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Das Versprechen deiner Lippen

Das Versprechen deiner Lippen

Titel: Das Versprechen deiner Lippen
Autoren: Barbara Dunlop
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stand auf der Küchentheke, Servierbesteck steckte kopfüber in einem weißen Topf neben dem Herd, über dem Telefon hing eine Pinnwand, und unter dem Lichtschalter stand eine Fruchtschale, daneben die Kaffeemaschine unter der Einbaumikrowelle.
    Er wusste, der Zucker befand sich auf dem dritten und die Kaffeebohnen auf dem zweiten Regalbrett in der Speisekammer neben dem Esszimmer und die Milch in der Tür des Edelstahlkühlschranks. Er hätte jetzt liebend gern eine Tasse Kaffee getrunken, aber er mochte es sich hier drin nicht gemütlich machen.
    Mandy hingegen schien sich ganz wohlzufühlen. Sie setzte sich auf einen der hohen, schwarz gepolsterten Stühle an der Küchentheke und tippte eine Nummer in ihr Handy.
    „Bist du oft hier gewesen?“, fragte Caleb unwillkürlich. Er konnte sich nicht erinnern, in diesem Haus jemals einen Menschen so entspannt dasitzen gesehen zu haben.
    Sie hob das Handy ans Ohr und sah ihn mit einem kleinen Lächeln an. „Nur wenn dein Vater nicht da war. Reed und ich haben hier oft Wein getrunken und Poker gespielt.“
    „Nur ihr beide?“ Caleb hob erstaunt die Augenbrauen. Das Verhältnis zwischen seinem Bruder und Mandy war ihm noch nicht klar.
    Sie strich sich die losen Haarsträhnen aus der Stirn. „Ich hab dir doch gesagt, dass wir nichts miteinander hatten.“ Nach einer Weile fügte sie hinzu: „Wenn ich über Nacht hiergeblieben bin, hab ich in deinem Bett geschlafen. Oh, hallo Seth“, sagte sie ins Handy.
    Betroffen von ihrer scharfen Erwiderung zog sich Caleb ins Wohnzimmer zurück. Er wollte in Ruhe sein weiteres Vorgehen überdenken, denn seine Reise verlief ganz und gar nicht nach Plan.
    Zum Flughafen in Lyndon waren es zwei Stunden. Er könnte also noch am selben Abend nach Chicago zurückfliegen. Oder er könnte sich ein Hotel in Lyndon nehmen. Er konnte aber auch auf der Ranch bleiben und sich überlegen, was zum Teufel er als Nächstes tun sollte.
    Sein Blick wanderte zur Treppe. Einen Stock höher lag sein Schafzimmer. Wo Mandy offenbar geschlafen hatte. Vielleicht hatte sie ihm das aber auch nur vorgeflunkert, um ihn zu provozieren.
    Und selbst wenn sie in seinem Bett geschlafen hatte, es ging ihn nichts an. Die Frau konnte schließlich schlafen, wo sie wollte.
    Er hörte sie aus der Küche ins Wohnzimmer kommen, dann stellte sie sich vor ihn hin und steckte das Handy in die Vordertasche ihrer Jeans. „Seth schickt ein paar Leute rüber.“
    „Wohin?“
    Sie sah ihn erstaunt an. „Hierher natürlich.“
    „Warum?“
    „Zum Aushelfen.“
    „Ich habe nicht um Hilfe gebeten.“ Caleb wollte nicht undankbar klingen, aber er hatte keine Lust, sich von Mandy das Heft aus der Hand nehmen zu lassen. Er hatte keine Ahnung, was ihm hier noch alles bevorstand, und wollte selbst entscheiden, was zu tun war.
    Sie zwinkerte ihm zu. „Ich weiß. Aber ich wollte dir einen Gefallen tun.“
    „Nächstes Mal fragst du mich um Erlaubnis.“
    „Ich soll dich um Erlaubnis bitten, wenn ich dir einen Gefallen tue?“
    „Du sollst um Erlaubnis bitten, wenn du dich in meine Angelegenheiten einmischst.“
    „Nennst du das Einmischung, wenn ich dir zwei tüchtige Aushilfen besorge, die hier auf der Ranch nach dem Rechten sehen, während wir nach deinem Bruder suchen?“
    Caleb sah, dass sie ihm entschlossen ihr Kinn entgegenreckte, eine kampflustige Haltung einnahm und ihre leuchtend blauen Augen ihn anfunkelten. Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, einen Streit vom Zaun zu brechen.
    „Nächstes Mal frag mich bitte“, bat er in gemäßigterem Ton.
    „Keine Sorge, ein nächstes Mal wird es nicht geben“, schoss sie zurück.
    Schön. Kein Problem. Er war auch bisher im Leben ohne Hilfe zurechtgekommen. Er würde seinen Bruder schon finden, und zwar bald. Danach würde er wieder in sein gewohntes Leben zurückkehren. Unwillkürlich musste er daran denken, wie seine Finanzanwältin, Danielle Marin, darauf reagieren würde, dass er hier in Colorado festgehalten wurde.
    Active Equipment befand sich in einer kritischen Phase bei der Gründung einer neuen Niederlassung in Südamerika. Danielle arbeitete sich gerade mühsam durch die komplizierten Steuer- und Buchhaltungsvorschriften Brasiliens.
    Mandy trat zu ihm. „Was hast du jetzt vor?“
    „Reed suchen. Und ihn mit Gewalt nach Hause zurückzerren.“
    „Und in der Zwischenzeit? Was wird aus der Ranch? Was aus den Tieren?“
    „Ich werde mich darum kümmern.“
    Mandys Stimme bekam einen spöttischen Unterton.
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