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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition)
Autoren: Brigitte Endres
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war.
    Ich seufzte tief und, wie ich fand, äußerst mitleiderregend, was bei Mr Anstand jedoch keinen Zweck hatte. »Warum bestehst du denn so darauf? Ich meine, für immer miteinander die Emotionen zu teilen, wie wir es mit einem loduunischen Kuss tun würden, scheint mir doch um einiges verbindlicher zu sein, als …« Ich fühlte, wie meine Wangen zu glühen begannen. Er schaffte es echt immer wieder, dass ich mich bei dieser Art Gespräch wie ein Luder fühlte, dabei war es doch nur ein ganz normales irdisches Verlangen.
    Iason massierte mir den Nacken. »Auf meinem Planeten wäre ein solches Verhalten dem Partner gegenüber sehr abwertend«, setzte er an, mir seine Haltung zu erklären. »Als wärst du mir nicht mehr als nur eine Nacht wert.« Er schwieg und in diesem Schweigen lag eine unerfüllte Sehnsucht. »Doch du bedeutest mir mehr … mehr als mein Leben.«
    »Das ist ja gerade das Problem.« Seufzend schob ich seinen Hemdkragen etwas zur Seite und zeichnete sein sonnenlichtempfindliches Shanjas über dem Schlüsselbein nach, was um diese Zeit gerade mal keine Gefahr für sein Leben darstellte, da es spät am Abend und somit dunkel war. »Die Linie deines Sinns«, sagte ich, während mein Zeigefinger über das lichtpulsierende, amulettgroße Zeichen an seinem Hals strich, »sie teilt sich in der Mitte. Hat das irgendeine Bedeutung?«
    Iasons Schein umgab uns wie eine schützende Hülle. »Das bedeutet, irgendwann in meinem Leben steht eine alles bestimmende Entscheidung an. Bis dahin ist der Ausgang meines Schicksals ungewiss.«
    »Oder dein Sinn erlischt?«, meinte ich in Bezug auf die eine Linie, die nicht wie die andere bis ganz nach unten führte.
    »Wenn ich falsch wähle«, sagte Iason und schüttelte den Kopf. »Die schlimmste Vorstellung …«
    Ich dachte daran, was er mir erzählt hatte, was es für einen Loduuner bedeutete, wenn er seinen von Geburt an vorbestimmten Sinn verlor, den Grund, weshalb er lebte. Ohne ihn würde er nur noch ins Leere blicken können. Eine sinnlose Existenz sein.
    Er drehte sich auf die Seite und stützte den Arm auf. Eine stille Weile sah er mich an, dann wanderte sein Blick zu den Sternen. »Mit einer einzigen falschen Entscheidung könnte ich uns beiden alles nehmen.«
    Ich strich die lange Linie seines Shanjas nach und verweilte, die Fingerspitzen in seinen Schimmer getaucht. »Du wirst nicht falsch wählen«, flüsterte ich.
    Eine kühle Brise strich über meine Haut und ließ den grünen Batikwindfang an unserer Seite flattern.
    »Wie steht’s mit dir, Mia?« Iason wandte seine Aufmerksamkeit vom Nachthimmel ab. »Seit dem Abend am Meer hast du nicht mehr über die Dinge gesprochen, die im Sommer passiert sind.«
    Ich merkte selbst, dass meine Augen unruhig wurden, und setzte mich auf. Wie ich mich fühlte? So wie man sich eben fühlt, wenn die Gefahr ein ständiger Begleiter geworden ist. Ich hatte Angst. Angst vor der Vergangenheit, aber auch vor der Zukunft. Ich beschäftigte mich mit einem abgerupften Palmenblatt, das ich zwischen meinen Fingern hin und her drehte. »Manchmal wünsche ich mir, alles wäre nicht real, sondern nur ein schlimmer Traum, aus dem ich erwachen könnte.« Meine Gedanken schweiften weiter. »Dann schließe ich die Augen und sehne mich nach nichts mehr, als zu vergessen. Vergessen, dass ich dein Sinn bin, vergessen, dass du für mich sterben sollst …«, meine nächsten Worte fügte ich ganz leise hinzu, »und ich möchte vergessen, dass du es nicht bereuen kannst, wenn du tötest.«
    Iason regte sich nicht. Gar nicht.
    »Ich meine, es geht so vieles, was ich nie für möglich gehalten hätte, warum soll das mit dem Vergessen nicht auch klappen? Einfach alles mental löschen. Aber dann wird mir klar, dass du mit den Erinnerungen auch verschwinden würdest, und ich möchte wieder da sein, wo ich bin – bei dir.« Ich wandte leicht den Kopf. Sein Blick ruhte auf meinem Gesicht.
    Okay, genug apokalyptische Gedanken, wir lebten im Jetzt und Hier, wo alles gut war.
    Meine Finger bahnten sich erneut den Weg … seinen Hals hinab … über sein Schlüsselbein … Vielleicht ließ er sich ja doch noch umstimmen? Und der Weg in mein Zimmer war schließlich nicht weit.
    Da war er wieder, sein von mir so geliebter Schauer. Sonst hielt er ganz still, aber jetzt zog er sich über seinen Körper. Gut, unsere Beziehung nahm allmählich wohl doch die normale Dynamik zwischen einer Siebzehn- und einem Achtzehnjährigen an. Eine fast normale
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