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Das Vigilante Prinzip (German Edition)

Das Vigilante Prinzip (German Edition)

Titel: Das Vigilante Prinzip (German Edition)
Autoren: Martin Kay
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dem Tisch deponiert und war vermutlich in den eigenen Schuhabdrücken wieder aus dem Haus gegangen.
    Vigilante seufzte. Er hoffte nicht, dass sich das Ganze als Schnitzeljagd entpuppte. Er ging zu dem Tisch hinüber. Einen halben Meter davor gab der Boden unter seinen Füßen nach.
    Eine lose Diele unter dem Teppich.
    Ein verräterisches Klicken, als hätte er einen verborgenen Mechanismus ausgelöst.
    Im selben Moment teilte sich der Vorhang vor dem Fenster und eine in einer Klemme gehaltene Pistole schnellte hervor. Die Mündung zielte direkt auf Vigilantes Kopf. Gleichzeitig schnappte der Deckel des Koffers nach oben und offenbarte sein schreckliches Inneres. Drähte. Zünder. Ein Sprengsatz.
    Eine Uhr.
    Der Countdown begann.
    Er hatte noch dreißig Sekunden zu leben.
     

Teil 5
     
     
    Bombenstimmung

Die Uhr tickte unerbittlich weiter.
    01:47
    01:46
    01:45
    So war Mark Jedediah Vigilante in die Situation geschlittert. Kane und der Chip. Deutschland. Washington Flughafen. Und nun stand er vor dieser vertrackten Falle. Die ersten dreißig Sekunden hatte er überstanden, doch von der dreiminütigen Galgenfrist waren kaum mehr als eineinhalb Minuten übrig. Er war seinem Peiniger keinen Schritt näher gekommen. Wer immer ihm diese Falle gestellt hatte, konnte nicht derjenige sein, den er zunächst vermutet hatte. Das war ein ganz mieser Stil, der nicht zu Madame Dunoire passte. Genau wie der Rest. Die Frau war keine Mörderin. Sie brachte sich selbst auf die Abschussliste, wenn sie anfing, im Geschäft aktiv mitzumischen, statt nur zu vermitteln. Außerdem gab es keinen Grund, Vigilante jetzt noch umzubringen. Er hatte dem Präsidenten von Dunoires Mitwirken berichtet, sie konnte sich denken, dass er sie auffliegen ließ, wenn er erst einmal den Chip abgeliefert hatte.
    Er schloss die Augen. Im Hinterkopf zählte er den Countdown gedanklich mit, während er vordergründig angestrengt nachdachte.
    01:31
    01:30
    Vergiss Dunoire, sie ist es nicht!
    Er überlegte, ob er den Sicherheitsberater des Präsidenten anrufen sollte, um zumindest jemanden wissen zu lassen, dass Madame Dunoire unschuldig war. Verflucht, damit sollte er keine Zeit verschwenden. Aber wer steckte dann dahinter?
    Simonis war ein Kandidat. Aber er hatte gedacht, dass er ihn in Europa abgehängt hätte. Vigilante glaubte auch nicht, dass Mrs. White ihn angelogen hatte. Das war merkwürdig, sie hatte angesichts der Situation keinen Grund gehabt, ihn zu belügen. Also musste er davon ausgehen, dass sie davon überzeugt war, für Madame Dunoire zu arbeiten.
    Wer hätte das schlüssig rüberbringen können?
    Simonis? Kaum.
    Judas Kane? Der war sicherlich über alle Berge und froh, dass er entwischt war.
    Jemand aus Madame Dunoires Umfeld.
    Wolverine? Der hätte sicherlich nicht mehr die Polizei und das FBI am Flughafen informiert, wenn er Vigilante tot sehen wollte.
    »Verdammt nochmal, wer bist du?«
    Er erschrak über sich selbst, als er seine Stimme hörte. Er hatte nicht schreien wollen, doch er zuckte noch einmal zusammen, als seine Frage beantwortet wurde.
    »Ist das nicht offensichtlich?«, sagte jemand hinter ihm. »Echt verwunderlich, dass du darauf noch nicht gekommen bist.«
    Vigilante wandte den Kopf und sah seinem Peiniger direkt in die Augen.
    0:59
     
    *
     
    Das.
    Konnte.
    Nicht.
    Sein.
    Mit einem Gefühl der Verzweiflung starrte er in ihre Augen. Ihr Blick war erkaltet. Keine Spur mehr von dem liebreizenden Geschöpf zu sehen, das er kennen gelernt hatte. Ihre Schönheit glich nunmehr einer Skulptur. Ohne Emotionen, ohne Leidenschaft. Das Feuer, so es denn je gebrannt haben mochte, war erloschen.
    »Zabette.« Vigilante konnte es nicht glauben, aber so nach und nach fügten sich die Puzzleteile in seinem Kopf zusammen. Wenn er Madame Dunoire als Drahtzieherin in diesem Fall ausschloss und jemanden aus ihrem Umfeld als Hauptverdächtigen in Betracht zog, dann lag Zabette mehr als naheliegend. Sie kannte seine Wohnung, sie wusste wohin er geflogen war, hatte über die Gespräche mit Dunoire mitbekommen, worum es ging. Was fehlte, war das Motiv.
    Beinahe schalt er sich selbst für den Gedanken, aber er führte ihn dennoch zu Ende. Sie war doch nur eine Edelprostituierte.
    Oder nicht?
    »Du siehst aber gar nicht glücklich aus. Freust du dich denn nicht, mich wiederzusehen?« Ihre Stimme klang ebenso unterkühlt, wie ihre Blicke erahnen ließen. Der Smalltalk stand ihr plötzlich nicht mehr. Sie hatte die Frage nur zur Überbrückung
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