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Das Wahre Kreuz

Das Wahre Kreuz

Titel: Das Wahre Kreuz
Autoren: Joerg Kastner
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Kasten mit der Streitaxt hinter sich, und hinter der Kuppe einer Sanddüne verschwand. Unsere Wege, die seit meiner Kindheit gemeinsame gewesen waren, hatten sich getrennt. Wohl für immer.
    Vor mir lag ein neuer Weg, der in ein neues Leben führte, ein Leben mit Ourida. Der Weg würde steinig sein, denn die Hüter des Kreuzes waren, wie die Geschichte zeigte, stets von Verfolgung und Gefahr bedroht. Aber zumindest gab es die Ritter vom Verlorenen Kreuz nicht mehr, und die Bedrohung durch Bonaparte würden wir ebenfalls meistern. Ich war voller Zuversicht, denn mit mir würde die beste Frau den Weg beschreiten, die ich mir wünschen konnte. Als ein Fremder war ich in dieses Land gekommen und als einer, der keine klare Vorstellung von seinem Lebensziel hatte. Nun aber, als ich an Ouridas Seite nach Süden ritt, wußte ich, daß ich zu ihr gehörte. Wir würden ein Heim für uns finden und eine neue Stätte für das Wahre Kreuz.

    Epilog
    eder habe ich meinen Onkel jemals wiedergese-W hen, noch habe ich etwas von ihm gehört. Ich kann nur rätseln, ob ein wütender General Bonaparte ihn gerichtet hat oder ob es ihm gelungen ist, sich abzusetzen und vielleicht unter falschem Namen unterzu-tauchen. Aber ich denke jeden Tag an ihn, und das stets mit der Liebe eines Sohnes zu seinem Vater.
    Auch weiß ich nicht, was aus Maruf ibn Saad und seiner Tochter Aflah geworden ist. Ich bin nie wieder nach Kairo und auch nicht nach Alexandria gekommen, wo ich mich nach ihnen hätte erkundigen können.
    Sind sie Bonapartes Vergeltung entgangen? Ich wünsche es ihnen und hoffe, daß aus Aflah doch noch eine glückliche Frau geworden ist. Ourida und ich stießen am Eselsfelsen auf den jungen Beduinen mit den Pack-pferden, und spät in der Nacht trafen auch Murad und die sieben anderen Krieger dort ein, allesamt erschöpft, aber unverletzt. Sie hatten die französischen Soldaten auf eine Weise an der Nase herumgeführt, wie es nur die Söhne der Wüste vermögen. Gemeinsam zogen wir zu der geheimen Wasserstelle, wo der traurige Rest des einst stolzen Stammes der Abnaa Al Salieb wartete.
    Heute, da ich dies niederschreibe, zehn Jahre nach den geschilderten Ereignissen, leben wir alle friedlich in einer kleinen Oase, die wir mit unserer Hände Arbeit bewirtschaften und deren Früchte uns reichlich ernähren. Ich mache wohlweislich keine genaueren Ortsan-gaben, damit nicht jene, die dem Wahren Kreuz nach-jagen, den Frieden stören. Und ich bete zu Gott, daß die Zeit der Prüfungen für die Abnaa Al Salieb vorbei sein möge.
    Bonaparte hat es auch ohne das Wahre Kreuz geschafft, ein mächtiger Mann zu werden. Kaiser der Franzosen nennt er sich jetzt, und halb Europa liegt ihm zu Füßen, die andere Hälfte aber haßt ihn ab-grundtief. Dieser Haß, so denke ich, wird ihm eines Tages zum Verhängnis werden. Aus Ägypten mußte er sich schon vor Jahren zurückziehen, und nie hat er die Vormachtstellung der Engländer im Nahen Osten ge-fährden können. Ob er mehr Erfolg gehabt hätte, hätte er das Wahre Kreuz bei sich getragen?
    Ich weiß es nicht, und jetzt, nach all der Zeit, erscheint es mir auch nicht mehr wichtig.
    Wichtig sind der Friede in unserer Oase und das Lä-
    cheln auf dem Gesicht meiner Gemahlin Ourida, wenn wir abends vor unserem Haus stehen und unseren Töchtern beim Spielen zusehen: Ourida, der älteren, und ihrer Schwester Rabja.

    ZEITTAFEL I
    Die Zeit der Kreuzzüge
    1095
    Papst Urban II. ruft in Clermont zum 1. Kreuzzug auf.

    1096-1099
    1. Kreuzzug.

    1099
    Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer und Auf-findung des Wahren Kreuzes in der Grabeskirche.
    Gründung des christlichen Königreiches Jerusalem.
    Gründung des Johanniterordens.
    1120
    Gründung des Templerordens.
    1147-1149
    2. Kreuzzug, der für die Kreuzfahrer unrühmlich verläuft.
    1171
    Saladin, Sultan von Ägypten und Syrien, gelangt an die Macht.

    1186
    Guido von Lusignon wird König von Jerusalem.

    1187
    Das islamische Heer unter Saladin erringt bei Hattin einen vernichtenden Sieg über das christliche Heer unter Guido.
    Verlust des Wahren Kreuzes an Saladin.
    Saladin erobert Jerusalem.
    1189-1192
    3. Kreuzzug unter der Führung des englischen Königs Richard Löwenherz und des französischen Königs Philipp II.
    1191
    Die Belagerung Akkons durch die Kreuzfahrer führt zu Verhandlungen.
    Saladin bietet im Gegenzug für die Verschonung der Stadt unter anderem die Rückgabe des Wahren Kreuzes an, hält aber nicht Wort.
    1192
    Nach erfolglosen
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