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Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer
Autoren: Mark Robson
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Länder.
    Da blies Sachte heftig durch die Nüstern und hob abrupt den Kopf. Sie machte noch ein paar tänzelnde Schritten, dann blieb sie plötzlich stehen und ihre Augen rollten beunruhigt hin und her.
    »Was ist los, Mädchen?«, fragte Perdimonn, als Sachte sich nicht von der Stelle rührte. Sie witterte irgendetwas in der Luft und stampfte irritiert mit dem Vorderbein.
    »Wahrscheinlich machen sie ein Feuer«, meinte Calvyn, der langsam wieder in der Gegenwart auftauchte und sich an Perdimonn wandte. »Das Dorf liegt gleich hinter der nächsten Kurve.«
    »Nein. Irgendetwas stimmt hier nicht«, antwortete der alte Mann. Er hatte die Stimme zu einem Flüstern gesunken und sah besorgt aus. »Sachte lässt sich nicht so leicht
erschrecken. Wir fahren weiter, aber wir sollten vorsichtig sein. Wenn Sachte etwas wittert, muss man sich in Acht nehmen. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, dem alten Mädchen zu vertrauen, und sie hat mich schon oft vor Schwierigkeiten bewahrt. Ich werde also jetzt nicht anfangen, ihre Warnungen zu ignorieren.«
    Indem er Sachte leicht mit den Zügeln auf den Rücken klopfte und ihr gut zuredete, brachte Perdimonn das Pferd in einen langsamen Schritt. Alarmiert durch die Unruhe des Tieres folgten die beiden der letzten Biegung vor dem Dorf. Wieder blieb das Pferd aufgeregt stehen, trampelte auf der Stelle und schnaubte ängstlich durch die Nüstern. Der Mann und der Junge saßen regungslos da, erstarrt in stummer Panik, und blickten fassungslos auf die Szene des Todes vor ihnen.

2
    Perdimonn nahm mit einem erleichterten Seufzer auf dem Kutschbock Platz und sah zu, wie Calvyn mit Feuereifer umhersprang und letzte Vorbereitungen für die Weiterfahrt traf. Der junge Mann platzte fast vor Aufregung und konnte es offensichtlich kaum erwarten, am Abend die versprochene erste Lektion in Magie zu erhalten. Perdimonn bereute schon fast, dass er Calvyn mitgeteilt hatte, dass nun die Zeit gekommen sei, um mit seiner praktischen Ausbildung zum Magier zu beginnen. Schließlich brauchte man dazu Ruhe und Konzentration. Doch als Sachte dann im langsamen und schwerfälligen
Schritt die schmale Landstraße entlangtrottete, spürte der alte Magier, wie sich Calvyns Unruhe legte.
    Zwei Jahre waren seit der Ermordung von Calvyns Eltern vergangen und die Zeit hatte seinen Schmerz gemildert. Anfangs war er immer wieder in Tränen ausgebrochen, bis er eine Mauer des Schweigens um sich gezogen hatte, hinter der er für keinen Trost zugänglich war. Erst nach vielen Wochen war es Perdimonn schließlich gelungen, den Jungen langsam aus seiner Trauer in die Gegenwart zurückzuholen. Doch auch nach zwei Jahren verging kein Tag, an dem Calvyn nicht an das Gemetzel an seiner Familie und seinen Freunden dachte. Und manchmal kehrten die Erinnerungen an die drei Tage, die Perdimonn und er damit verbracht hatten, die Toten aus dem Dorf zu begraben, in düsteren Träumen wieder, und die Bilder waren dann so lebendig, dass er mit tränenfeuchten Wangen aufwachte.
    Es hatte einige Überlebende gegeben, hauptsächlich Frauen und Kinder, die weggerannt oder sich erfolgreich vor den Plünderern versteckt hatten. Aber alle, die ihre Häuser verteidigt hatten, waren gnadenlos niedergemetzelt worden. Zu ihnen gehörten auch Calvyns Eltern und all jene, zu denen er ein engeres Verhältnis gehabt hatte. Am Tag nach dem Überfall waren die Leute nach und nach aus ihren Verstecken gekommen und hatten sich versammelt, um die Verluste zu zählen und mit der Totenklage zu beginnen.
    Perdimonn war bei Calvyn im Dorf geblieben und hatte geholfen, so gut es seine alten Knochen zuließen. Calvyn behielt das Geheimnis von seinen magischen Fähigkeiten für sich. Er sprach während dieser qualvollen Tage und Nächte überhaupt kaum mit jemandem. Perdimonn sah traurig zu, wie die Leute aus dem Dorf verzweifelt versuchten,
so etwas wie Normalität zu schaffen, um irgendwie weiterzuleben. Da aber so wenige Männern überlebt hatten, würde es lange dauern, bis wieder Alltag einkehrte. Mehrere Frauen hatten Calvyn angeboten, ihn bei sich aufzunehmen, aber der Junge hatte jedes Mal abgelehnt und erklärt, er wolle woanders ein neues Leben beginnen und versuchen, seine Trauer hinter sich zu lassen.
    Am vierten Tag ging Calvyn auf Perdimonn zu und fragte ihn, ober ihn auf seinen Reisen begleiten könne. Der Alte zögerte, aber dann obsiegte Calvyns stille Hartnäckigkeit und Perdimonn erklärte sich bereit, ihn bis nach Chantiss mitzunehmen. Der
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