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Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Titel: Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]
Autoren: Liane Sons
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Rhonan herzlich. »Glückwunsch, Schwager, und gib deiner Frau einen dicken Kuss von mir.«
    Derea lachte auf. »Jetzt bist du ein Wirrkopf, Canon. Lange wird auch bei dir keine Ruhe mehr herrschen. Frauen sind doch ganz wild auf diese kleinen Dinger … und ich eigentlich auch, wenn ich sie mir so ansehe. Blitz und Donner, ist die niedlich.«

    Mitternacht war schon vorbei, als Rhonan in Begleitung eines Wolfs über den Burghof zur Pferdetränke ging. Wie er es erwartet hatte, traf er hier Derea an.
    Der sah ihm entgegen und fragte stirnrunzelnd: »Nur einer? Wo sind denn deine anderen Schatten?«
    »Bewachen meine Kinder. Nicht einmal deiner Mutter ist es gelungen, sie von den Bettchen der beiden Neuen im Rudel zu vertreiben, obwohl sie sogar einen Besen schwang.«
    Derea lachte auf. »Bestimmt fragt sie sich wieder einmal, wofür sie eigentlich Krieg geführt hat. Ausgerechnet dich in der ständigen Begleitung der Wölfe zu sehen nimmt sie schon ziemlich mit.«
    »Ich weiß, aber dafür gebe ich mir die größte Mühe, endlich die Namen meiner Fürsten zu lernen. Sie hat mich gestern abgefragt und hat mich sogar gelobt … Naja, eigentlich hat sie nur gesagt, ich wäre ein ziemlicher Hohlkopf, aber Ansätze von Verstand würde sie zu erkennen glauben.«
    Er wartete das erneute Lachen seines Schwagers ab, stellte wieder einmal betrübt fest, dass es nicht die Augen erreichte, und sagte matt: »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«
    Der Hauptmann sah ihn verblüfft an. »Ach ja! Das hätte ich jetzt glatt vergessen. Gleichfalls, junger Vater! Geht’s deiner Familie gut?«
    »Sie schlafen endlich alle. Das glaubt man nicht, aber die beiden sind gerade einmal so lang wie mein Unterarm und machen einen Lärm, dass einem Hören und Sehen vergeht, und Juna ist um einiges lauter als ihr Bruder.«
    Derea nickte breit grinsend. »Das war vorauszusehen. Und dir geht es auch wieder gut? Hast ganz schön blass ausgesehen.«
    »Bin gerade noch so eben an einer Ohnmacht vorbeigeschrammt. Das eben war die grauenvollste Zeit meines Lebens. Ich bin bereit für eine lebenslange Enthaltsamkeit, und Caitlin redet schon von noch mehr Kindern. Ich weiß nicht, ob ich das noch einmal durchstehe.« Er sah so verzweifelt drein, dass der Hauptmann unwillkürlich auflachte.
    »Ja, ich denke auch, es ist schwieriger, die, die wir lieben, leiden zu sehen, als selbst zu leiden. Weißt du, Caitlin hat ja nun ziemlich oft deine Wunden behandeln müssen, und sie hat häufig Angst um dich gehabt. Vielleicht war das jetzt ihre Rache dafür.«
    »Das könnte sein, das sähe ihr tatsächlich ähnlich«, erwiderte Rhonan beeindruckt. Dann gähnte er herzhaft und erklärte: »Himmel, bin ich müde. Kinderkriegen ist verflucht anstrengend. Komm, Schwager! Bevor wir endlich ins Bett gehen können, wollen wir noch etwas erledigen.«
    »Tatsächlich? Wollen wir das?«, fragte der erheitert zurück.
    »Ja!«
    Derea folgte dem Großkönig in eine andere Ecke des Hofes. Spaten und zwei kleine Bäumchen lagen hier bereit.
    »Lebensbäume«, erläuterte Rhonan. »Jedenfalls sagt Gideon das. Genau hier, wo einst der Scheiterhaufen brannte und wo auch Juna verbrannt wurde, sollen jetzt diese Bäume in den Himmel wachsen. Wir wollen die Vergangenheit und unsere Toten nicht vergessen, aber um die Zukunft zu gestalten, müssen wir sie loslassen. Das galt für mich, und das gilt auch für dich.«
    Beide sahen sich eine ganze Weile schweigend an, dann nickte der Hauptmann schließlich, ergriff Rhonans Hand und drückte sie fest. »Juna wird immer in meinem Herzen sein, aber es ist schön zu wissen, dass auch andere in Liebe an sie denken. Ich hätte das nie geglaubt, und ich danke euch dafür. Meine Hexentochter wäre stolz, wenn sie wüsste, dass eine da’Kandar-Prinzessin nach ihr benannt wurde. Gib mir einen Spaten!«

    Canon, der kurze Zeit später, von seiner besorgten Mutter geschickt, die verschollenen Geburtstagskinder suchte, hörte sie schon von weitem.
    »Bei allen Göttern, Derea, wo gräbst du denn hin? Du sollst den Baum pflanzen und ihn nicht begraben.«
    »Das sagt der Richtige. Du hättest einfach größere besorgen müssen. Ein Windstoß, und unsere wegweisenden Lebensbäume treiben davon. Ich will ja nur, dass sie fest sitzen.«
    »Das Loch ist jetzt wirklich tief genug. Da guckt, wenn überhaupt, gerade noch die Spitze raus … und wirf mir doch nicht immer die Erde ins Gesicht.«
    Gekicher war zu hören. »Entschuldige bitte, aber was
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