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Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge
Autoren: Mark Robson
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mehr Zeit hier in Mantor als im Norden verbringen wird, wie ich annehme, würde ich ihm den Rang eines Hauptmanns ohne Befehlsgewalt verleihen. Aber vielleicht wäre es besser, wenn er der königlichen Garde zugeteilt würde.«
    Der König dachte eine Weile darüber nach und Calvyn stockte der Atem. Einen wie auch immer gearteten Rang in der königlichen Garde zu bekleiden, wäre schon an sich eine Ehre, aber zum Hauptmann ernannt zu werden, würde ihm noch mehr bedeuten als eine Stellung als königlicher Berater. Er konnte kaum glauben, dass der Baron ihn in solcher Weise herausstellte, geschweige denn, dass der König seinen Vorschlag ernst nehmen würde. Dann schüttelte der König langsam den Kopf und Calvyn durchfuhr kalte Ernüchterung.
Einen Augenblick lang hatten seine Gedanken verrückt gespielt und das Adrenalin war durch seine Adern geschossen wie ein rasender Sturm. Nun aber stürzte er auf den Boden der Tatsachen zurück wie ein fallen gelassener Stein.
    »Nein«, verkündete der König ernst. »Nein. Ich habe eine viel bessere Idee.«
    Der König stand auf und schritt in eine Ecke des Raums, wo einige Schwerter an der Wand hingen. Vorsichtig nahm er eine der langen Waffen ab und trat auf Calvyn zu.
    »Kommt her, Calvyn«, befahl der König in feierlichem Ton. »Kommt her und kniet vor mir nieder.«
    Calvyns Adrenalindrüsen arbeiten erneut auf Hochtouren und sein Magen zog sich zusammen. Das alles hier konnte einfach nicht wahr sein. Verzweifelt versuchte sein Verstand, die Tragweite des Moments zu begreifen. Calvyn registrierte kaum, dass er auf den königlichen Befehl hin aufgestanden war und sich niedergekniet hatte. Die Zeit schien von Langsam auf Schnell und wieder zurück auf Langsam zu schalten und die ganze Situation wirkte wie ein surrealer Traum. Aber es war kein Traum. Mit klarer, würdevoller Stimme begann der König, jene Worte zu sprechen, die Calvyn schon so oft in seiner Fantasie gehört hatte, seit er ein kleiner Junge war.
    »Wollt Ihr, Calvyn, Sohn Jorans, der Krone Thrandors die Treue schwören? Schwört Ihr, der Wahrheit und der Gerechtigkeit zu dienen und die Ehre und die Traditionen jener zu bewahren, die vor uns waren? Schwört Ihr, das Böse zu bekämpfen und die Finsternis aus unserem Land zu vertreiben, wann immer Ihr auf sie stoßt?«
    »Ja, ich schwöre«, krächzte Calvyn, dem vor Rührung beinahe die Stimme versagte.
    »Dann schlage ich Euch, Sir Calvyn, Sohn Jorans, zum Ritter des Königreichs Thrandor, zum Wächter des Friedens und zum Beschützer der Unschuldigen. Mögen die Götter Euch lenken und schützen.«

    Der König legte die Breitseite der Schwertklinge erst auf Calvyns rechte und dann auf seine linke Schulter. Bei den beiden kurzen Berührungen durchfuhr Calvyn ein Schauer wie ein elektrischer Schlag. Bilder aus Kindheitsträumen von heldenhaften Rittern, die holde Jungfrauen erretteten und gegen furchtbare Drachen kämpften, blitzten in seiner Vorstellung auf.
    »Steht auf, Sir Calvyn, und dient Eurem König«, befahl Malo mit einem Lächeln.
    Es war real. Er war nun tatsächlich ein Ritter des Reiches.
    Der Gedanke daran überlagerte alles andere. Lord Valdeer und nach ihm die Barone Anton und Keevan traten vor und schüttelten ihm die Hand. Calvyn empfing ihre Glückwünsche wie in einem Dämmerzustand, und Anton lachte, als er witzelte, Calvyn blicke genauso dümmlich drein wie jene, die in den Adel hineingeboren worden waren. Calvyn lachte auch, aber trotz der Stichelei gelang es ihm nicht, seine Gedanken in irgendeiner Weise zu ordnen.
    »Eure Ernennung wird morgen früh am Hof bekannt gegeben, Calvyn«, informierte der König ihn. »Die Nachricht geht dann an jede Provinz im Königreich, zusammen mit der Kunde vom Sieg in Kortag. Ich nehme an, ich muss Euch nicht mitteilen, dass Ihr als Ritter des Reiches nicht mehr zum Dienst in Baron Keevans Heer verpflichtet seid. Zudem erhaltet Ihr ein Gehalt von unserem Schatzmeister, das Euch davon befreit, eine andere Anstellung suchen zu müssen.«
    »Ich … ich weiß nicht, wie ich Euch danken soll, Eure Majestät«, stammelte Calvyn, der immer noch unter Schock stand.
    »Euren Dank braucht es nicht, Sir Calvyn. Ich wünsche mir vor allem Eure fortwährende Unterstützung und Treue.«
    Die Anrede »Sir Calvyn« hallte in seinen Ohren, während er langsam die Tragweite dessen zu begreifen begann, was soeben geschehen war. Als Ritter nahm er einen Rang ein und
hatte Vorrechte, die ihm erlaubten, alles zu tun,
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