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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter
Autoren: Michael Rothballer
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heftete sich auch sein Blick in glühendem Zorn auf den verhassten Hundeführer.
    »Diese widerliche Zecke«, zischte Barat. »Ich dachte, der hätte uns während der Schiffspassage genug gepiesackt. Aber wie es scheint, sind wir ihn noch immer nicht los.«
    Barat räusperte sich und rief dann, so laut er konnte: »Gold!«
    Augenblicklich verstummten die meisten Anwesenden, als handle es sich bei diesem Wort um eine Zauberformel.
    »Gold«, wiederholte Barat mit durchdringender Stimme, »haben wir bisher nicht finden können im Cittempel. Aber, bester Ferrag – so lautet doch Euer Name …?« Er deutete auf den Hundeführer. »Wenn Ihr schon so viel zu sagen habt, dass Ihr mit Euren Einwürfen jeden meiner Sätze begleiten müsst, so tretet doch nun vor und sprecht von Angesicht zu Angesicht aus, was Ihr so dringend loswerden wollt.« Barat winkte Ferrag aufmunternd nach vom.
    Der Einarmige zögerte einen Moment, dann schlug er die Kapuze zurück und bahnte sich seinen Weg zur Rednertribüne bis kurz vor die dort postierten Wachen. Etwa zwei Schritt entfernt von den Tischen blieb Ferrag stehen und blickte herausfordernd zu Barat hinauf.
    »Ich weiß genau«, rief er selbstsicher, »dass die Citpriester massenweise Gold in ihrem Tempel gehortet haben. Und als Entschädigung für euer Auftauchen hier will ich davon einen Teil abhaben.« Er blickte sich zu den anderen Stadtbewohnern um. »Ihr doch auch, oder?«
    Die Andobrasier erwiderten diese Frage mit eifrigem Nicken und bestätigenden Rufen.
    Barat lächelte und entgegnete bedächtig: »Ich kann mir denken, dass Ihr, verehrter Ferrag, sicherlich gut Bescheid wisst über die Reichtümer des Tempels, denn Ihr habt ja für Eure Dienste als Sklavenjäger schon reichlich Gold von den Citpriestern erhalten.« Barat ließ seinen Blick nun eindringlich über die Anwesenden gleiten. »Aber ich kann nur noch einmal wiederholen, dass wir kein Gold im Tempel gefunden haben. Und selbst wenn«, Barats Stimme gewann zunehmend an Schärfe, »würden wir es sicherlich nicht jemandem wie Ferrag überlassen, der bisher seinen Unterhalt mit der Sklavenjagd verdient hat und der Menschen schlechter behandelt als seine Hunde. Eben für solche Leute wie Euch, Ferrag, ist Andobras von jetzt an der falsche Ort. Ihr werdet einer der Ersten sein, die die Insel verlassen dürfen, das verspreche ich. Falls Ihr wider Erwarten bleiben wollt, so sei Euch auch das freigestellt, aber Euch muss klar sein, dass Ihr für jedes Eurer Vergehen von nun an zur Rechenschaft gezogen werdet. Ihr müsst ein völlig neues Leben beginnen, wenn Ihr weiterhin das Recht genießen wollt, ein Bürger von Andobras zu sein. Skrupellose Gesellen werden keinen Platz mehr auf Andobras finden, solange die Insel unter unserer Kontrolle ist!«
    Ferrags Gesicht war rot vor Zorn. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, drängte sich plötzlich ein weiterer Mann nach vorne, der wild mit dem Zeigefinger gestikulierte und immer wieder »Lügner« brüllte.
    »Nun beruhigt Euch doch«, versuchte Barat, den Näher kommenden zu beschwichtigen. »Wen bezeichnet Ihr als Lügner und weshalb?«
    »Das, was Ihr hier erzählt, ist eine unverschämte Lüge!«, schrie der Mann außer sich. »Wie könnt Ihr behaupten, dass keine Skrupellosen mehr auf Andobras geduldet werden? Unter Euch so genannten neuen Stadtherren verbirgt sich ja selbst ein feiger Verbrecher! Ein dreister Lügner und ein heimtückischer Mörder! Und Ihr wollt mir erzählen, Andobras wird unter Eurer Herrschaft ein besserer Ort!« Er schnaubte verächtlich.
    Barat runzelte verwirrt die Stirn und wollte gerade etwas fragen, doch der aufgebrachte Sprecher gab ihm keine Gelegenheit dazu.
    »Dieser dort«, kreischte der Mann beinahe hysterisch und zeigte mit dem Finger auf Rai, »der Kleine da, der ist schuld am Tod meines einzigen Sohnes! Belogen und betrogen hat er mein Kind! Er ist ein götterverfluchter Mörder und muss bestraft werden!«
    Erschüttertes Schweigen herrschte in der Halle. Mit einem Mal fühlte Rai alle Augen auf sich ruhen. Die Farbe wich aus seinem Gesicht, als hätte er einen Geist gesehen. In gewisser Weise traf das auch zu, denn der Mann, der ihm die Schuld an dem Tod des jungen Warson wieder schmerzlich in Erinnerung rief, war niemand anderes als Nessalion - Warsons Vater. Wie ein Rachedämon schien er aus den Abgründen des Bergwerks emporgestiegen zu sein, um hier inmitten der Versammlung, im denkbar schlechtesten Moment, seine Anklage gegen Rai zu
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