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Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge
Autoren: Mark Robson
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kalten Entschlossenheit, die dem Herrscher das Herz gefrieren ließ, rammte Serrius beide Schwerter gleichzeitig in seinen Gegner.
    Die Menge geriet außer sich, und der Kaiser bemerkte auf einmal, dass auch er aufgesprungen war und in den begeisterten Applaus einstimmte. Ihm schmerzte die Brust, da er während des Kampfes instinktiv den Atem angehalten hatte. Trotz der erschreckend kaltblütigen Hinrichtung des unbewaffneten Mannes am Ende der Begegnung lächelte er unwillkürlich und nickte Serrius anerkennend zu, als dieser zum Abschied vor dem kaiserlichen Balkon salutierte.
    »Bei Shand!«, stieß jemand aus. »Dieser Mann ist wirklich unbesiegbar. Niemand, der bei klarem Verstand ist, wird sich ihm jetzt noch entgegenstellen.«
    Der Kaiser war gewillt, dem zuzustimmen. Wenn Serrius es nur nicht immer darauf anlegen würde, jeden seiner Gegner zu töten, dann wären die anderen Kämpfer möglicherweise eher bereit, ihn herausfordern. Serrius’ Angst und Schrecken verbreitender Ruf hatte innerhalb der vergangenen Minuten eine neue Dimension erlangt, er war vom tödlichen Kämpfer zu einem wahren Mythos aufgestiegen. Bedauerlicherweise würde nun einige Zeit vergehen, bis der Kaiser Serrius erneut in der Arena erleben würde.

1
    »Es hat sich verändert!«
    »Wie bitte, Lord Calvyn? Was hat sich verändert?«, erkundigte sich der tadellos gewandete Vorsteher des königlichen Gesindes.
    »Ich bin kein Lord, Krider. Ich bin nur Korporal«, bemerkte Calvyn abwesend und trat einen Schritt vor.
    Die große Eingangshalle des königlichen Palastes von Thrandor war von beeindruckender Größe und durchdrungen von Geschichte und Tradition. Calvyn verstand nicht viel von diesen Dingen, aber ihm war etwas Ungewöhnliches aufgefallen, was ihn nun anzog wie eine Motte das Licht. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf einen der vielen großen Wandteppiche, die an den Seiten der riesigen Treppenflucht des Palastes hingen.
    Der Gobelin stellte die Szene eines Magierkampfs dar, beruhend auf der berühmten thrandorischen Legende. Einer der Magier stand mit dem Rücken zum Betrachter und war in eine heftige Auseinandersetzung mit fünf anderen Magiern verwickelt, die alle in verschiedenen dramatischen Posen der Zauberkunst zu sehen waren. Vier weitere Personen standen am einen Rand und schienen den Kampf um die magische Überlegenheit nur zu beobachten.
    »Dieses Wandbild, Krider, es hat sich verändert!«, rief Calvyn erneut aus und trat noch näher heran, um das wundervoll gewebte Meisterwerk genauer zu betrachten.
    »Ihr müsst Euch irren, Korporal. Der Gobelin hängt schon hier, seit ich im Palast Dienst tue, also seit zweiundvierzig Jahren. So wie alle diese Wandteppiche. Sie sind das Vermächtnis
vorangegangener Monarchen. König Malo hat im Lauf seiner Regentschaft einige Teppiche in Auftrag gegeben, aber er findet, dass keines der neueren Stücke die Feinheit und die Ausdrucksstärke der alten erreicht. Die alten Weber haben gewisse Geheimnisse mit ins Grab genommen. Äußerst bedauernswert, wenn Ihr mich fragt.«
    Calvyn strich mit dem Finger über die schwarz gekleidete Gestalt, die offenbar den bösen Magier Derrigan Darkweaver darstellte, und schauderte.
    »Das meine ich nicht, Krider. Der Gobelin hing hier schon bei meinem letzten Besuch, aber das Bild hat sich verändert.«
    »Unmöglich! Kein Weber darf sich in die Nähe der Teppiche wagen. Ihr müsst Euch irren«, beharrte Krider. Allein der Gedanke, jemand könnte sich an diesen Heiligtümern zu schaffen gemacht haben, versetzte ihn in Empörung.
    Calvyn schüttelte langsam den Kopf, trat am Wandteppich entlang vor und zurück, wobei er die dargestellten Personen untersuchte.
    »Seltsam. Wirklich seltsam«, murmelte er gedankenverloren vor sich hin. »Es waren neun. Ich weiß, dass es neun waren.«
    »Es sind neun«, erklärte Krider entschieden und setzte sogleich zu einer Erklärung an: »Seht, fünf sind dabei, Zauber zu sprechen, und die vier da drüben sehen zu.«
    »Nein, ich meinte nicht, wie viele Personen insgesamt zu sehen sind«, erwiderte Calvyn und sah hinüber zu Krider, der den Wandteppich nun genauso gründlich unter die Lupe nahm wie er. »Als ich letztes Mal das Bild betrachtete, war die zentrale Figur, die wohl Derrigan Darkweaver darstellen soll, von neun Magiern umringt. Die vier an der Seite habe ich nicht mitgezählt. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, sah der Hintergrund damals mehr nach einer Wüstenlandschaft aus. Es sind zwar immer
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