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Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant
Autoren: Sheri S. Tepper
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eine Zeremonie ist! Wir alle wissen, daß es nur eine Zeremonie ist. Die Nachricht von ZUHAUSE ist nur ein Ritual. Wir wissen alle …«
    »Wir wissen es nicht alle. Vielleicht vermuten wir es, aber wir wissen es nicht alle. Wie lange ist es her, Manacle? Ich will es wissen. Auf!«
    »Seit … seit meines Urgroßvaters Zeiten. Seitdem tat sich nichts mehr. Nichts mehr, um nach ZUHAUSE zu senden. Und eine Nachricht aus der Heimat kam schon lange Zeit davor nicht mehr. Die Geräte haben aufgehört zu arbeiten, Quench. Es ist niemandes Schuld. Sie haben einfach aufgehört zu arbeiten.«
    »Also ist alles nur Betrug und Augenwischerei. Alles. Das Beobachten der Monster und die Fakultät … alles.«
    »Nein, Quench. Ihr wißt, daß das nicht stimmt. Es bedeutet etwas, bewahrt etwas. Ihr dürft nicht, dürft nicht …«
    »Was darf ich nicht? Was? Manacle, es ist nur um der armen Burschen da draußen willen, daß ich Euch nicht auf die Plattform schleppe und als das entblöße, was Ihr seid – ein leerer Sack Luft. Ich lasse Euch hinausgehen, Manacle, mit Euren Lügen und Eurer zeremoniellen Nachricht. Ihr! Ich erinnere mich an Zeiten, wo Kaptan zu sein etwas bedeutete. Was mich betrifft, ich gehe zum Rat …«
    »Was – wo – was werdet Ihr tun?«
    »Ich gehe, Manacle. Mit allen Techniks, die mit mir kommen wollen, und das heißt, den meisten von ihnen. Wir haben heute morgen die Maschine, die die Stiefel kontrolliert, abgestellt. Ihr könnt sie nicht zurückhalten, und sie würden sich auch nicht zurückhalten lassen. Wir gehen. Einige der jüngeren Männer können mit uns gehen und falls nicht – dann eben nicht. Es tut mir leid für Euch, Manacle, aber es gibt nichts, was ich tun könnte, um Euch zu retten, und ich will nicht mit Euch untergehen.«
    Und fort war er, klappernd die Wendeltreppe hinab. Mavin und ich konnten ihn hören, hinab, hinab, bis das Geräusch leiser wurde und verklang und ich wußte, daß er im Laderaum angekommen war und den Turm verlassen hatte. Manacle weinte vor uns, große Tränen rannen über sein Gesicht. Draußen hatte der Gesang wieder seinen Höhepunkt erreicht. Manacle schluckte, ließ einen kleinen, zutiefst traurigen Seufzer hören, wischte sich dann das Gesicht mit dem Ärmel ab, wobei die steife goldene Borte lange Striemen zurückließ. Nichts ahnend ging er zur Tür, atmete noch einmal tief durch und öffnete sie. Als Mavin und ich hinfortschlüpften, um Quench zu folgen, hörten wir seine Stimme über die Welt schallen: »Nachricht, Nachricht von ZUHAUSE …«

 
12
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Huld
     
    Wir erreichten den Laderaum nahe dem Boden des Turmes – des ›Schiffes‹ – nur wenige Sekunden, bevor Manacle selbst herunterkam. Er lächelte gezwungen und starr, als er Flogshoulder und Riß neben der Leiter antraf. Ich hörte, wie Riß sagte: »Wo sind die Techniks? Sie sollten doch hier sein, um die Körper zu entladen und zurückzubringen …«, und Flogshoulder unterbrach ihn, wie immer, mit etwas Unbedeutendem. Manacle hörte keinem der beiden zu.
    Er nahm Flogshoulder bei den Schultern und sagte: »Ruhig, Junge. Sei still. Hör mir jetzt gut zu, wenn dir dein Leben lieb ist. Erinnerst du dich an den Raum, in dem wir gestern waren? Der Raum, der die Verteidiger kontrolliert? Gut. Braver Junge. Ich möchte, daß du dort hingehst. Ich habe die Tür für dich offengelassen. Ich möchte, daß du den Hebel herunterdrückst. Komm danach zu mir zurück und berichte mir.« Er tätschelte Flogshoulder und wandte sich, beinahe geistesabwesend, Riß zu, immer das dasselbe starre Lächeln im Gesicht.
    »Riß, ein kleiner Notfall ist eingetreten. Nichts, was wir nicht in den Griff bekämen – aber ich denke, das Komitee sollte zu Rate gezogen werden. Könntet Ihr Euch unter die Feiernden mischen und vorschlagen, den Rest der Zeremonie drinnen abzuhalten? Hmm? Und den Komiteemitgliedern sagen, daß wir uns im Tagungsraum treffen? Habt Ihr Huld gesehen? Nein. Das wäre auch mehr gewesen, als ich zu hoffen gewagt hätte. Vielleicht …«
    Riß und Manacle begannen einen langsamen Rundgang durch die Menge, die sich auf dem grasbewachsenen Platz versammelt hatte. Ich erinnerte mich, daß Manacle gesagt hatte, die Techniks würden Gebäck und Wein servieren. Es waren aber keine Techniks zu sehen, und die Zauberkünstler schauten sich gegenseitig mit geschürzten Lippen und verärgerten Gesichtern an. Gemurmel setzte ein, wurde lauter, als die Feiernden sich in Richtung der Eingänge begaben. Wir
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