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Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent
Autoren: Sheri S. Tepper
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er sich damals zum Schlafen niedergelegt hatte, gar nicht so alt gewesen war, um diese Bezeichnung zu verdienen. Er war ein gutes Stück jünger als Himaggery. Ich sah, wie er aus der Sonne herab auf das Heer hinunterstieß, sah die Silberspur seiner Pfeile, dann seinen flinken Rückzug, als er vor den Speeren floh, die ihm folgten. Die Tragamore von Huld waren wachsam. Eine Zeitlang sah ich nichts mehr von ihm, entdeckte dann aber eine rasche glitzernde Bewegung ganz hoch oben, gerade bevor ein weiterer Schwarm Speere geworfen wurde. Dieses Mal reichten sie höher, und ich glaubte, Tamor taumeln und fallen zu sehen, aber nicht, daß er zu Boden stürzte. Ich fühlte ein dämonisches Prickeln und hörte dann Didirs Stimme in meinem Kopf. Offenbar kannte sie mich so gut, daß es ihr sogar jetzt leichtfiel, mit mir Kontakt aufzunehmen. »Wir sehen ihn, Peter. Kelver und Seidenhand schlagen sich gerade in westliche Richtung durch, wo er zu Boden ging. Die Vögel werden sie tragen …«
    Aha. Also waren Yittleby und Yattleby zurückgekehrt, ihr Rekrutierungsauftrag erledigt, um uns nach besten Kräften zu helfen. Wenigstens befand sich nun dadurch Seidenhand außerhalb des Kampfgetümmels. Wenigstens hatten Kelver und sie jetzt etwas Zeit für sich selbst, um zu teilen, was während dieser langen Reise von Reavebrücke bis hierher zwischen ihnen gewachsen war. Wenn Tamor nicht ernsthaft verletzt war, überlebten vielleicht alle drei. Eine Zeitlang zumindest … Den Blick auf die Armee vor uns gerichtet, machte ich mir wenig Hoffnungen, daß wir alle noch mehr als ein, zwei Sommer überleben würden. Huld würde nicht davon ablassen, alles weiter niederzuwalzen. Wie Didir sagte – wir waren nur ein Vorwand, damit er seine Stärke erproben konnte. Hätte er wirklich Barish gewollt, wäre er mit einer geringeren Zahl und Klügeren als diesen hier erschienen. Nein, es war eine Warnung an die Welt, ein Aufwärmen seiner Muskeln. Ich haßte ihn in diesem Augenblick, haßte ihn im Namen von all dem, was ihn nicht kümmerte – Liebe, Ehre und Wahrheit und einem Wort, das er niemals gehört hatte: Gerechtigkeit.
    Die Knochen waren näher gekommen und jetzt bei einem tiefen breiten Abgrund angelangt, einer Schlucht, die bis zum Rand mit Dorngestrüpp bewachsen war. Die Knochen sprangen hinüber, leicht wie Insekten, ohne die Büsche auch nur zu berühren. Sie sprangen dutzendweise, zu Hunderten, zu Tausenden. Dann kamen die Spieler, die Knochentänzer, die von Waffenträgern über die Schlucht geflogen wurden.
    Plötzlich loderten Flammen hoch, eine Mauer aus Feuer, die Meilen breit und turmhoch war. Ich befand mich zu weit entfernt, um die Knochentänzer schreien zu hören, aber ich sah sie feurigen Fackeln gleich in diese unüberwindliche Feuermauer fallen. Die Knochen sprangen weiter, türmten sich übereinander und brannten, fielen in die Schlucht, als die Dornen wegbrannten, und schafften Raum für weitere. Nicht einmal einen Augenblick stoppten sie, sondern krochen vorwärts wie Spinnen. Etwas daran ließ Peter in der großen Grolgestalt stutzen. Warum liefen die Knochen weiter, obwohl die Knochentänzer tot waren? Gab es noch mehr Knochentänzer weiter hinten in dem Heer? Oder handelte es sich einfach um einen dieser besonderen Fälle, bei dem die Dinge, einmal erweckt, sich selbständig machten? Wenn das stimmte, würde uns nichts, was wir gegen die Spieler unternahmen, helfen können.
    »Etliche sind tot, Buinel«, flüsterte ich mir selbst zu. »Aber es kommen noch so viele, daß alles Dornengestrüpp der Welt sie nicht aufhalten könnte.«
    Der Fels unter mir begann zu zittern. Brocken lösten sich aus dem Abhang und donnerten in hohem Flug in die Mitte des Heeres. Ihr Ziel war Huld, aber seine Waffenträger wehrten sie ab. Sie flogen zur Seite, wirbelten durch die Reihen, zerschmetterten Hunderte von Schädeln oder mehr, deren Überbleibsel in der Luft tanzten, eine Wolke unzusammenhängender Weiße, wie ein Schauer grobkörnigen Schnees. Den ersten großen Steinen folgten weitere. Unruhe machte sich im Zentrum der Knochenarmee breit, ihr Tempo verlangsamte sich einen Augenblick. Was beabsichtigte Huld? Wollte er uns einfach niederwalzen, unter dem Gewicht der Knochen begraben? Oder befanden sich in diesem Heer welche, die uns suchten, Barish suchten, eine Entschuldigung für dieses Spiel suchten, dieses GROSSE SPIEL, das größte, das diese Welt je gesehen hatte?
    Noch immer marschierten sie weiter. Wir hatten
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