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Das Weihnachtshaus

Das Weihnachtshaus

Titel: Das Weihnachtshaus
Autoren: Robin Jones Gunn
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Großmutter verletzt!»
    «Sie müssen sich auf die Lippe gebissen haben.» Ich griff in meine Schultertasche und fand das Päckchen mit den Taschentüchern, nach denen ich gestern Abend im Theater gesucht hatte. Ich zog ein Taschentuch heraus und gab es Margaret.
    Sie blickte mich an, während sie ihren Mundwinkel abtupfte. Ich hätte wegschauen sollen. Ich wollte wegschauen, wie ich es vorhin getan hatte, doch ich erwiderte ihren Blick.
    «Mark, komm sofort her und entschuldige dich bei deiner Großmutter!», rief Edward streng, als er durch die offene Tür zu uns kam. Ein frostiger Dezemberwind brauste an uns vorbei in den Flur.
    Mark ging zu ihr hin und sagte höflich: «Es tut mir schrecklich leid, Großmutter.»
    «Mach dir keine Sorgen. Es war ein Unfall, Mark. Und jetzt zieh deine Stiefel aus, bevor du hereinkommst.»
    Mark gehorchte und tapste in seinen nassen Wollsocken den Flur hinunter. Überall hinterließ er Fußabdrücke.
    «Willkommen daheim, Mutter.» Edward trat zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. «Es gibt doch nichts Schöneres, als aus deiner Heimkehr ein Ereignis zu machen, findest du nicht auch?»
    «Wie wahr.»
    «Das kann ich jetzt machen», sagte Edward zu mir, nahm die Koffer seiner Mutter und brachte sie zum Zimmer am Ende des Flurs.
    Julia schob ihren kalten Fäustling in meine Hand. «Kommst du mit nach draußen und hilfst mir, einen Schneemann zu bauen?»
    «Ich kann dir noch ein bisschen helfen, aber deine Mutter hat gesagt, dass wir bald essen.»
    «Sind die Häppchen denn fertig?»
    «Ich denke, schon.»
    «Dann komme ich jetzt rein!» Sie zog mit Schwung ihre Stiefel aus, streifte ihre Fäustlinge ab und schälte sich aus ihrem Mantel.
    Ich schloss die Tür zum Garten, hängte Julias Mantel an den Kleiderhaken im Flur und folgte ihr ins Esszimmer. In dem von Kerzen erleuchteten Raum war alles bereit für das große Festessen. Das Kerzenlicht spiegelte sich verheißungsvoll in den Gläsern und in dem blanken Porzellan.
    «Mami hat gesagt, dass ich neben dir sitzen darf, damit ich dir bei deinem Knallbonbon helfen kann.»
    Ich lächelte Julia dankbar an, obwohl mir nicht klar war, warum ich bei einem Knallbonbon Hilfe brauchte. Ich schob meine Tasche unauffällig unter den Stuhl, den sie mir zugewiesen hatte, sog den Duft der nach Myrte riechenden Kerzen ein und überlegte, was als Nächstes passieren würde. Ich war mir nicht sicher, was ich tun sollte, aber ich wusste, dass ich mich noch nicht davonmachen konnte.
    Auch der Rest der Familie fand sich schließlich im Esszimmer ein, und alle standen herum, nahmen von den Häppchen und unterhielten sich. Ich stand ein wenig abseits und hörte zu. All diese Stimmen mit ihrem britischen Akzent, die von der niedrigen Decke widerhallten, wirkten so anders als auf der Party letzte Nacht. Jetzt wurden Geschichten erzählt, die auf angenehme Weise persönlich waren und die von einer Fröhlichkeit begleitet wurden, die ihrer familiären Vertrautheit entsprang.
    Allmählich verstand ich, dass Augenblicke wie dieser Familien wie den Whitcombes ebenso viel bedeuteten wie ein Frühstück mit Waffeln meiner Mutter und mir. Katharine gesellte sich zu mir und sagte leise: «Sie machen das gut.»
    «Was mache ich gut?»
    «Sie lassen den entscheidenden Augenblick auf sich zukommen. Nur weiter so. Er wird kommen.»
    Ich war mir nicht sicher, was sie meinte, aber ich konnte es mir denken. Einer meiner Kollegen in der Buchhaltungsfirma würde es «mit dem Strom schwimmen» nennen.
    Ich entschloss mich, mit dem Strom zu schwimmen und Katharine etwas zu sagen, das eine zentnerschwere Last von mir nehmen würde. «Katharine, ich möchte mich dafür entschuldigen, wie ich mich Ihnen gegenüber vorhin verhalten habe.»
    Sie wirkte irritiert.
    «An der Tür, als ich aufbrechen wollte.»
    «Ts, ts, ts.» Damit und mit einem langsamen Augenzwinkern war mir alles verziehen.
    Genau in diesem Augenblick kam Ellie in den Raum gerauscht. Sie hielt eine ovale Platte, auf der ein perfekt gebratener Truthahn lag. Zwei kleine weiße Kochmützen waren auf die Enden der beiden Keulen gesteckt. Um den Truthahn herum war ein Kranz aus frischer Petersilie gelegt, und innendrin brutzelte noch die Füllung aus Apfelstücken, Cashewnüssen und Rosinen.
    «Gut gemacht!», rief Andrew und klatschte in die Hände.
    «Das kann ich nur hoffen.» Ellie gluckste. «Nehmt alle Platz, bitte.»
    Julia krabbelte auf den Stuhl neben mir. «Mami, sind jetzt unsere Knallbonbons
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