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Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer
Autoren: Mark Robson
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Bäche an der Nasenspitze, die der Wind ihm gegen Mund und Kinn wehte. Immer wieder musste er sich mit der Zunge über die Lippen fahren.
    Calvyn freute sich jetzt auf zu Hause und sah schon das große offene Holzfeuer in der Wohnstube vor sich. Er stellte sich vor, wie er die triefnassen Kleider auszog und dann das Gefühl frischer, warmer Sachen auf der Haut spürte. Er malte sich aus, wie er die Hände an einem Becher dampfender Brühe wärmte, während er auf dem gemütlichen Stuhl am Feuer saß. Im Geiste erzählte er bereits seinen
Eltern die Geschichte des wundersamen Fangs. Natürlich, dachte er lächelnd, würde er die Fische, die ihm entwischt waren, etwas größer und schwerer machen.
    Er konnte schon seine Mutter Elenor hören, mit ihrer üblichen Predigt, wie man denn derart verrückt sein könne, so weit wegzulaufen, wenn es doch schon den ganzen Tag nach Regen ausgesehen habe. Trotz ihrer Sorge beruhigte sie sich immer sehr schnell, und Calvyn spürte, dass sie ihn dieser Tage eher aus Pflichtgefühl schalt denn aus echter Überzeugung. Er wusste, sie konnte die Verlockung des Flussufers nachfühlen und hatte Verständnis dafür, dass er an seinen freien Tagen vor die Tür musste.
    Als er so an sein Zuhause dachte, wurde Calvyn bewusst, welches Glück er doch hatte, so gute Eltern zu haben. Sie waren immer bereit, ihm zu helfen, und interessierten sich für die Dinge, mit denen sich ihr Sohn in seiner freien Zeit beschäftigte. Die beiden arbeiteten sehr hart, um der Familie ein angenehmes und sorgenfreies Leben in der kleinen Bauerngemeinde zu bereiten. In ihrer Hütte war es immer warm und behaglich, und im gepflegten Garten blühten die Pflanzen. Joran hatte so eine Art, das Leben leicht zu nehmen, ganz gleich, was sie gerade taten. Er war immer zu Späßen aufgelegt und lachte viel, selbst wenn er Calvyn etwas Neues beibrachte oder mit einer besonders langweiligen Aufgabe beschäftigt war. Was die Arbeiten am Haus, im Garten und auf dem Feld anging, so gab es anscheinend nichts, womit sich Joran nicht auskannte. Und auch, wenn er in einer Sache mal nicht genau Bescheid wusste, fand er immer einen Weg, sie dennoch zu erledigen, und hatte dabei stets noch ein paar Späße auf Lager.
    Elenor gab sich viel strenger und war während seiner Kindheit stets für seine Erziehung zuständig gewesen, während Joran mit seiner unbekümmerten Art Calvyns gelegentliche
Missetaten eher heruntergespielt hatte. Calvyn wusste, dass seine Mutter ein sehr geistreicher Mensch war, konnte sich aber nur an wenige Momente erinnern, in denen sie das offen gezeigt hatte. Elenor nahm ihre Pflichten als Frau und Mutter sehr ernst und hatte äußerst wirkungsvolle Methoden entwickelt, um Calvyn davon abzuhalten, die häuslichen Regeln allzu oft zu brechen. Zudem war sie eine wunderbare Köchin und in der Küche duftete es immer nach Gebackenem. Sie schien einen sechsten Sinn dafür zu haben, welche Kräuter oder Gewürze ein Gericht vollendeten, und wusste genau, wann sie sie dazugeben musste, damit sie ihren Geschmack am besten entfalten konnten.
    Der Gedanke an die Kochkünste seiner Mutter ließ Calvyns Magen knurren. Er lief etwas schneller, als ihm wieder einfiel, welche wundervollen Gerichte Elenor aus den Fischen gezaubert hatte, die er in der Vergangenheit nach Hause gebracht hatte. Kopf und Bauch hatten nun ein Ziel und er lief mit neuer Entschlossenheit voran, denn der Hunger beherrschte bald seine Gedanken. Er hatte nur ein paar Brötchen aus der Küche stibitzt, als er in den frühen Morgenstunden aus dem Haus geschlichen war. Aber die hatte er schon vor einigen Stunden gegessen. Die frische Luft und das Wandern ließen seinen Appetit nun schnell zu dem anwachsen, was sein Vater gern als jugendlichen Fresswahn bezeichnete.
    Nachdem er einen sanften Hügel überschritten hatte, sah er den Weg zum Dorf vor sich liegen, und als ob dieser Anblick die Elemente gegen ihn verschwor, schlug ihm der Wind mit voller Kraft entgegen und er marschierte im peitschenden Regen vorwärts. Kurze Zeit später stieg Calvyn durch eine schmale Hecke und stand auf der Straße.

    »Du könntest nicht vielleicht einem alten Mann zur Hand gehen, oder?«
    Calvyn sah erschrocken auf und erblickte eine dünne Gestalt, die in einen langen dunklen Mantel gewickelt vor ihm stand. An beiden Seiten des Kopfes fielen stahlgraue triefnasse Haarsträhnen herab. Funkelnd blaue Augen lauerten auf Calvyns Reaktion und das wettergegerbte Gesicht des alten
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