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Das Vigilante Prinzip (German Edition)

Das Vigilante Prinzip (German Edition)

Titel: Das Vigilante Prinzip (German Edition)
Autoren: Martin Kay
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Kurznachricht.
     
    Centergate Ct., Green Haven
    60 Min. - wenn du sie lebend wiedersehen willst.
     
    Der Absender war unbekannt. Vigilante knirschte mit den Zähnen. Er klopfte gegen die Trennscheibe des Taxis und beugte sich vor. Sein Blick begegnete im Rückspiegel dem des Fahrers.
    »Vergessen Sie das Marriott. Ich muss nach Green Haven. Wissen Sie wo das ist?«
    Der Fahrer runzelte die Stirn. »Klar. Aber das ist fast in Baltimore. Etwa dreißig Meilen nordöstlich.«
    »Fahren Sie mich dorthin. Die Straße heißt Centergate Court.«
    »Wenn Sie genug Bargeld dabei haben, ist der Kunde natürlich König.«
    »Machen Sie sich darüber keine Sorgen.«
     
    *
     
    Am Ende der Straße stand ein einzelnes Haus im Kolonialstil mit schrägem Dach, Erkern und einer ausladenden Veranda. Die Zufahrt zum Gebäude bestand aus einem Kiesweg. Direkt vor dem Eingang erhob sich eine Statue aus einem Rosenbeet.
    Vigilante bezahlte den Fahrer und sah, wie er davon fuhr. Er blickte sich um. Die nächsten Häuser standen vielleicht dreihundert Meter entfernt. Die Gegend wirkte ruhig und friedlich. Es gab in der Umgebung mehrere kleinere Parkanlagen und Stichfurten der Chesapeake Bay.
    Hier herauszukommen war eine bescheuerte Idee gewesen. Er war nicht einmal bewaffnet, und niemand wusste, dass er sich hier aufhielt. Aber es ging um Zabette. Er fühlte sich schuldig. Sie war seinetwegen entführt worden. Er mochte sie. Vielleicht hatte er sich sogar ein wenig in sie verliebt.
    Und sie in mich.
    Der Kies knirschte unter seinen Füßen, als er sich dem Eingang näherte. Kurz bevor er die Stufen zur Veranda hochging, überlegte er, ob er nicht doch Madame Dunoire anrufen sollte. Er entschied sich dagegen. Hier und jetzt würde sich alles aufklären. Er fragte sich, wie sein Ende aussehen mochte. Öffnete jemand die Tür? Oder ein Fenster? Würde er Mündungsfeuer aufblitzen sehen, bevor die Lichter ausgingen?
    Vielleicht sah er Madame Dunoire in die Augen. Möglicherweise versuchte sie, mit ihm zu handeln, ihn abzuwerben und auf ihre Seite zu ziehen. Verdammt, das alles sah ihr überhaupt nicht ähnlich und bewies wieder einmal, dass man einen Mensch nicht kannte, auch wenn man glaubte, ihn zu kennen.
    Er kam unbehelligt bis zur Tür. Kein Schuss. Keine Warnung.
    Seufzend streckte Vigilante die Hand nach der Klingel aus, sah jedoch, dass die Eingangstür nur angelehnt war und in der leichten Brise langsam im Schloss hin und her schwang, ohne ganz aufzugehen. Der Eingang besaß keine Fliegentür. Vigilante griff nach dem Knauf und drückte die Tür auf. Sie quietschte leise, als hätte sie ihre letzte Ölung schon lange hinter sich. Direkt hinter dem Eingang befand sich eine Art Salon oder Empfangsraum von dem drei Türen abzweigten und zudem eine Treppe nach oben führte. Auf dem Boden lag eine Staubschicht in der sich deutlich Schuhabdrücke abzeichneten. Jemand war vor nicht allzu langer Zeit dort durch gewatet. Die Vorhänge waren zugezogen und sperrten das Tageslicht größtenteils aus. In dem Salon herrschte eine Art Zwielicht vor. Nur vereinzelt drangen feine Lichtstreifen von draußen durch Ritzen oder Öffnungen in den Vorhängen.
    Vigilante blieb auf der Schwelle stehen und ließ seinen Blick schweifen. Außer den Schuhabdrücken sah er keine weiteren Spuren, die auf die Anwesenheit von irgendjemand anderen schließen ließen. Es war die denkbar schlechteste Idee jetzt allein und unbewaffnet das Haus zu durchsuchen. Aber die Neugier und die Wut, dass man ihm Zabette weggenommen hatte, siegten. Er suchte nach etwas, das er notfalls als Waffe verwenden konnte, fand jedoch in dem Salon nichts. Sein Blick folgte der Fußspur, die in Richtung Treppe führte.
    Langsam setzte er sich in Bewegung, ging die Stufen hinauf und brauchte nur den Abdrücken im Staub nachzugehen. Die Spur endete vor einer Tür am Ende des Flures. Sie war angelehnt. Vigilante blieb davor stehen. Seine Hand berührte das Holz. Er atmete tief ein. Dann stieß er die Tür auf.
    Der angrenzende Raum war leer.
    Leer.
    Nicht ganz. In der Nähe des Fensters stand ein Tisch mit einem Koffer. Vigilante machte einen Schritt in den Raum. Die Tapeten waren vergilbt. Unter der Decke zeichneten sich dunkle Rußflecken ab. Kahle Stellen an den Wänden zeugten von abgehängtem Wandschmuck. Der Teppichboden war zerfasert und platt. Hier wohnte schon seit Ewigkeiten niemand. Von Fußabdrücken war auf dem Teppich nichts mehr zu sehen, aber irgendwer hatte den Koffer dort auf
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