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Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Titel: Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]
Autoren: Liane Sons
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glaubte, ersticken zu müssen. Sein grenzenloser Hass auf den General, sein kaum zu unterdrückendes Verlangen, ihn zu töten, seine genauso große Trauer um Salia, seine Familie und sich selbst, seine alles verzehrende Furcht vor dem endgültigen Ende, seine plötzliche Erleichterung, die er verdrängen wollte, weil er Erleichterung nicht wollte von dem Mann, der sie anbot … alles das brach in einem Schwall über ihn herein.
    Er schloss die Augen und spürte ein inneres Beben. Der Wunsch, mit Caitlin weiterleben zu können, wurde immer stärker, aber das Misstrauen und der Zorn dem General gegenüber blieben. Verzweifelt schloss er die Hand um die Siegel und wollte sich dazu zwingen, das Angebot abzulehnen, das er gleichzeitig so furchtbar gern angenommen hätte.
    Eine sanfte Berührung und die Stimme Salias rissen ihn aus seinen Gedanken.
    »Geh, Kind«, bat sie. »Ich spüre, dass der alte Mann es ehrlich meint, und ich danke dir für alles, was du getan hast, und ich danke den Göttern dafür, dass du jetzt nicht tun musst, was du tun wolltest. Dein Platz ist bei deiner Frau und bei deinem Volk, und ich beneide die Menschen um ihr neues Königspaar. Stärke, Magie, Weisheit und Liebe, die göttlichen Gaben, sind in Euch vereint. Geh, Neffe, genieße dein Glück, und führe die Reiche in ein neues, helleres und glücklicheres Zeitalter!«

Epilog

    I n den Reichen war Frieden eingekehrt. Nicht Krieg, sondern Ackerbau, Viehzucht und Handwerkskunst bestimmten endlich wieder das Leben der Menschen. Körbe und Matten aus geflochtenem Schilfrohr erfreuten sich bei ihnen großer Beliebtheit, während die Echsenfrauen kaum noch wussten, wie sie es zuvor nur ohne die bunten Stoffe ausgehalten hatten.
    Morwena hatte sich mit Darius verbunden und lebte jetzt in Latohor.
    El’Maran wurde nunmehr von Canon und seiner Gattin Hylia regiert.
    Herrin der Nebelinsel war Sasha, Caitlins Schwester, die es auch gewesen war, die die Priesterinnen im Wasserverlies heimlich mit Obst und Fleisch versorgt hatte. Die Nebelfrauen setzten ihr Augenmerk nunmehr wieder auf ihre heilenden und helfenden Fähigkeiten.
    Gideon war nicht mehr in den Turm der Winde zurückgekehrt. Er bewohnte zusammen mit Marga einen Turm in der da’Kandar-Festung und stand dem neuen König mit Rat und Tat zur Seite.
    Derea pendelte rastlos zwischen den Reichen hin und her, denn Junas Tod lag wie ein Schatten auf seiner Seele. Ausgerechnet der Mann, der es in den düsteren Zeiten des Krieges immer verstanden hatte, seine Begleiter aufzuheitern, war in dieser Zeit der allgemeinen Freude von tiefer Trauer umgeben.
    Rhonan hatte sich heftig dagegen gesträubt, die Krone da’Kandars anzunehmen, hatte sich aber, wie es nicht anders zu erwarten gewesen war, nicht durchgesetzt.
    Er bekam nach wie vor vor jedem größeren Fest und vor jedem Treffen mit seinen Reichsfürsten Schweißausbrüche. Als Darius und Morwena ihn in aller Form um seine Zustimmung zu ihrer Verbindung gebeten hatten, war er vor Scham fast im Erdboden versunken.
    Caitlin konnte auch an seinem allzu oft noch gequälten Gesichtsausdruck erkennen, dass er in der Burg immer noch die Geister der Vergangenheit sah. Sie hatte lange gebraucht, um ihn dazu zu überreden, sich zu Pferde oder im Wagen hin und wieder seinem begeisterten Volk zu zeigen. Noch länger hatte sie gebraucht, ihm abzugewöhnen, in Gesellschaft stets den Blick zu senken. Glücklich schien er nur, wenn er mit Caitlin oder mit seinen Freunden zusammen sein konnte.
    Kahandar war das mächtigste Schwert von allen, und mit Palemas Tod war auch der Fluch darauf verschwunden. Rhonan hatte es trotzdem in der Hoffnung, es nie mehr benutzen zu müssen, auf dem Altar der Zitadelle der Träume zu Füßen des Standbilds niedergelegt. Dabei war er sich sicher gewesen, dass dieses nicht etwa Palema, die erste Großkönigin, sondern nur Salia, die einzig wahre Liebe des Königs, darstellte.

    Zusammen mit Darius, Canon, Derea und Marga saß er eines Abends im Kaminzimmer und hörte einem Lied zu, das Gideon zur Laute vortrug. Allerdings war er nicht bei der Sache, denn Caitlin lag seit geraumer Zeit in den Wehen. Morwena und Hylia waren beide gekommen, um ihr bei der Geburt zur Seite zu stehen.
    Die Tür ging auf, und er sprang sofort aufgeregt vom Stuhl. Die drei Wölfe, die bisher vor sich hin dösend am Kamin gelegen hatten, stellten sich umgehend neben ihren neuen Herrn.
    Hylia kam ins Zimmer und sah ihn mitleidig an. »Rhonan, deine Frau ruft
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