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Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers
Autoren: Christoph Andreas Marx
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zunächst beim Abt anmelden», sagte er.
«Wir werden warten», bekam er zur Antwort.
Obwohl die Reiter ihre Namen nicht genannt hatten, erhob sich der Mönch und ging davon, ohne weitere Fragen zu stellen, nicht jedoch ohne zuvor die Pforte zu schließen.
Die drei Reisenden warteten. Der Junge blickte zu Boden.
«Warst du schon einmal im Kloster?», fragte der jüngere Reiter.
«Ich habe einige Male Getreide gebracht. Aber die Mönche ließen mich nicht hinein.»
«Heute darfst du die wunderbare Klosteranlage aus der Nähe betrachten.»
«Diese Häuser sind beeindruckend», sagte der Junge. «Aber auch seltsam.»
«Wie meinst du das?»
«Was machen all die Menschen hier? Und warum ein so großes Gebäude?»
«Hat man dir das nie gesagt?»
«Man sagt, sie dienen Gott.»
«Das ist richtig.»
«Und die Klosterkirche ist das Haus Gottes.»
«So ist es.»
Der Junge überlegte einen Moment. Er war sich unsicher, ob er den beiden Fremden seine Gedanken anvertrauen sollte.
«Aber das ist seltsam.»
«Seltsam? Was ist daran ungewöhnlich?»
«Wozu braucht Gott ein Haus?»
Die beiden Reiter sahen sich an.
«In der Klosterkirche beten die Mönche zu Gott», sagte der Ältere. «Sie loben ihn und suchen seine Nähe.»
Wieder schwieg der Junge kurz.
«Ist das denn nötig? Gott ist doch überall.»
«Wie meinst du das?»
«Man findet ihn in jeder Pflanze, in jedem Lufthauch. Was braucht er ein Haus?»
Erneut sahen sich die beiden Reiter an, doch in diesem Moment öffnete sich die Pforte. Ein Mönch in hellgrauer Kutte trat heraus und begrüßte die Männer ebenfalls mit einem Kniefall.
«Hohe Herren. Der Abt heißt Euch willkommen und bittet Euch zu sich. Er bittet Euch zudem, an diesem heiligen Orte die Waffen abzulegen oder sie stumpf zu machen.»
Die beiden Reiter schnallten die Schwerter ab und übergaben sie dem Mönch. Der blickte auf den Jungen, wagte aber nicht, Fragen zu stellen.
Sie durchschritten das Tor. Zwei Mönche kamen herbei und übernahmen die Pferde. Auf dem Weg sah der Junge zur Linken die hoch aufragende Westfassade der Klosterkirche. Wohngebäude schlossen sich unmittelbar an. Rechts des Weges befand sich ein einzelnes Steinhaus. Von dort kam ihnen ein Mönch in weißer Kutte entgegen. Er umarmte die beiden Reiter und küsste sie auf die Wange.
«Seid willkommen in Christo, werte Brüder. Schon lange ist kein Vertreter des Tempels an dieses Ende der Welt gekommen.»
«Seid gegrüßt, ehrwürdiger Lefhard. Wir sind dankbar, Eurer großzügigen Gastfreundschaft teilhaftig zu werden. Der Prior des Tempels entsendet dir seine herzlichen Grüße.»
Der Blick des Abtes fiel auf den Jungen.
«Wer begleitet Euch?», fragte er.
«Dieser Junge ist aus der Gegend um Lahde. Wir haben ihn mitgenommen, weil er uns den Weg zeigen konnte. Er muss gut untergebracht werden. Und morgen soll er Begleitung für den Rückweg erhalten.»
Der Abt nickte.
«So soll es sein.»
Er wandte sich an den Mönch, der den Reitern an der Pforte Einlass gewährt hatte.
«Sorge dafür, dass es ihm an nichts fehlt, und weise ihm einen Schlafplatz zu.»
Der Mönch nickte. Er nahm den Jungen bei der Hand. Der wandte sich noch einmal um und bemerkte, dass der Abt und die Reiter ihm nachblickten und dabei Worte wechselten. Dann betraten die drei das Abtshaus.
    Der Mönch führte den Jungen zum gegenüberliegenden Gebäude, das unmittelbar an die Westfassade der Kirche angrenzte und sich von dort wohl um die fünfzig Meter in südliche Richtung ausdehnte. Durch eine kleine Tür gelangten sie in ein Treppenhaus, das von mehreren Kerzen so erleuchtet wurde, dass man sich, aus dem Dunkeln kommend, orientieren konnte. Der Mönch führte den Jungen in den ersten Stock. Dort befand sich ein großer Schlafsaal. Etwa vierzig Betten waren links und rechts der Außenwand in gleichmäßigen Abständen aneinandergereiht, einfache Holzgestelle, jeweils mit einem Strohsack ausgestattet. Auf den meisten Betten hatten sich bereits Mönche schlafen gelegt.
    «Dies ist das Dormitorium», sagte der Begleiter des Jungen. «Warte einen Moment.»
Er ging davon und kehrte kurze Zeit später mit einer Karaffe, einem Tonbecher und einer Decke zurück.
«Nimm dieses Wasser. Essen gibt es erst morgen wieder.» Er zeigte auf eines der Betten.
«Hier kannst du schlafen und dich mit der Decke warm halten. Ich werde dich morgen früh abholen.»
Der Junge nickte.
Als der Mönch gegangen war, sah er sich um. Eine kleine Kerze beleuchtete den Schlafraum, gerade so, dass man sich
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