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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter
Autoren: Michael Rothballer
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beim Kampf um die Festung in die Hände gefallen war. Außerdem stattete er dem immer noch bewusstlosen Hohepriester des Cittempels regelmäßige Besuche an dessen Krankenlager ab. Der Grund für dieses merkwürdige Interesse an dem betagten Glaubensführer blieb Rai jedoch ein Rätsel und ebenso wenig konnte er Artons Weigerung verstehen, sich an dem so entscheidenden Gespräch mit der Stadtbevölkerung am heutigen Tag zu beteiligen.
    »Wo ist denn dieser große Held?«, rief plötzlich jemand aus der Menge. »Warum hat ihn noch nie jemand gesehen? Gibt es ihn überhaupt?«
    Ein Raunen lief durch die Halle und es war klar erkennbar, dass der Zwischenrufer bei den versammelten Andobrasiern Zweifel an Barats Worten gesät hatte.
    »Er bewacht mit einigen Leuten die Festung«, antwortete Barat ein wenig ungehalten, während er versuchte, den Zwischenrufer unter den Zuhörern auszumachen. »Und von den Minenarbeitern hat ihn jeder schon einmal gesehen. Nur hier unten in der Stadt war er noch nicht, deshalb habt ihr ihn bisher nicht zu Gesicht bekommen. Aber seid gewiss, mit seiner Schwertkunst und Kraft kann sich kein Zweiter messen. Durch Artons Hilfe gelang uns auch die Eroberung des Wachturms am Eingang der Mine und schließlich die Einnahme der Festung Andobras, die seit ihrer Erbauung noch niemals gefallen ist.«
    »Nichts weiter als Glück und Hinterlist«, tönte es aus der Menschenmasse. Ein paar der Anwesenden nickten zustimmend.
    Rai war sich ziemlich sicher, dass diese aufwieglerischen Einwürfe immer von demselben Sprecher stammten, fand es aber ebenso wie Barat unmöglich, den Störenfried unter den Hunderten von Menschen ausfindig zu machen. Aber selbst wenn ihm das gelungen wäre, was hätte es schon genutzt? Schließlich wollten sie die Städter für sich gewinnen und nicht einen von ihnen gleich zu Anfang gewaltsam aus der Markthalle werfen lassen.
    Außerdem konnte man nie wissen, wie die Andobrasier bei solch einem Vorgehen reagieren würden. Rai musste sich in diesem Augenblick selbst daran erinnern, dass bei Weitem nicht alle ehemaligen Sklaven als verlässlich gelten konnten.
    Abgesehen von den vielen, bei denen die Folgen der langen Zwangsarbeit die körperliche Beanspruchung eines Kampfes nicht zuließen, gab es unter Rais früheren Mitgefangenen immer noch die Gruppe der Raffer. Diese niederträchtigen Halsabschneider konnten sich nun zwar nicht mehr in der Dunkelheit verbergen, wohl aber in der Masse der Minenarbeiter. Dort würden sie so lange unentdeckt bleiben, bis sich ihnen eine günstige Gelegenheit bot, erneut zuzuschlagen. Bei solchermaßen eingeschränkt verlässlichen Verbündeten war die Vermeidung jeder gewaltsamen Auseinandersetzung mit der Stadtbevölkerung das einzig Ratsame.
    Barat schien zu demselben Schluss gekommen zu sein, denn er ignorierte die Bemerkung ganz einfach, als er weitersprach: »Wir haben die Kontrolle über diese Insel an uns gebracht, weil wir wollen, dass die grausame und würdelose Sklavenarbeit im Bergwerk ein für alle Mal aufhört. Ebenso soll der Handel mit Sklaven für immer beendet werden. Überhaupt soll niemand auf dieser Insel mehr zu etwas gezwungen werden, das er nicht tun will.«
    »Dann senkt die Sperrkette!« Dieser Ausruf wurde gleich vielfach von den Anwesenden wiederholt und es dauerte eine Weile, bis wieder Ruhe in der Halle eingekehrt war.
    Barat versuchte, die Menge zu beschwichtigen. »Die Sperrkette wird wieder gesenkt werden, sobald ihr alles gehört habt, was wir zu sagen haben.«
    Rai bewunderte Barat dafür, dass er so gelassen blieb, obwohl seine Ansprache alles andere als reibungslos verlief. Seine Ankündigung, den Hafen wieder freizugeben, verfehlte allerdings nicht ihre Wirkung und es war freudig überraschtes Murmeln unter den Andobrasiern zu hören.
    »Wir wollen niemanden gegen seinen Willen hier festhalten«, hob Barat von Neuem an. »Wir möchten euch aber wissen lassen, welch einzigartige Möglichkeiten sich zukünftig auf dieser Insel für euch bieten. Jeder hier soll absolut frei sein und kommen und gehen können, wie es ihm beliebt. Es wird keine Steuern geben, sondern nur anfangs eine geringe Abgabe von Nahrungsmitteln zur Versorgung der bedürftigen Minenflüchtlinge. Diese Abgabe wird sofort eingestellt, sobald alle sich wieder selbst ernähren können. Danach wandert jede Münze, die ihr durch Handel, Fischfang, Handwerk, Bewirtung und andere ehrliche Arbeit verdient, ausschließlich in eure eigene Tasche.«
    Das
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