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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter
Autoren: Michael Rothballer
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Rai und den anderen nun gefiel oder nicht, ohne die Städter würden sie in Kürze ernsthafte Schwierigkeiten bei der Nahrungsbeschaffung bekommen. Die meisten der geschundenen Minensklaven waren noch nicht in der Verfassung, um für die Jagd oder den Fischfang eingesetzt zu werden. Die wenigen von ihnen, die sich als stark genug erwiesen hatten, wurden dringend benötigt, die aufgebrachten Stadtbewohner im Zaum zu halten. Daher musste nun jemand die richtigen Worte finden, damit dieser schwelende Konflikt sich nicht zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung ausweitete. Auch wenn es nicht offen ausgesprochen worden war, so hatten sowohl Rai als auch Erbukas und Kawrin stillschweigend diese Aufgabe Barat zugedacht, der sich auch gegenüber den Minenflüchtlingen bereits zweimal als überzeugender Redner erwiesen hatte.
    Langsam senkte sich eine trügerische Ruhe über die Anwesenden. Alle Aufmerksamkeit richtete sich auf die vier neuen Stadtherren, die jetzt auf dem Podest aus Tischen standen, als hätten sie dieses nicht freiwillig bestiegen, sondern wären von der Menge dort hinaufgejagt worden. Rai wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als dass Arton sie begleitet hätte, aber der einäugige Kämpfer gab sich seit der Eroberung der Festung wieder ebenso unzugänglich wie zu dem Zeitpunkt, als Rai ihn unten in den Schächten der Mine das erste Mal getroffen hatte. Die bloße Anwesenheit des kräftigen Schwertkämpfers hätte bereits ausgereicht, um die Feindseligkeit der Andobrasier so weit zu zügeln, dass es nicht zum Ausbruch von Gewalt kommen würde. Ohne Artons Unterstützung befielen den Tileter Straßendieb angesichts der finsteren Blicke, die ihm einige der Städter zuwarfen, ernsthafte Zweifel über den friedlichen Verlauf dieser Zusammenkunft.
    Erwartungsvoll, beinahe flehentlich richtete Rai daher seinen Blick auf Barat, der noch unschlüssig die versammelte Menge begutachtete. Kawrin und Erbukas taten es dem jungen Tileter gleich und so fand Barat, als er sich fragend nach den anderen umsah, drei auf ihm ruhende Augenpaare, die ihn unmissverständlich dazu aufforderten, nun endlich das Wort zu ergreifen. Der alte Soldat seufzte ergeben, fuhr sich dann nach Konzentration suchend mit der Hand übers Gesicht und wandte sich schließlich an die wartende Menge.
    »Mein Name ist Barat«, stellte er sich mit lauter Stimme vor, »und ich komme aus Tilet. Der Kleine da neben mir ist Rai, auch aus Tilet, der lange Blonde dort ist Kawrin aus Seewaith und dieser bärtige Geselle hier nennt sich Bergmeister Erbukas, seine Heimat ist Andobras.«
    »Also eigentlich stamme ich aus dem nördlichen Citheon …«, widersprach Erbukas halbherzig und zu leise, als dass es die Versammelten hätten hören können.
    »Schscht«, zischte Rai zu ihm hinüber, »ist doch egal, woher du wirklich kommst, aber es macht sich bestimmt gut, wenn sie glauben, dass unter uns einer aus ihren Reihen ist.« Erbukas reagierte auf diese Zurechtweisung des kleinen Tileters mit dem missbilligenden Heben einer Augenbraue, erwiderte aber nichts.
    »Wir sind die Anführer der ehemaligen Sklaven«, fuhr Barat mit seiner Rede fort, »die aus dem Bergwerk von Andobras entkommen sind. Zu uns gehört noch ein weiterer Kämpfer, der heute leider nicht anwesend sein kann. Sein Name lautet Arton. Er war es, der dem Tyrannen Ulag, dem früheren Beherrscher des Bergwerks, mit bloßen Händen das Genick gebrochen hat. Und das, obwohl Ulag so groß wie zwei Männer war und so stark wie zehn. Nur dem Helden Arton ist es zu verdanken, dass wir dieses Ungetüm überwinden und die Mine verlassen konnten.«
    Rai stellte beeindruckt fest, dass Barat trotz Artons fehlender Präsenz versuchte, dessen einschüchternde Aura zu beschwören. Was genau der Grund für das Fernbleiben des Kriegers war, konnte Rai nicht ermessen. Unmittelbar nach dem Entkommen aus dem Bergwerk und der Eroberung des Wachturms war Arton erstaunlich aufgekratzt gewesen und Rai hatte schon zu hoffen gewagt, dass der düstere Schwertfechter seine grimmige Verbissenheit ablegen und ein wenig offener werden würde. Aber spätestens nach dem Vorfall mit Kawrin begann Arton, wieder dazu überzugehen, sich nur noch um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Kawrin hatte bei dem Versuch, wichtige Informationen über Artons Verschleppung aus Seewaith zurückzuhalten, den Zorn des Kriegers zu spüren bekommen. Seitdem beschäftigte sich Arton hauptsächlich mit dem schwarzen Schwert, das ihm
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