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Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge
Autoren: Mark Robson
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Seite, ließ Calvyn eintreten und schloss leise die Tür hinter ihm.
    Der Raum wirkte eher vornehm als opulent. Ein dicker Teppich in warmen Rottönen erstreckte sich von Wand zu Wand, und zwischen den vielen flackernden Fackeln hingen zahlreiche Gemälde und Gobelins, auf denen verschiedene Ansichten Mantors zu unterschiedlichen Jahreszeiten abgebildet waren. Das Zimmer befand sich im Herzen des Palastes und besaß keine Fenster. Doch auch ohne natürliches Licht hatte der Raum eine äußerst einladende Wirkung, die man nur schwer beschreiben konnte.
    »Kommt herein, Calvyn, und setzt Euch zu uns an den Tisch«, bat der König und spiegelte damit die warme und freundliche Atmosphäre des Ortes wider.
    »Uns« umfasste eine sehr exklusive Gesellschaft.
    Flankiert wurde der König zur Rechten von seinem treuen Anhänger und engen Freund Baron Anton aus dem westlichen Teil Thrandors und zu seiner Linken von Lord Valdeer, einem einflussreichen Graf aus dem Norden des Reichs. Nach Calvyn Kenntnis sprach niemand von ihm als »Graf Valdeer« – doch keiner, den er danach gefragt hatte, konnte ihm erklären, warum das so war. Neben Valdeer saß schließlich noch Baron Keevan mit vollkommen unergründlicher Miene. Calvyn war versucht, seinen Geist erkunden zu lassen, was
dem Baron durch den Kopf ging, aber er widerstand dem Drang und bemühte sich stattdessen um eine elegante Verbeugung vor dem erhabenen Quartett.
    »Bitte kommt her und setzt Euch, Calvyn«, beharrte der König mit einem Lächeln.
    Auch Anton und Valdeer wirkten freundlich gestimmt. Nur Baron Keevan strahlte keinerlei Wärme aus, sein Gesichtsausdruck blieb distanziert und unnahbar.
    Calvyn trat näher, nahm an dem ovalen Tisch Platz und fühlte sich gleich, als würde ihm eine Befragung bevorstehen. Der König und seine Adeligen saßen ihm auf einer der länger gebogenen Seiten des Tisches gegenüber und alle Augen waren auf ihn gerichtet.
    »Nun gut, Calvyn. Ich weiß, dass Ihr Baron Anton bereits kennt, aber habt Ihr auch die Bekanntschaft Lord Valdeers gemacht?«, erkundigte sich der König, beiläufig das Gespräch einleitend.
    Calvyn konnte nicht verhindern, dass sich sein Gesicht zu einem etwas verschrobenen Lächeln verzog, während er seine Antwort gab.
    »Der Ausdruck Bekanntschaft mag in diesem Fall ein wenig übertrieben sein, Eure Majestät. Ich habe Lord Valdeer bei mehreren Gelegenheiten aus der Ferne gesehen, aber ich hatte noch nicht das Vergnügen, ihm vorgestellt zu werden«, erwiderte Calvyn so förmlich, wie er konnte.
    Valdeers Lächeln wurde breiter, und er lachte kurz auf, bevor er entgegnete: »Auch ich habe Euch aus der Ferne gesehen, Korporal. Ihr habt gut gesprochen, als Ihr vor dem königlichen Tribunal den Verräter Demarr verteidigt habt. Eine mutige Tat angesichts der gegebenen Umstände. Ich habe auch Euer Duell verfolgt und war Zeuge, wie Ihr die shandesischen Legionen unter Kontrolle gebracht habt. Es ist mir eine Freude, Euch nun von Angesicht zu Angesicht zu begegnen.«

    »Danke, Mylord.«
    »Schön«, bemerkte der König vergnügt. »Nun, junger Mann, Ihr schuldet mir eine Erklärung. Ich hege die Absicht, Euch an Euer Versprechen zu erinnern, das Ihr in Kortag gegeben habt. Die Geschehnisse an diesem Tag werden zweifellos zu Legenden werden. Lasst keine Einzelheit aus, denn ich brenne darauf zu erfahren, wie es Euch gelungen ist, dass unsere Feinde unwillentlich aufeinander losgingen. Falls Ihr keine Einwände habt, möge mein Schreiber Rexal alles genau aufzeichnen.«
    Calvyn hatte den hageren Mann, der an einem Schreibpult in der Ecke des Raums saß, gar nicht bemerkt. Er hielt den Federkiel bereit. Plötzlich wurde Calvyn bewusst, dass sein Bericht die Geschichtsschreibung prägen würde. Wer zweifelte schon die Worte des königlichen Schreibers an?
    Seine Gedanken ordnend und redlich um eine logische Abfolge der Ereignisse bemüht, begann Calvyn mit seiner Geschichte. Die Erzählung nahm einige Zeit in Anspruch, denn die Handlung war verwickelt und es gelang weder dem König noch seinen Edelleuten, bestimmte Fragen zurückzuhalten, während sie dem unglaublichen Bericht lauschten. Calvyn vermied es, seine Ausbildung in den Kräften der Zauberei übermäßig auszubreiten, doch er tat sein Bestes, um die Struktur und die Hierarchie der Zauberersekte zu erläutern, in die er hineingeraten war.
    Alle vier Zuhörer saßen wie erstarrt da, während Calvyn die diabolischen Methoden beschrieb, mit denen der böse
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