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Das Versprechen Des Himmels

Titel: Das Versprechen Des Himmels
Autoren: Robert Asprin
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bringe, als Mariat das Zimmer betrat.
    Der fette Kaufmann blickte sie voll verstohlenen Hasses an. Irgendwie war es ihr gelungen, ihm am vergangenen Abend einen Strich durch seine Rechnung zu machen. Von seinem Spitzelnetz hatte er erfahren, daß Räudig und seine Kumpane ihren Auftrag verpatzt hatten. Bakarat machte sich keine Sorgen, daß sie ihn verraten würden. Er hatte zu viele Freunde an hohen Stellen. Aber er war außerordentlich verärgert, daß er an dieser Besprechung ohne ein Druckmittel gegen diese Mariat teilnehmen mußte.
    Die rankanische Witwe räusperte sich und eröffnete die Sitzung.
    »Meine Herren«, begann sie. »Ich danke euch, daß ihr es ermöglicht habt, trotz eurer dringenden Termine, zu diesem kleinen Treffen zu kommen. Ich verspreche euch, ihr werdet es nicht bereuen.«
    Bakarat lächelte insgeheim, als er die Skepsis seiner Kollegen bemerkte. Zwar würde keiner von ihnen je so tief sinken, daß er zu kriminellen Mitteln griff wie Kröte, aber sie waren alle gerissene Geschäftsleute, die es nicht glauben konnten, daß eine Frau etwas anderes von Interesse für sie haben könnte als ihren Körper.
    »Als erstes«, fuhr Mariat fort, »gestattet mir, euch zwei Personen vorzustellen, die ebenfalls an unserer Besprechung teilnehmen werden.«
    Während sie sprach, betrat ein Halbwüchsiger das Zimmer. Er hatte eine Schiefertafel bei sich, auf die er nun eine Karte zu zeichnen begann.
    »Das ist mein Enkel Kendrick, der vor kurzem bewiesen hat, daß er schon Mann genug ist, an dieser Besprechung teilzunehmen.«
    Die Kaufleute fühlten sich etwas unbehaglich und wußten nicht so recht, was sie von all dem halten sollten. Bakarat wurde immer unruhiger, als sich offenbar alles nach Mariats Plan entwickelte.
    »Und darf ich euch außerdem Lord Molin Fackelhalter vorstellen, der ebenfalls gekommen ist, sich unser Angebot anzuhören.«
    Damit hatten die Kaufleute nicht gerechnet. Sie sprangen auf, um dem rankanischen Priester, den sie natürlich alle zumindest dem Namen nach kannten, ihre Achtung zu erweisen. Einigen kippte dabei sogar der Stuhl um. Bakarat war sehr verlegen, als er feststellte, daß sein Stuhl ihm gefolgt war, als er aufstand, um sich vor dem Mann zu verbeugen. Sein breites Gesäß klemmte zwischen den Armlehnen wie in einer Zwinge.
    »Bitte, meine Herren, nehmt wieder Platz«, bat Lord Fackelhalter. »Hören wir uns an, was Madame Mariat uns sagen wird.«
    Die Kaufleute setzten sich wieder, und nun galt ihre Aufmerksamkeit voll und ganz der rankanischen Witwe. Die Anwesenheit von Lord Fackelhalter änderte ihre Einstellung. Sie waren nun bereit, ja konnten es kaum erwarten, zu hören, was sie zu sagen hatte. Alle außer Kröte.
    »Habt Dank, Mylord«, sagte Mariat. »Und nun zur Sache.«
    Sie blickte reihum jeden an, ehe sie fortfuhr. »Ihr alle wißt, daß Aquinta-Wein der erlesenste des ganzen Reiches war. Tatsächlich hat Lord Fackelhalter mir versichert, daß es sich in Freistatt nur die reichsten der großen Gesellschaft leisten konnten, sein köstliches Bouquet zu kosten.«
    »Das stimmt«, bestätigte ein Kaufmann. »Aber was hat das mit uns zu tun? Wir haben alle gehört, was in Aquinta passiert ist. Von dort wird kein weiterer Wein mehr kommen.«
    »Das ist bedauerlicherweise nur allzu wahr«, sagte Mariat. »Aber ich habe euch, meine Herren, heute hierhergebeten, um euch wissen zu lassen, daß ich eine ganze Wagenladung von Aquintas edelsten Jahrgängen mitgebracht und sicher hier untergebracht habe!«
    Die Anwesenden horchten auf. Als Kaufleute war ihnen klar, daß eine oder zwei Flaschen dieses kostbaren, nun unersetzlichen Weines bei einer Versteigerung einen unvorstellbaren Preis erzielen würden. Ihnen mitzuteilen, daß eine ganze Wagenladung vorhanden war, konnte nur damit verglichen werden, jemanden darauf aufmerksam zu machen, daß sich ein Berg Gold in seinem Hinterhof befindet, der nur abgebaut zu werden brauchte. Selbst Bakarat, der den Zweck des Treffens kannte (oder es zumindest glaubte), war fassungslos.
    »Ihr habt uns also hierhergerufen, um Euch bei der Versteigerung Eurer Ware behilflich zu sein?« fragte ein anderer Kaufmann hoffnungsvoll.
    »Ja, doch das ist nicht alles«, erwiderte Mariat. Nun würde sie ihren Plan darlegen - ihren Grund, weshalb sie nach Freistatt gekommen war. Sie sagte ein stummes Gebet, bevor sie diesen Geschäftsleuten ihr Angebot unterbreitete.
    Bakarats Unbehagen wuchs. Zuerst hatte die Frau mit der Einladung Fackelhalters ein
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