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Das Wahre Kreuz

Das Wahre Kreuz

Titel: Das Wahre Kreuz
Autoren: Joerg Kastner
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erwiesen.
    Erfolgreich verlief, zunächst, auch Bonapartes ägyptischer Feldzug. Auf dem Seeweg nach Ägypten wurde
    – quasi im Vorübersegeln – die Insel Malta erobert und der Herrschaft des machtlosen Johanniterordens entrissen. Als Bonaparte dann endlich in Alexandria an Land ging, kam er offiziell, um die Bevölkerung von der Schreckensherrschaft der Mamelucken zu befreien.
    Auch er wußte schon, daß ein Krieg gegen den Terror sich propagandistisch besser vermarkten läßt als ein Eroberungsfeldzug. Zugutehalten muß man ihm, daß er tatsächlich einiges unternahm, um die Lebensumstände der Bevölkerung zu verbessern. Schon auf Malta ließ er Schulen gründen und verfügte eine Gleichstellung der Juden mit den Christen, ordnete sogar den Bau einer Synagoge an. Nachdem er Alexandria und nach der siegreichen Schlacht bei den Pyramiden auch Kairo eingenommen hatte, behandelte er auch hier die Bevölkerung mit Respekt; ebenso respektierte er ihren Glauben. Im Gegensatz zu den Kreuzfahrern im Mittelalter machte er den Menschen ihren islamischen Glauben nicht streitig und verfügte in einer Proklamation an das ägyptische Volk, daß Gottesdienste und Gebete wie gewohnt stattfinden sollten. Der Sieg über das Mameluckenheer bei den Pyramiden und der Einzug in Kairo bilden aber auch schon den Höhepunkt von Bonapartes Orientabenteuer. Kurz darauf überraschte die englische Flotte unter Nelson die bei Abukir ankernde französische und versenkte elf der dreizehn französischen Li-nienschiffe. Damit war das Expeditionsheer von Frankreich abgeschnitten, sein Kampf auf lange Sicht einer auf verlorenem Posten. Ungeachtet einiger weiterer militärischer Siege erkannte das auch Bonaparte, späte-stens, als er sich im Mai 1799 nach zweimonatiger Belagerung von Akkon zurückziehen mußte. Es war die erste militärische Niederlage seiner Laufbahn. Die Türken hatten nicht, wie erhofft, gemeinsam mit den Franzosen Front gegen die englischen Kolonien gemacht, sondern Frankreich den Krieg erklärt. Bei Akkon been-deten sie mit englischer Unterstützung Bonapartes Marsch nach Syrien.
    Im Juli erfocht Bonaparte einen Sieg über ein mit englischer Flottenunterstützung bei Abukir gelandetes türkisches Heer, und kurz darauf schiffte er sich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Frankreich ein. Dort konnte er sich dank des letzten Sieges als Rächer der ein Jahr zuvor bei Abukir versenkten Flotte feiern lassen. Noch galt der Orientfeldzug als Erfolg, und seine Popularität ebnete Bonaparte den Weg zum Rang des Ersten Konsuls von Frankreich. Das zurückgelassene, vom Nachschub abgeschnittene Expeditionsheer hielt sich noch zwei Jahre lang, mußte aber nach der Lan-dung eines englischen Heeres im August 1801 kapitu-lieren. War der Orientfeldzug also ein Erfolg oder ein Fehlschlag? Für Frankeich war er außenpolitisch und militärisch ein Fehlschlag, da er trotz vieler gewonnener Schlachten den englischen Überseehandel zu keinem Zeitpunkt gefährdet hatte. Für das Direktorium war er aus innenpolitischer Sicht ein Fehlschlag, da es zwar gelungen war, Bonaparte zeitweilig abzuschieben, seine Rückkehr als siegreicher Eroberer Ägyptens aber letztlich zum Sturz des Direktoriums führte. Womit fest-steht, daß das Unternehmen für Bonaparte selbst aus karrierestrategischer Sicht ein voller Erfolg gewesen ist.
    Seinem Aufstieg zum Ersten Konsul folgte die Krönung zum Kaiser der Franzosen; beides hätte – vielleicht –
    ohne den Ägyptenfeldzug nicht stattgefunden.
    Den größten Erfolg aber konnte die Wissenschaft vermelden. Napoleon gab der Expedition von vornherein einen wissenschaftlichen und kulturorientierten Beigeschmack, indem er 167 (nach anderen Angaben 175) Wissenschaftler und Künstler der verschiedensten Disziplinen mitnahm. Verstärkt wurde der wissenschaftliche Aspekt der Unternehmung durch die Gründung des Instituts von Ägypten, das die Erforschung des Landes und den Fortschritt vorantreiben sollte.
    Unter den zweiten Punkt fielen so praktische Dinge wie die Verbesserung der Ernährung durch modernere Öfen, die Errichtung von Mühlen und die Reinigung des Nilwassers. Auch der 1869 eröffnete Suezkanal fußt auf Vermessungen, die während des Ägyptenfeldzugs vorgenommen wurden. Bonapartes Abenteuer im Wüstensand hat keine bleibende Kolonie begründet, wohl aber eine allgemeine Ägyptenbegeisterung und die moderne Ägyptologie. So fanden die Franzosen bei Rosette eine Granitplatte, die, wie viele der
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