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Das Wagenrennen

Das Wagenrennen

Titel: Das Wagenrennen
Autoren: Martin Scott
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einen Mitbürger zusammenzuschlagen.
    »War klar, dass dir ausgerechnet der einzige Beamte einen Gefallen schuldet, der zu ehrlich ist, um das Recht deinetwegen zu beugen.«
    Wir nähern uns Ferias, einer willkürlichen Ansammlung von großen Landhäusern, kommen aber nur langsam voran. Der Boden ist aufgewühlt und schlammig, und einige Flüsse sind so angeschwollen, dass wir nur unter großen Schwierigkeiten hinüberkommen. Es ist schon lange her, seit ich das letzte Mal hier war. Als ich noch Hoher Ermittler im Palast war, kam ich regelmäßig als Gast von verschiedenen Senatoren, Prätoren und wohlhabenden Zauberern hierher. Jetzt bin ich hier etwa so willkommen wie ein Orgk auf einer Elfenhochzeit.
    Wir haben mittlerweile schon späten Nachmittag. Meine Laune sinkt immer mehr. Es regnet riesige Tropfen. Nach zwei Stunden fühlt es sich an, als prasselten mir Felsbrocken auf den Kopf. Ich erkläre Makri, dass ich jetzt wieder mit dem Regenmantel dran bin, und wir tauschen.
    »Wenn du als Zauberer etwas taugen würdest, könntest du zwei davon machen.«
    »Wenn ich als Zauberer etwas taugen würde, würde ich nicht durch den Regen reiten, sondern säße in einer großen Villa in Thamlin und würde Horoskope für Prinzessinnen und Höflinge erstellen und das Leben ansonsten genießen. Ich hätte fleißiger lernen sollen, als ich Zauberlehrling war.«
    Wir reiten einen kleinen Hügel hinauf, und in der Ferne sehen wir Mursius’ Villa. Plötzlich wiehert mein Pferd und scheut. Ich versuche, es wieder unter Kontrolle zu bekommen, aber die nassen Zügel rutschen mir aus der Hand, und ich stürze zu Boden. Ich rappele mich hoch, rutsche im Schlamm aus und verfluche das dumme Vieh, was das Zeug hält. In dem Moment treten ohne jede Vorwarnung drei große Orgks mit gezückten Schwertern hinter den Bäumen hervor.

4. KAPITEL
    Das kann doch gar nicht sein! In den von Menschen besiedelten Ländern laufen keine Orgks frei herum. Und schon gar nicht in Ferias, der Sommerfrische der Stinkreichen.
    Orgks sind größer als Menschen und ganz allgemein etwas stärker. Außerdem habe ich noch keinen getroffen, der nicht wild gewesen wäre. Aber da ich ihnen nur auf dem Schlachtfeld begegnet bin, vermute ich, dass es vielleicht auch einige gibt, die nicht wild sind. Vielleicht bleiben die Poeten der Orgks ja lieber zu Hause. Doch das bezweifle ich. Die meisten Menschen halten die Orgks für so dumm wie Tiere, dafür habe ich jedoch noch keinerlei Anhaltspunkte gefunden. Ihre Botschafter zum Beispiel haben sich oft als sehr gerissene Unterhändler erwiesen, und Bergamotz, der Fürchterliche, der große Orgk-Führer, der vor fünfzehn Jahren alle orgkischen Stämme vereinte und sie gegen den Westen führte, war ein brillanter Stratege und General. Selbst die vereinten Kräfte von Elfen und Menschen konnten ihn nur durch eine Kombination von Glück. Zauberei und Verzweiflung besiegen.
    Makri hasst die Orgks mehr als jeder andere. Dennoch weigert sie sich zuzugeben, dass die menschliche Zivilisation weiter entwickelt ist. Sie behauptet, dass, im Gegensatz zu der im Westen vorherrschenden Meinung, Orgks durchaus Musik, Literatur und sogar eine Art Theater kennen. Dort werden langatmige Vorstellungen verschiedener religiöser Rituale aufgeführt. Wenn das stimmt, ist uns das vollständig unbekannt. Die einzige Musik, die wir von ihnen kennen, sind ihre wilden Kriegsgesänge, die sie schmettern, wenn sie in die Schlacht ziehen, und die grauenvoll kreischende Pfeifenmusik, die sie auf den Rücken ihrer Drachen veranstalten. Orgks können im Gegensatz zu Menschen Drachen züchten und kontrollieren. Sie haben dunkle Haut und tragen ihr Haar lang. Diesen Stil bevorzugen nur die niederen Klassen in Turai. Außerdem kleiden sie sich in schäbige schwarze Kleidung mit Quasten. Sie mögen Silberschmuck und sind ausgezeichnete Waffenschmiede. Sie hassen die Menschen und verstehen es, zu kämpfen. Das kann ich auch. In diesem Fall ist das auch ein ziemliches Glück, denn ich trage keinen Zauberspruch in meinem Gedächtnis. Also zücke ich Schwert und Dolch und gehe in die Kampfhocke.
    Die drei Orgks tragen die Gewänder junger Krieger, schwarze Helme und Wamse, und haben ihre Waffen im Gürtel an den Hüften. Aber bis jetzt machen sie keine Anstalten, uns anzugreifen. Das ist seltsam. Orgks und Menschen sind erbitterte Feinde. Normalerweise verschwenden wir keine Zeit, wenn wir aufeinander treffen, sondern töten uns einfach gegenseitig. Ich
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