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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter
Autoren: Michael Rothballer
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Wahrscheinlichkeit auch für die meisten anderen ehemaligen Minensklaven, denn sonst hätten sie niemals zugelassen, dass aus dem Bergwerk von Andobras ein solch verdammungswürdiger Ort wurde. Die Raffer boten das beste Beispiel: Jeder von ihnen war nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht und deshalb würden sie auch ihre neu gewonnene Freiheit nur wieder dazu nutzen, einander auszubooten, zu hintergehen und zu bestehlen.
    Daneben gab es aber noch weitere Gründe, warum Arton in der Festung geblieben war. Zunächst einmal wurden die Tore momentan nur durch ein paar Mann bewacht und es konnte nicht schaden, wenn er hier oben nach dem Rechten sah, während die anderen in der Stadt waren. Zudem, und das stellte den eigentlich entscheidenden Beweggrund dar, wollte er die Zeit nutzen, um dem Hohepriester Nataol einen weiteren Besuch abzustatten. Nachdem der Priester vor ein paar Tagen in eine tiefe Ohnmacht gefallen war, hatte Arton beschlossen, noch so lange auf der Insel zu bleiben, bis der Gesundheitszustand des Citdieners eine eingehende Befragung erlauben würde. Dafür war Arton sogar bereit, die Rache an dem Verräter Megas noch ein wenig aufzuschieben.
    Mittlerweile waren die verbliebenen drei Priester des Tempels, ebenso wie ihr Oberhaupt, in ihren privaten Quartieren untergebracht worden und durften sich auf dem Festungsgelände frei bewegen. Lediglich die Tore zu durchschreiten oder die Wehranlagen zu betreten, war den Gottesdienern verboten. Außer den Priestern gehörten zusätzlich noch zwei Novizen dem Tempel an, die als Anwärter auf das heilige Amt eines Citpriesters dort ausgebildet wurden. Diese beiden pflegten den altehrwürdigen Nataol, seit er bei der Unterredung mit Arton in der Gefängniszelle das Bewusstsein verloren hatte. Der junge Erenor hatte diese Verlegung der gesamten Priesterschaft in den Wohnbereich des Tempels aus zwei Gründen veranlasse Erstens stufte er die Citdiener nicht mehr als Bedrohung ein, da sie ihnen ohne die Wurzelbälger kaum gefährlich werden konnten, und zweitens sorgte er sich ernsthaft um das Wohl des Hohepriesters. Dieser Mann stellte seine wichtigste oder, genauer gesagt, die einzige Informationsquelle dar, von der sich Arton ein paar erhellende Antworten bezüglich der mysteriösen Wurzelbälger und besonders des dunklen Schwerts versprach. Bei seinen Besuchen in den letzten Tagen war jedoch seine Hoffnung auf Erklärungen jedes Mal enttäuscht worden, denn der alte Nataol hatte nicht ein einziges Mal das Bewusstsein wiedererlangt. Wütend und frustriert, dass all die Antworten, nach denen er sich so verzweifelt sehnte, zum Greifen nahe und doch unerreichbar waren, hatte er danach stets die Einsamkeit seines Zimmers gesucht, wo er stundenlang in dumpfem Brüten versunken war. Aber dann heute Morgen war Arton durch die Novizen des Hohepriesters davon unterrichtet worden, dass der Erleuchtete – wie dessen offizielle Anrede lautete – endlich erwacht und in der Verfassung sei, Besucher zu empfangen.
    Deshalb betrat Arton nun in gespannter Erwartung den Tempel und schritt eilig den Gang entlang, der ihn bis vor die Privatgemächer Nataols brachte. Er hatte sich mit dem schwarzen Schwert gegürtet, denn er beabsichtigte, Nataol heute abermals mit der Klinge zu konfrontieren, um mehr über sie herauszufinden. Arton klopfte dreimal, um der Höflichkeit Genüge zu tun, trat dann aber sofort ein, ohne eine Antwort abzuwarten. Der Erleuchtete lag noch immer in seinem breiten, mit blütenweißen Laken bespannten Bett. Als er den jungen einäugigen Krieger erblickte, wies er die Novizen durch Kopfnicken an, ihm beim Aufsetzen zu helfen. Während der eine der beiden den Hohepriester vorsichtig an den Armen nach vorne zog, schob der andere ihm ein großes Kissen hinter den Rücken, in das sich Nataol schließlich sichtlich angestrengt zurückfallen ließ.
    »Setzt Euch, werter Arton«, lud ihn der Citdiener mit kraftloser Stimme ein. »Nehmt Euch einen Stuhl. Und ihr beide«, er nickte seinen Novizen zu, »lasst uns allein.«
    Die beiden wagten nicht, zu protestieren, warfen Arton aber misstrauische Blicke zu, als sie den Raum verließen. Arton fragte sich im Stillen, ob die Novizen ihm wirklich zutrauten, einem alten, bettlägerigen Mann etwas zuleide zu tun, aber dann erinnerte er sich selbst wieder daran, welchen furchterregenden Eindruck sein vernarbtes Gesicht mit der leeren Augenhöhle auf die Priesteranwärter machen musste. Arton wurde wieder bewusst, wie sehr sich
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