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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land
Autoren: Julian May
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Hubert, »wollt ihr beiden wohl aufhören?«
    »Laß du dich doch mal mit einem dickköpfigen Trunkenbold in einem Team zusammenspannen!« sagte Jango. Er putzte sich die Nase auf iberische Art, über den Halsrand seiner Rüstung hinweg, dann befestigte er auch noch seinen Helm.
    Oleson höhnte: »und du nennst mich unappetitlich!«
    Die elektronisch verstärkte Stimme Georginas, der Teamleiterin, gab ihnen die schlechten Nachrichten bekannt, als sie mit dem System-Check beschäftigt waren. »Wir haben die Hauptlinie Cabo da Roca Azoren bei Kilometer 793 verloren, und den Wartungstunnel auch. Erdrutsch Klasse drei und Verschüttung, aber wenigstens ist die Fistel versiegelt. Sieht nach einem langen Einsatz aus, Kinder.«
    Stein Oleson ließ den Motor an. Seine 180-Tonnen-Maschine hob sich dreißig Zentimeter vom Boden ab, glitt aus ihrer Box und jagte die Rampe hinunter. Mit ihrem wackelnden Leitwerk glich sie einem beschwipsten eisernen Dinosaurier.
    »Madre de deus«, stöhnte Jangos Stimme. Seine Maschine kam nach der Steins und gehorchte gewissenhaft den Fahrvorschriften. »Er ist eine Bedrohung, Georgina. Ich will verdammt sein, wenn ich im Zweierteam mit ihm bohre. Ich werde mich bei der Gewerkschaft beklagen! Wie würde es dir denn gefallen, nichts als einen betrunkenen Blödmann zwischen deinem Hintern und einer Blase rotglühenden Basalts zu haben?«
    Olesons brüllendes Gelächter dröhnte ihnen allen in die Ohren. »Beschwer dich doch bei der Gewerkschaft, du Schlappschwanz! und dann such dir einen Job, der deinen zarten Nerven entspricht. Du könntest ja Löcher in Schweizer Käse bohren mit deinem ...«
    »Wollt ihr mit dem Unsinn aufhören?« sagte Georgina müde. »Hubey, du arbeitest bei dieser Schicht mit Jango zusammen, und ich gehe Tandem mit Stein.«
    »Einen Augenblick mal, Georgina«, begann Oleson.
    »Dabei bleibt's, Stein!« Sie öffnete die Luftschleuse. »Du und Big Mama gegen die Welt, Blauauge. und mach dich auf was gefaßt, wenn du nicht nüchtern geworden bist, bevor wir an die Einbruchsstelle kommen. Vorwärts, Kinder!«

    Ein schweres Tor, elf Meter hoch und beinahe ebenso dick, schwang auf und gab den Eingang zu dem Wartungstunnel frei, der unter den Meeresboden hinabführte. Georgina hatte die Koordinaten der Einbruchsstelle in die automatischen Steuerungen ihrer Bohrmaschinen eingespeist, so daß sie eine Weile nichts anderes zu tun brauchten, als sich zu entspannen, sich in ihren Rüstungen zu scheuern und vielleicht ein- oder zweimal ein Euphorikum einzuschnupfen. Währenddessen rasten sie mit 500 Kilometern pro Stunde auf eine schadhafte Stelle unter dem Boden des Atlantischen Ozeans zu.
    Stein Oleson erhöhte den Teildruck seines Sauerstoffs und verpaßte sich einen Schuß Aldetox und Stimvim. Dann ließ er sich von der Kücheneinheit seiner Rüstung einen Liter rohes Ei und Bücklingspüree zusammen mit seinem Lieblings »Hundehaar«-Aquavit servieren.
    In seinem Helmempfänger klang ein leises Gemurmel auf. »Verdammter atavistischer Cacafogo. Sollte zwei Ochsenhörner auf seinen Helm montieren und seinen Eisenarsch in ein Suspensorium aus Bärenfell wickeln.«
    Gegen seinen Willen mußte Stein lachen. In seinen Tagträumen sah er sich am liebsten als Wikinger. Oder vielleicht auch, da er norwegische und schwedische Gene hatte, als einen plündernden Waräger, der sich südwärts ins alte Rußland durchkämpfte. Wie herrlich mußte es sein, auf Beleidigungen mit einer Axt oder einem Schwert zu antworten, ungehindert von den dummen Zwängen der Zivilisation! Den wilden Zorn, wie es seiner Bestimmung entsprach, in die Muskeln fließen zu lassen, um sie für den Kampf mit Kraft zu versorgen! Starke blonde Frauen zu nehmen, die sich zuerst gegen ihn wehren, sich ihm aber dann mit süßer Offenheit ergeben würden! Für ein solches Leben war er geboren.
    Aber zum Unglück für Stein Oleson waren Kriegerkulturen im Galaktischen Zeitalter ausgestorben, betrauert nur von ein paar Ethnologen, und die Feinheiten des neuen mentalen Barbarentums gingen über Steins Begriffsvermögen hinaus. Die aufregende und gefährliche Arbeit, die er ausübte, war ihm von einem verständnisvollen Computer zugeschanzt worden, aber sein seelischer Hunger blieb ungestillt. Er hatte nie erwogen, zu den Sternen auszuwandern; auf keiner menschlichen Kolonie irgendwo im Galaktischen Milieu gab es ein urtümliches Paradies. Das Keimplasma der Menschheit war zu wertvoll, um es in neolithischen Winkeln
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