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Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent
Autoren: Sheri S. Tepper
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sollen.«
    »Hätte uns viel unsinniges Herumgerenne erspart«, warf Himaggery ein, der im Laufe all dieser Geständnisse und Enthüllungen zu uns gestoßen war. »Wir suchten Quench den ganzen Fluß Haws entlang bis weit im Westen über Hawshafen hinaus, und wir suchten Huld überall, bloß nicht im Höllenschlund. Wir wußten, daß es eine Grube des Schreckens war, das Nest eines Ghuls, aber wir stellten uns nicht Huld als Herrn dieses Ortes vor. Er schien zu stolz für solch eine Unehrenhaftigkeit zu sein.«
    »Ich glaube«, sagte Jinian, »daß wir nur zu bald unsere Vorstellungen von Unehrenhaftigkeit werden revidieren müssen.« Sie drückte mir die Hand und ließ mich stehen, wo ich über diese Worte nachgrübelte, während die anderen ihre geschichtliche Erkundung fortsetzten, mit solch inbrünstiger Verehrung, daß es sie fast am Boden festnagelte.
    Dorn war nicht bei ihnen. Ich ging, ihn zu suchen. Er befand sich auf einem kleinen, erhöht liegenden Felsen bei Seidenhand, Tamor und König Kelver nahe Barishs Bergfried. Tamor war von seiner körperlichen Wunde geheilt worden, doch nicht von der, die seinem Stolz geschlagen worden war, denn er war der einzige von uns, der überhaupt verwundet wurde. Er winkte mir kurz zu und verschwand, ebenso wie Kelver und Seidenhand, die, Hand in Hand, nicht mehr viel von ihrer Umwelt mitbekamen. Ich glaube, ich seufzte. Dorn warf mir einen scharfen Blick zu, den ich nur zu gut erkannte, obwohl ich ihn mit meinen Augen zuvor noch nie gesehen hatte.
    »Hast du da irgendwelche Absichten gehabt?« fragte er.
    »Nein. Oder – ja«, gab ich zu. »Ja, vor einiger Zeit. Aber nicht mehr, seitdem Kelver aufgetaucht ist.«
    »Und Jinian erschien?«
    Das war schon schwieriger. Klar, sie hatte gesagt, sie liebe mich, irgendwann in den letzten Tagen in einem Augenblick völliger Verwirrung. Klar, sie hatte gesagt, ich sei klug, und das hatte sich halbwegs bewahrheitet, wenn man den Ausgang des Kampfes als Beweis nehmen wollte. Klar, einige Teile von mir rührten sich bei dem Gedanken an sie, jedenfalls manchmal. Aber …
    »Sie sagt, sie sei eine Zauberin«, sagte ich.
    »Aha«, meinte Dorn. »Das ist schwierig.«
    »Ich glaube, es ist schwer, Zauberer zu lieben. Obwohl es gut ist, sich mit ihnen zu verbünden.«
    »Wer weiß noch davon?«
    »Niemand. Ich sollte es nicht weitererzählen, doch Ihr und Didir – nun ja, Ihr gehört ja quasi mir. Es ist wie eine Art Selbstgespräch. Ja, und Chance weiß es, weil er dabei war, als sie es erzählte. Aber Jinian scherzt nicht mit der Wahrheit, Nekromant. Wenn sie sagt, sie sei es, dann stimmt es auch.«
    »Oh, das bezweifle ich nicht. Ich frage mich nur, ob du dir Gedanken darüber gemacht hast, was sie sonst noch sein könnte.«
    »Ein anderes Talent außer Zauberei? Ich wußte nicht, daß so etwas möglich ist.«
    Er lachte. »Peter, ihr jungen Menschen seid wirklich erstaunlich. In jedem von euch wird die Welt erneut geboren. Nein, ich wollte damit nicht sagen, daß Jinian noch ein weiteres Talent besäße. Sie ist aber, außer Zauberin zu sein, noch eine menschliche Person, eine weibliche, ungefähr siebzehn Jahre alt. Nach meiner Erfahrung sind sich menschliche Personen dieses Alters – und die darüber hinaus auch – ziemlich gleich. Die meisten von ihnen lieben, hassen, weinen, sehnen, zittern vor Angst. Die meisten von ihnen kämpfen und vergeben und fassen mutige Entschlüsse. Dürfte ich vorschlagen, daß du, falls du dich zur Freundschaft mit Jinian entschließt, dies eher mit der Person als mit der Zauberin tun solltest? Sehr wahrscheinlich braucht die Zauberin niemanden – nicht einmal Jinian selbst. Sehr wahrscheinlich braucht Jinian jemanden in der Zeit, in der die Zauberin nicht herrscht.« Und er tätschelte mich sehr freundlich, als wäre ich eine Art halbzahmer Fustigar.
    Sein Vortrag beschäftigte meine Gedanken dermaßen, daß ich für mehrere Stunden die Einsamkeit suchte und während dieser Zeit mit niemandem sprach.
    Chance fing mich ab, als ich zurückkehrte. Er wollte über den Kampf, die riesigen Knochen und ihre Gewaltigkeit sprechen. »Sie machten weiter und weiter, lange, nachdem ihr aufgehört hattet, sie zu erwecken. Das haben Dorn und Queynt erzählt.«
    Zwar hatte ich keine Erklärung dafür, aber ich bestätigte, daß es stimmte, soweit ich wußte. »Die Mächte dieser Welt«, sagte Chance, »wenn man Queynt glauben will. Oh, es gibt Dinge hier, von denen wir nichts ahnen, wenn man Queynt glauben
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