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Das Wahre Kreuz

Das Wahre Kreuz

Titel: Das Wahre Kreuz
Autoren: Joerg Kastner
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erzielt. Erfolge, an denen der junge General Bonaparte einen entscheidenden Anteil hatte. 1797 waren die Konflikte durch den Frieden von Campo Formio beendet worden.
    Nur die Engländer, die ihre weltweiten Handels-interessen durch die revolutionäre Erschütterung des bisherigen Machtgefüges bedroht sahen, boten Frankreich weiterhin die Stirn und saßen, beschützt durch ihre scheinbar unbesiegbare Flotte, trotzig auf ihrer Insel. Der französische Plan, einen irischen Aufstand gegen England zu unterstützen, war gescheitert, und auch eine direkte Invasion Englands erwies sich als undurchführbar, solange die englische Flotte ungeschlagen war.
    So sah es auch Napoleon Bonaparte, der im Dezember 1797 zum Oberbefehlshaber über die zur Durchführung der Invasion vorgesehene Englandarmee ernannt wurde. Er unterbreitete dem Direktorium den Vorschlag, Ägypten zu besetzen, Englands Landweg nach Indien. Auf diese Weise würde man den Feind von seinen indischen Kolonien abschneiden und ihm einen schweren wirtschaftlichen Schaden zufügen. Die eigent-liche Idee zu diesem Plan geht allerdings auf den französischen Außenminister Talleyrand zurück, und der wiederum ließ sich wohl von dem Philosophen Gott-fried Wilhelm Leibniz inspirieren, der schon 1671 dem französischen König Ludwig XIV. eine Eroberung Ägyptens vorgeschlagen hatte.
    Für das Direktorium selbst, das den Plan absegnete, gab es dafür neben dem Ziel, die Ideale der Französischen Revolution auch auf den afrikanischen Kontinent zu tragen, einen wohl gewichtigeren innenpolitischen Grund. Als man Bonaparte das Kommando über die Italienarmee übertrug, war die militärische Lage verzweifelt gewesen. Durch seinen Siegeszug war zwar Frankreich militärisch gerettet worden, aber auch der siegreiche General selbst hatte daraus seinen Nutzen gezogen. Seine Popularität wuchs in ungeahnte Höhen, und er selbst sah sich zu Größerem berufen, erkannte in sich nicht nur militärische, sondern auch diplomatische und politische Fähigkeiten. Dem Direktorium war in ihm plötzlich ein ernsthafter Konkurrent um die Macht erwachsen, und diesen Mann im fernen Ägypten zu wissen hatte für die Direktoren etwas Beruhigendes.
    Übrigens hatte Napoleon wenige Jahre zuvor, als seine militärische Karriere in Frankreich stagnierte, mit dem Gedanken gespielt, seine Dienste dem türkischen Sultan anzubieten. Welchen Gang hätte die Weltge-schichte dann wohl genommen? Ein hochinteressantes Gedankenspiel für alle, die sich gern mit alternativen Geschichtsverläufen beschäftigen. Jetzt aber sah der in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsene Beutefranzose Bonaparte (seine Heimatinsel Korsika wurde nur ein Jahr vor seiner Geburt von Genua an Frankreich verkauft) seine Zukunft in Frankreich. Als gelernter Militär kannte er nur den Weg des militärischen Erfolgs, um seinen Einfluß zu vergrößern. Als Oberbefehlshaber einer Englandarmee, die wegen mangelnder Seeunter-stützung niemals zum Einsatz kommen würde, würde er wenig Ruhm gewinnen. In Ägypten aber warteten Schlachten und Siege gegen ein mit veralteten Mitteln kämpfendes Mameluckenheer. Nach einem glanzvollen Sieg auf dem orientalischen Kriegsschauplatz wollte er
    – das war von vornherein sein Plan – nach Frankreich zurückkehren und den Kampf in Europa fortsetzen, den gegen England auch, aber nicht weniger den um die Macht im eigenen Land.
    Jahre später übrigens, als er bereits Kaiser der Franzosen war, sah er sich vor eine ähnliche Wahl gestellt.
    1805 hatte er in Boulogne ein 150000 Mann starkes Heer zur Invasion Englands aufgestellt. Als aber die französisch-spanische Flotte, die Englands Flotte ablen-ken sollte, bei Trafalgar von Lord Nelson geschlagen wurde, erschien die Invasion erneut als ein sehr riskan-tes Unternehmen. Da kam es Napoleon nur gelegen, daß England die Länder Rußland, Österreich, Schwe-den und Neapel zur Bildung einer dritten Koalition gegen Frankreich gebracht hatte. Er ließ das Lager bei Boulogne abbrechen und führte seine Armee in Eilmärschen erst nach Süddeutschland, wo er den österreichischen General Mack in Ulm zur Kapitulation zwang, und dann nach Mähren, wo er in der Dreikaiser-schlacht von Austerlitz einen grandiosen Sieg – wohl den größten seiner Laufbahn – über das vereinigte österreichisch-russische Heer errang. Wieder einmal hatte sich der indirekte Weg im Kampf gegen England –
    in diesem Fall der Kampf gegen seine Verbündeten – als erfolgreich
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