauchte, aber ich traute mich nicht, sie anzusehen.
    «Augenblick mal», sagte Edward und setzte sich betont gerade hin. «Wollen Sie damit sagen, dass mit der ‹betörenden Eve› aus dem Gedicht Ihre Mutter gemeint ist?»
    Meine Kehle war wie zugeschnürt. Wieder nickte ich. Mit trockenem Mund sprach ich es endlich aus: «Ich habe Grund, anzunehmen, dass Sir James Whitcombe mein Vater war.»

    Edward schob seinen Stuhl vom Tisch weg und stand auf. Er verschränkte seine Hände auf dem Rücken und sagte: «Sie müssen sich irren. Und ich muss sagen, dass das nicht die Art von Diskussion ist, die ich in meinem Haus erwartet hätte. Ganz sicher nicht an Weihnachten und ganz sicher nicht in Gegenwart meiner Mutter oder meiner Frau.» Edwards Blick wurde finster. «Ich
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