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Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant
Autoren: Sheri S. Tepper
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nicht der Großvater von dem da genannt werden.« Wir befanden uns im nächsten Gleitflug, der zweimal unterbrochen wurde, um Stößen aus Hulds Waffe zu entgehen. Ein großer Brocken Stein hinter uns wurde rot und glitt halbflüssig zu Boden. Ohne nachzudenken, griff ich nach Shattnir und fühlte sie wie Wein in mich rinnen, fühlte, wie sie nach dem schmelzenden Stein griff, und wie seine Hitze und Kraft in jede meiner Fasern floß. Wir warteten ab, hinter den Körpern verborgen, bis ich Huld kommen hörte, stiegen dann wieder hoch, lagen flach in der Luft, gespannt wie ein Pfeil hinter den aufgehäuften Körpern auf den kalten Wind gerichtet. Himaggery japste. Ich hielt ihn unter einem Wandlerarm, riesig und haarig wie das Bein eines Pombi. Nun, er mußte doch eigentlich an die Gewohnheiten von Wandlern gewöhnt sein. Um mich in meine Mutter hineinzupflanzen, sollte er sie recht gut gekannt haben.
    Die Höhle bebte weiter. Ich hörte Huld etwas rufen, weit hinter mir, dann einen anderen Ruf, der wie Angst klang. Entweder lag er unter einem der niederstürzenden Steinbrocken begraben, oder einer hatte ihn knapp verfehlt. Es war mir gleich, was nun stimmte. Die Höhlenöffnung befand sich unmittelbar vor mir. Mavin war bereits da. Der Eingang war mit einem engmaschigen Gitter versperrt, das mit derselben Kraft sprühte, die auch aus Hulds Waffe kam. Mavin breitete wütend die Hände aus. Sie konnte sich nicht wandeln, um durch die engen Löcher des Gitters zu schlüpfen, ohne sich selbst zu braten. In mir lachte Shattnir. Ihr Lachen klang bitter. Es war keine Erfahrung, damals und später, die ich übermäßig genossen hätte.
    Die ganze Hitze des großen geschmolzenen Steines schoß in den Strahl, der das Gitter zerbrach, zerschmolz und seine zerbrochenen Teile über den halben Berghang verstreute. Mavin flüchtete durch die Öffnung, hinaus und den Berg hinab, wissend, daß ich ihr folgen würde. Um uns herum dröhnte die Erde, nicht mehr zitternd, sondern in gewaltigen, schrecklichen Wellen. Ich flog durch die Öffnung in unberührte hohe Luft, in eine graue Wolke hinein, und erblickte gerade noch die weißen Flügel eines riesigen Vogels durch die Dämmerung unter mir davongleiten.
    Dann sahen wir es, Himaggery und ich. Drüben im Südosten, wo der Schiffsturm gewesen sein mußte, ein Feuerball, der anschwoll, bis er zu einer kleinen Sonne wurde. Eine Wolke stieg darin von unten nach oben, blutig, totenkopfartig im trüben Licht, mit Feuer und Blitzen, die oben darauf tanzten. Der Wind packte uns, wirbelte uns weit oben herum, auf dem Antlitz eines heißen Atems, den Shattnir einfach in mich einsog und speicherte. Die Erde röhrte, hob sich und fiel in mächtigen Wogen. Ich sah einen Berg erzittern, seinen Kopf zurückwerfen und lachend in brüllende Teile auseinanderbersten, als wir durch die Luft rollten, uns auf dem Wind drehten. Ungezügeltes Feuer flammte auf, knisterte und erstarb schließlich.
    Nach einer Weile kamen wir zur Erde hinab, auf einen grünen Hügel, der ruhig unter uns lag, unbeweglich wie ein Stuhl. Wind kam aus dem Norden auf, um die blutige Wolke auseinanderzureißen und ihre Stücke hinwegzutragen. Die Sonne brach durch, auf halber Höhe am westlichen Himmel. Es war nicht einmal ein ganzer Tag vergangen, seit wir uns im Schiffsturm versteckt hatten, um die Zeremonie und den Ruf nach ZUHAUSE zu beobachten. Neben mir riß Himaggery einen Grashalm aus und schloß seine zitternden Lippen darum.
    »Also, Bursche … Was meinst du, was wir nun tun sollten?«
    Ich riß mir auch einen Grashalm aus.
    »Ich habe keine Ahnung, was Ihr tun wollt, Himaggery«, sagte ich. »Was mich betrifft, so verwandle ich mich jetzt in einen Drachen und suche nach meiner Mutter.«

 
13
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Die Leuchtende Domäne
     
    Wir fanden Mavin auf ihrer Bergspitze, genau dort, wo ich vermutet hatte, sie zu finden, und sie bewunderte gebührend den wunderbarsten Drachen, der ihr oder irgend jemandem auf der Welt je zu Gesicht gekommen war. Die Idee war töricht, wie Chance gesagt hatte. Das Feuer und die Geschwindigkeit und der Wind unter den Schwingen waren ganz gut, aber da gab es noch Windlow, der in meiner Tasche steckte, und Tausende von großartigen Spielern (und auch einige Bauern), die in den Höhlen unter dem Schnee lagen. O ja, wir waren zurückgegangen, Himaggery und ich, nur um sicherzugehen. Die Höhlen waren nahezu unversehrt, abgesehen von etwas zerschmolzenem Stein und ein bißchen heruntergebrochenem Eis.
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