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Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers
Autoren: Christoph Andreas Marx
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ausstrahlten. Er griff nach der ausgestreckten Hand.
    Einen Augenblick später saß der Junge vor dem Mann auf dem Rücken des Pferdes.
    Während des Ritts zum Hof sprachen sie nur wenige Worte. Wald und Moor wechselten in schneller Folge. Für den Jungen war es zunächst ein beängstigendes Erlebnis, mit solcher Schnelligkeit an den Bäumen entlangzuhuschen. Aber der Reiter verstand sich vorzüglich darauf, selbst überraschenden Hindernissen mühelos auszuweichen, und nach einiger Zeit fand der Junge großen Gefallen daran.
    Als sie den Hof erreichten, war der Bauer gerade damit beschäftigt, die Sense zu schärfen. Nun blickte er überrascht auf, wollte zur Seite springen, als die Pferde auf ihn zuhielten, merkte aber dann, dass die Reiter sie zu zügeln verstanden. So kniete er vor den eigentümlich gekleideten Fremden nieder.
    «Steh auf!», rief ihm der ältere Reiter zu.
    Der Bauer erhob sich zögernd. Als er seinen Sohn erblickte, wurde er ängstlich. Der Reiter bemerkte es.
«Du musst dich nicht fürchten, Bauer», sagte er. «Wir haben deinen Sohn mitgenommen. Er soll uns den Weg nach Loccum zeigen.»
Der Bauer schaute noch immer besorgt auf seinen Sohn.
«Dort werden wir veranlassen, dass du deinen Sohn und auch deinen Wagen heil zurückbekommst. Wir brauchen einen Führer, der sich in dieser abgelegenen Gegend auskennt.»
Die Worte des Fremden hatten den Bauern erneut überrascht. Er war es nicht gewohnt, dass hohe Herren ihre Handlungen erläuterten. Und erst recht war es bei ihnen nicht üblich, für Schaden oder Ausfälle aufzukommen. So fasste er seinen ganzen Mut zusammen.
«Hohe Herren. Ihr seid weit gereist. Benötigt Ihr Essen und Trinken? Eine Rast für Euch und die Pferde?»
«Danke. Du bist ein guter Mann. Aber unser Auftrag zwingt uns weiterzureiten.»
Die Bäuerin kam aus dem Haus. Sie hatte ungewöhnliche Geräusche gehört und war herbeigeeilt. Nun erblickte sie die Fremden, dann ihren Sohn zu Pferd, und sie kniete ebenfalls vor den beiden Reitern nieder. Die erhoben die Hand zum Gruß und machten kehrt. Der Junge winkte seinen Eltern zu. Ängstlich blickte er sie an. Doch es blieb keine Zeit. Die beiden Reiter trieben ihre Pferde an und ritten eilig vom Hof.
Der Weg nach Loccum durch Moorgebiet und dichten Wald erwies sich auch für den Jungen, der ihn schon einige Male gegangen war, als verwirrend. Mehrmals machten die Reiter Halt und ließen ihn absteigen, damit er die Möglichkeit hatte, sich neu zu orientieren.
«Wir sind so schnell», entschuldigte er sich. «Da ist der Weg ganz anders als sonst.»
«Bleib ganz ruhig», meinte der jüngere Reiter. «Versuch dich zu erinnern.»
Schließlich erreichten sie eine Quelle, die der Junge wiedererkannte. Die Reiter machten Halt und ließen die Pferde trinken.
«Ist es noch weit?», fragte der Ältere.
«Nein», antwortete der Junge. «Dies hier ist die Silberquelle. Von hier werden wir das Kloster schnell erreichen.»
«Warum wird die Quelle so genannt?», wollte der jüngere Reiter wissen.
«Sie trägt wohl schon sehr lange diesen Namen. Die Menschen hier sagen, dass es ein heiliger Ort sei, an dem Odin erscheine. Wenn Ihr den Hügel dort hinaufgeht, werdet Ihr einen großen Steinkreis entdecken.»
«Glauben die Menschen dieser Gegend immer noch an Odin?»
«Ich habe gehört, dass sich hier manchmal Magier versammeln, um alte Rituale zu feiern», meinte der Junge. «Aber Genaues weiß ich nicht.»
Als die Pferde genug getrunken hatten, verließen sie den Ort und ritten weiter durch den Wald.
Bei Einbruch der Dunkelheit sahen sie von fern die Umrisse der Klosteranlage. Eine Mauer umgab den gesamten Komplex. Eindrucksvoll ragte die Klosterkirche zum Himmel. Der Junge konnte ihren schmalen Glockenturm erkennen, die mächtige, nahezu schmucklose Westfassade, die Vielzahl der angrenzenden Gebäude, die gemeinsam mit der Kirche eine nahezu quadratische Fläche bildeten, und die freistehenden Steinhäuser und Schuppen, die sich ebenfalls noch innerhalb der Mauern befanden.
Sie erreichten das Haupttor. Der ältere Reiter stieg vom Pferd und schlug mit der Faust kräftig gegen das Holz der Pforte. Kurze Zeit später öffnete sich eine kleine Luke. Ein Mann schaute hindurch, blickte die Ankömmlinge erstaunt an. Dann öffnete sich das große Tor. Ein Mönch in brauner Kutte trat heraus und blieb in der Pforte stehen.
«Dank sei Gott», begrüßte er die Ankommenden. Dann kniete er vor den Reitern nieder.
«Hohe Herren. Verzeiht. Ich muss Euch
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