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Das Versprechen deiner Lippen

Das Versprechen deiner Lippen

Titel: Das Versprechen deiner Lippen
Autoren: Barbara Dunlop
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robust, ein echter Naturbursche war, wirkte Caleb wie der typische Großstädter, manierlich und gepflegt.
    Reed war über einen Meter neunzig groß, hatte dunkles Haar, tiefbraune Augen, einen breiten Brustkorb sowie muskulöse Arme und Beine – ein richtiges Kraftpaket. Caleb musste etwas über einsfünfundachtzig sein. Auch er war breitschultrig, aber nicht so athletisch gebaut; er hatte ein runderes Kinn, strahlend blaue Augen und einen intelligenten, wachsamen Blick. Sein Haar war von einem helleren Braun, und seine Stimme klang eher nach Bass als nach Bariton.
    „Mandy?“ Caleb forderte eine Antwort, und ihren Namen aus seinem Mund zu hören ließ ihr Herz schneller schlagen. Was um alles in der Welt sollte das nun bedeuten?
    „Ich glaube auch nicht, dass seine Trauer um euren Vater besonders groß war“, räumte sie ein. Nach Calebs Weggang hatte sich das Verhältnis zwischen Reed und seinem Vater Wilton noch weiter verschlechtert. Wilton hatte immer etwas zu kritisieren gehabt, egal wie hart Reed gearbeitet hatte. Und egal was Reed auf der Ranch erreicht hatte, sein Vater war nie zufrieden gewesen und hatte ihn das ständig spüren lassen.
    Aufgrund Wiltons schroffer Art hatte Mandy das Haus der Terrells nur besucht, wenn er nicht da war. Was glücklicherweise oft der Fall gewesen war. Wilton, das Paradebeispiel eines mürrischen, verschrobenen Alten, zog offenbar die Gesellschaft seiner Rinder den Menschen vor und verbrachte viele Nächte in den Viehhütten auf seinem Weideland.
    Sie hatte alles in ihrer Macht Stehende getan, um Reed beizustehen. Als sie sechzehn und Reed zwanzig gewesen war, hatte Wilton bei einem besonders heftigen Streit seinem Sohn einen Schlag mit einem dicken Kantholz auf die Schulter verpasst. Damals hatte sie Reed spontan angeboten, ihn zu heiraten, damit er auf die Ranch der Jacobs ziehen könnte.
    Aber Reed hatte nur gelacht, ihr das Haar verwuschelt und gesagt, er liebe sie wie eine Schwester, nicht aber wie eine Frau, und er werde seinem Vater einfach nie wieder den Rücken zudrehen. Wenig später war er dann groß und stark genug gewesen, um sich gegen Wilton zu wehren.
    „Er hätte damals mit mir zusammen weggehen sollen“, unterbrach Caleb ihr Grübeln.
    „Du hättest hierbleiben sollen“, konterte Mandy unverblümt. Hätte Caleb weiter auf der Ranch gelebt, wären sie zwei gegen einen gewesen, und Wilton hätte seinem Jähzorn nicht ungezügelt freien Lauf lassen können.
    Calebs Augen funkelten sie an. „Und ihn auch noch dafür belohnen, dass er meine Mutter auf dem Gewissen hat, indem ich mich tagein, tagaus für ihn krumm mache?“
    „Reed hat das nicht so empfunden.“ Mandy erkannte, wie anders Reed seine Situation eingeschätzt hatte. Und sie bewunderte ihn dafür.
    Die Terrell-Ranch war aus einem Zusammenschluss des Besitzes von Wilton Terrells Familie und dem seiner jungen Frau Sasha, Reeds und Calebs Mutter, hervorgegangen. Nach ihrem Tod hatte Reed gelobt, das Erbe seiner Mutter zu bewahren, komme, was da wolle. Er hatte große Pläne für die Ranch gehabt – er wollte seine Mutter auf diese Weise ehren.
    Das machte sein Verschwinden, besonders zum jetzigen Zeitpunkt, nur noch rätselhafter. Wo steckte er bloß?
    „Reed war ein Dummkopf“, sagte Caleb.
    Mandy trat einen Schritt vor, straffte die Schultern und ballte die Hände wütend zu Fäusten. „Ich liebe Reed.“
    „Du hast doch gerade gesagt …“
    „Wie einen Bruder .“
    „Ach ja?“, spottete Caleb und sah sie aus seinen blauen Augen herausfordernd an. „Willst du mir jetzt etwa Nachhilfe in Bruderliebe geben?“
    Sein sarkastischer Ton stand im Widerspruch zu der Kränkung, die in seinen Augen aufblitzte, und ihr Zorn verflog.
    „Warum bist du gekommen?“, fragte sie.
    Vielleicht gab es ja Anlass zur Hoffnung, dass Caleb auf Versöhnung aus war? Sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als dass die beiden Brüder ihr Kriegsbeil begruben. Sie wusste, dass Reed im tiefsten Inneren seinen Bruder vermisste, und sicher ging es Caleb mit Reed ebenso.
    Auf einmal erinnerte sie sich an einen der Briefe, die sie am Morgen sortiert hatte. Der brachte sicher eine Antwort. „Er hat dich erwartet.“
    „Was?“
    Sie ging in die helle, gelb gestrichene Küche mit den rustikalen Holzschränken und Arbeitsflächen aus Granit. Dort lag der Stapel Post, in dem sie noch am Morgen keinerlei Hinweise auf Reeds Verbleib hatte entdecken können. Caleb folgte ihr.
    „Hier ist der Beweis.“ Sie
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