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Das Versprechen Des Himmels

Titel: Das Versprechen Des Himmels
Autoren: Robert Asprin
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in die Ihr vor Jahren gekommen seid?«
    Molin Fackelhalter seufzte und meinte: »Vielleicht haben wir doch ein wenig Gutes erreicht.«
    Als der Fremde das Gemeine Einhorn betrat, erfaßte er das gesamte Bild mit einem gründlichen Blick. Er war im Reich weit herumgekommen und hatte so allerlei schäbige Schenken und verrufene Spelunken kennengelernt, doch nirgendwo hatte er eine solche Ansammlung von verkommenen und abstoßenden Subjekten gesehen. Verglichen mit den Gästen des Einhorns wirkte der menschliche Abschaum des Basars wie Heilige und Prinzen. Nicht ein offenes Gesicht, keine vertrauenswürdige Seele war zu sehen.
    Der Fremde durchquerte die Wirtsstube zu einem der zwei freien Tische an der Westwand. Er setzte sich und wartete darauf, bedient zu werden. Er schauderte, als er an die nächtlichen Gefahren dachte, denen er auf dem Weg hierher getrotzt hatte.
    Er brauchte nicht lange zu warten.
    »Was darf's sein, Hübscher?« erkundigte sich die Schankmaid uninteressiert. Ihre Augen weiteten sich ungläubig, als sie die Bestellung hörte.
    »Nur eine Tasse kochendes Wasser, wenn Ihr so nett wärt, Mädchen«, sagte der Fremde. »Ich habe Kräutertee bei mir, den ich erst trinken möchte, ehe ich die Spezialitäten des Hauses koste.«
    »Wasser kostet soviel wie Bier«, sagte die Schankmaid spöttisch. »Das ist eine Bestimmung des Wirts, Abohorr, der Eindaumige.«
    »Habt die Güte, dieser hehren Persönlichkeit des Monodigitus zu versichern, daß es mir das wert ist«, entgegnete der Fremde und beobachtete das Mädchen, das sich darüber klarzuwerden versuchte, was er gesagt hatte.
    »Das bedeutet, daß ich für das Wasser bezahlen werde!« sagte er in gespieltem Ärger. »Doch sorgt dafür, daß es auch wirklich kochend heiß ist!«
    Als die Schankmaid ging, um seine Bestellung weiterzugeben, löste sich ein Gestell dreckiger Lumpen von der Theke und schlurfte in die Richtung des Fremden. Als es sich seinem Tisch näherte, sah der Mann, daß die Lumpen den sogar noch schmutzigeren Körper eines verrunzelten alten Mannes bekleideten. Unter der Kapuze spähte ein eingefallenes, verwüstetes Gesicht hervor, über dessen rechte Seite eine häßliche Narbe zu einer schmutzstarrenden schwarzen Augenklappe führte.
    »Schenkt einem vom Unglück Verfolgten ein paar Kupferstücke«, winselte der alte Bettler, der furchtbar nach billigem Fusel roch.
    Der Fremde erwies sich jedoch als kein Freund von bettelnden Saufbolden. Er öffnete seinen Umhang, nicht um eine Börse hervorzuziehen, sondern um auf Waffen aufmerksam zu machen, die bisher verborgen gewesen waren. An seiner Seite trug er ein Florett, und der Gürtel schräg über seiner Brust beherbergte eine größere Zahl von gefiederten Stahlpfeilen.
    »Falls du den Rest deines jämmerlichen Lebens weiterfristen willst, kann ich dir nur raten, zu verschwinden. Wenn nicht, kann ich dafür sorgen, daß du dieses Höllenloch etwas verfrüht verläßt.« Der Sarkasmus war nicht zu überhören, doch die Drohung in seinen Augen warnte den alten Bettler.
    Als er zu seinem Platz an der Theke zurückkehrte, murmelte der Alte: »Wird verdammt schwierig, heutzutage, noch sein Auskommen zusammenzukriegen. Niemand hat mehr Achtung vor Bettlern.«
    Die Schankmaid brachte dem Fremden sein kochendes Wasser, und er brühte sich damit eine Tasse Tee auf. Es war eine besondere, mit Krff angereicherte Mischung, die seine künstlerischen Sinne öffnen und die Wirklichkeit ein wenig in den Hintergrund drängen würde. In seinem Gewerbe, dem Singen und Erzählen, wurde diese Droge gern benutzt.
    Während der Fremde seinen Tee schlürfte, watschelte ein bekannter Gast ins Gemeine Einhorn. Es war Bakarat, genannt Kröte, einer der reichsten Kaufleute Freistatts. Der Fette schleppte sich durch die volle Wirtsstube zu dem letzten noch freien Tisch an der Westwand. Als er sich dort auf einen Stuhl fallen ließ, ohne auf den Fremden am nächsten Tisch zu achten, verließen drei keineswegs vertrauenerweckend aussehende Männer ihre Plätze an der Theke und ließen sich gegenüber Kröte am Tisch nieder. Sie begannen, ihr Komplott auszubrüten, und verließen sich darauf, daß durch den Lärm in der Schankstube niemand ihren heimtückischen Plan mithören konnte.
    »Ich habe einen Auftrag für dich, Räudig«, wandte Bakarat sich an den ältesten der drei Männer.
    Auch dessen Spitzname paßte ausgezeichnet. Räudig war Kopfgeldjäger, und während er einmal im Sumpf übernachtete, hatte er sich
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