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Das Wagenrennen

Das Wagenrennen

Titel: Das Wagenrennen
Autoren: Martin Scott
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gehandelt wird, eine besonders gute Chance in diesem Rennen hat. Ich flüstere Makri den Grund dafür ins Ohr.
    »Ich kenne den Besitzer. Ich habe mit ihm getrunken, bevor er nach Süden gegangen ist. Er hat diesen Wagen in Reserve gehalten und ihn gut versteckt. Mir hat er erzählt, dass er noch nie ein besseres Pferdegespann trainiert hätte. Deshalb geht er damit auch nach Juval, wo ihn keiner kennt. Er wird eine Menge Geld machen, wenn er bei sechs zu eins setzt, und ich auch.«
    Mox ist etwas überrascht, als ich zuversichtlich meine vierzig Gurans auf Trollverstümmler setze. Draußen, vor seinem Büro, führe ich im Regen einen kleinen Freudentanz auf.
    »Zweihundertvierzig Gurans für Thraxas, danke vielmals.«
    »Und wenn er verliert?«, erkundigt Makri sich beiläufig, als sie sich auf ihr Pferd schwingt.
    »Nie im Leben. Vertrau mir. Ich weiß, was ich tue.«
    Das Gewitter ist vorbeigezogen, aber es wird noch genug davon geben. Der Ritt nach Ferias dauert ungefähr zwei Stunden. Schon als wir die Stadtmauern von Turai erreichen, ist meine gute Laune über die gewinnträchtige Wette verpufft, und ich bedauere stattdessen, dass ich diesen Fall angenommen habe. Auf halbem Weg nach Ferias erwäge ich ernsthaft umzukehren.
    »Das ist wirklich mies!«, fluche ich. »Ich fühle mich etwa so schlecht wie eine niojanische Hure! Ich bin nicht mehr so nass gewesen, seit Ghurd und ich im Krieg unter einem niojanischen Floß hindurchgeschwommen sind und sie dann überrumpelt haben. Und damals war ich ein ganzes Stück jünger.«
    Wir legen einen kurzen Zwischenstopp ein, um etwas zu essen, und suchen dabei Schutz unter einem Baum. Makri sieht sich derweil nach irgendwelchen interessanten Pflanzen um.
    »Vermutlich gibt es genug interessante Pflanzen in dem Garten von Mursius’ Villa. Stiehl doch einfach dort eine.«
    Wir reiten weiter.
    »Was willst du eigentlich machen, wenn wir erst mal da sind? Wird seine Frau es nicht etwas unverschämt finden, wenn du einfach hereinmarschierst und wissen willst, wo und an wen sie ihre Beute verscherbelt hat?«
    Ich betrachte Makri interessiert. Als sie in Turai ankam, hatte sie nicht die geringste Vorstellung davon, was unverschämt bedeutete. Diese Vorlesungen scheinen sie wirklich allmählich zu zivilisieren.
    »Möglich. Aber Mursius ist das egal. In ihrer Beziehung spielt Höflichkeit schon lange keine tragende Rolle mehr. Er will einfach nur seine Kunstwerke wiederhaben.«
    Der Regen prasselt auf uns herunter. Ich verfluche Rhizinius ausgiebig. Wenn er mich nicht vor Gericht gezerrt hätte, müsste ich das hier nicht ertragen. Ein Glück, dass er wenigstens nicht mehr Vizekonsul ist. Diesen Posten hat jetzt Zitzerius inne, der zu den Traditionalisten gehört, der Partei, die den König unterstützt. Sie verlieren zwar gegen die Populären immer mehr an Boden, aber Zitzerius’ Sieg hat die Welle zunächst einmal aufgehalten. Und ich hatte dabei meine Hand im Spiel. Dank meiner cleveren Arbeit ist kein einziger Schlammspritzer auf Zitzerius’ makellosem Ruf gelandet. Was nicht heißen soll, dass ich die Traditionalisten besonders unterstütze. Es gibt so einiges, was für die Populären spricht. Für die gewöhnlichen Leute wäre es sicher großartig, wenn sie etwas vom immensen Wohlstand der Stadt abbekämen. Bedauerlicherweise werden die Populären von Senator Lohdius angeführt, der ein genauso ungeschminkter tyrannischer Ehrgeizling ist wie alle, die eine Amtstoga überstreifen.
    »Wieso hat Zitzerius eigentlich seinen Einfluss nicht genutzt, um dich vor Gericht zu schützen?«, erkundigt sich Makri. »Er ist jetzt immerhin Vizekonsul und schuldet dir einen großen Gefallen.«
    Damit trifft sie einen wunden Punkt. Ein Besuch bei Zitzerius war das Erste, was ich unternommen hatte, als sich die Schwierigkeiten abzeichneten. Aber natürlich muss ausgerechnet Zitzerius der einzige Mann in Turai sein, der absolut unbestechlich und gleichzeitig ein eingefleischter Verfechter des Gesetzes ist. Er hat zwar Mitgefühl für mein Anliegen bekundet, sich aber rundheraus geweigert, die Anklage vom Tisch zu fegen. Weil, wie er in seiner wunderschön modulierten Rednerstimme formulierte, ich ja tatsächlich schuldig wäre. Ich habe den Vertreter des Königs tatsächlich aus seinem Landauer gezerrt und ihn zu Boden geschleudert. Die Tatsache, dass ich das Fahrzeug dringend brauchte, war nach Zitzerius’ wohl durchdachter rechtlicher Überzeugung keine ausreichende Rechtfertigung, um
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