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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land
Autoren: Julian May
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einen Text anzupassen. Die am besten bekannte und passendste Fassung ist »Danny Boy« (1913) mit Versen von Frederick E. Weatherly. Die meisten Volksliederbücher benutzen die schwülstigen Verse von Katharine Tynan Hinkson (geb. 1861), die beginnen: »Would God I were the tender apple blossom/ That floats and falls from off the twisted bough/ To lie and faint within your silken bosom,/ Within your silken bosom, as that does now.« (Die zarte Apfelblüte möcht ich sein/ und von dem krummen Ast herniederschweben/ Zu sterben an dem seidnen Busen dein/ An deinem Busen so wie diese eben.) Eine ebenso schwer zu singende Version mit ein wenig mehr Würde ist »Emer's Farewell to Cucullain (1882), Text von Alfred Percival Graves in der Bearbeitung von C. Villiers Stanford. Sie beginnt: »O might a maid confess her secret longing/ To one who dearly loves but may not speak!/ Alas! I had not hidden to thy wronging/ A bleeding heart beneath a smiling cheek.« (Wär's möglich, daß ein Mädchen sich entdeckte/ Dem Manne, der sie liebt, jedoch nicht spricht,/ Ich hätt' dich nicht verletzt, als ich versteckte/ Mein blutend Herz mit lächelndem Gesicht.)
    Die ursprüngliche Melodie in Petries Sammlung stammte von einer Miß Jane Ross von Limavady in der nordirischen Grafschaft Londonderry. Die Dame arrangierte sie selbst für Klavier und gab Dr. Petrie gegenüber den schlichten Kommentar ab, sie sei »sehr alt«. unglücklicherweise war es späteren Forschern nicht möglich, irgendeine Spur ihres Ursprungs zu finden, auch gab es keinen gälischen Text dazu. Die Tatsache, daß das Metrum für ein irisches Volkslied »falsch« ist, machte sie noch suspekter, und manche behaupteten ernsthaft, es sei überhaupt keine überlieferte Melodie.
    Gilchrist spürte Verwandte von Miß Ross auf und stellte fest, daß sie wirklich eine emsthafte Sammlerin von Volksliedern war, ihrer Arbeit hingegeben und ehrlich. Einige Melodien sammelte sie selbst; andere kamen von ihrem Bruder, der in der benachbarten Grafschaft Donegal fischte. Beide Regionen sind dafür bekannt, daß sich in ihnen alte Stückchen irischer Kultur erhalten haben.
    Deshalb sieht es so aus, als könnten wir die Möglichkeit streichen, Miß Ross habe eine ihrer eigenen Kompositionen als überlieferte Melodie untergeschoben. Das Problem des atypischen Metrums wird auf geniale Weise von Gilchrist attackiert. Er meint, Miß Ross habe vielleicht irrtümlich die Melodie im gewöhnlichen Viervierteltakt statt im Dreivierteloder Sechsachtel-Rhythmus der meisten alten gälischen Lieder niedergeschrieben. Wenn der Rhythmus entsprechend verändert wird und man bestimmte lange Noten verkürzt, erhält man tatsächlich ein typisches irisches Liedchen von ziemlich enttäuschender Banalität. Gilchrist behauptet, Ähnlichkeiten zwischen dieser Verballhornung und zwei anderen Liedern, nämlich »The Colleen Rue« und »An Beanuasal Og« zu sehen.
    Wenn Miß Ross sich irrte, können wir sie nur segnen für die versehentliche Modifikation, die einer Melodie, andernfalls eine nicht erinnernswerte Jig, musikalische Unsterblichkeit bescherte. Wenn sie andererseits die Melodie richtig aufzeichnete, bleibt ihre Herkunft weiterhin Geheimnis. Wir können nur auf die ausgefallene Vermutung zurückkommen, nach der die einen nicht mehr loslassende Melodie von Elfen stammt wer diese auch gewesen sein mögen.

Das Tanu-Lied

Karte des nordwestlichen Europas im Pliozän

     
     
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