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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition)
Autoren: Brigitte Endres
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hundert Wörter!«
    »Achtundneunzig«, korrigierte er mich.
    Ich tippte den Stand-by-Modus weg.
    Iason spähte über meine Schulter, so still und reglos, für mich als Irdin wäre das unmöglich gewesen. Seit ich wusste, wer er wirklich war, machte er sich nicht mehr die Mühe, seine überirdischen Fähigkeiten vor mir zu verstecken. Sein stolzes Gesicht lag im Schatten der Mauer, an der wir saßen. Stolz, aber nicht arrogant. Da war dieses wunderschöne blaue Leuchten, das aus seinen Augen kam und einen ganz zarten Schimmer über seine Haut warf, so als wäre er nicht von dieser Welt. In gewisser Weise war er das ja auch nicht. Iason und ich, wir gehörten in unsere eigene Welt. Eine Welt, die irgendwo dazwischen lag. Die Erde wurde mir von Tag zu Tag fremder, weil ich die Menschen hier immer weniger verstand. Zwar gab es seit der Klimakatastrophe keine Grenzen mehr, doch die Grenzen zu anderen Planeten schienen für die meisten unüberwindbar.
    So, Mia, sagte ich mir, auch der am schönsten schimmernde Außerirdische hält dich jetzt nicht weiter von dem ab, was du tun musst. Selbst wenn er noch so verführerisch dasitzt, direkt hinter dir, und wenn er noch so gut duftet, nein, nein, nein. Ich widmete mich wieder den Hausaufgaben.
    »Kannst du so bleiben?«, murmelte ich versunken. »Du machst gerade gutes Licht.«
    Iason verstärkte das Strahlen seiner Augen und tauchte mein iCommplete in schimmerndes Blau. Ich versuchte, seine Gegenwart auszublenden und mich zu konzentrieren. Ich versuchte es wirklich! Starrte auf den Screen. Und versuchte es … und versuchte …
    »Sag es noch mal«, flüsterte ich in die Stille der Nacht.
    Seine Lippen berührten die Wölbung meiner Ohrmuschel. »Nikotinvergiftung«, drang es leise an mich heran.
    »Hä?« Nun blickte ich doch zu ihm hinüber.
    Er deutete zur oberen Zeile auf dem Screen. Intoxication par la nicotine, stand da. Ich überlegte gerade, ob ich zu einem Knuff ansetzen sollte, als sein blauer Schimmer heller wurde. Seine Hand legte sich an meine Wange und sein Gesicht kam meinem so nah, bis ich die zahllosen Diamanten in seinen Augen funkeln sehen konnte, jeden einzelnen. Seine Lippen wanderten weiter und berührten erneut mein Ohr. »Ich …« 
    Meine Lider senkten sich und ich sog seinen köstlichen Duft ein.
    »… liebe dich«, flüsterte Iason wieder und ich ließ den ruhigen warmen Klang seiner Stimme über mich rieseln wie das Sternenlicht, das auf uns hinabfiel. Ein Lockruf, ihm in seine Welt zu folgen. Eine Welt, von der ich noch immer viel zu wenig wusste. Und dennoch war da diese Verbundenheit … mit Iason selbst und allem, was zu ihm gehörte, auch dem, was mir vielleicht immer ein Rätsel blieb. Ich weiß, das sollte mir Angst machen, oder zumindest eine gesunde Portion Bedenken wecken, aber – Liebe atmet eben nicht mit Erklärungen, sie lebt einfach …
    Ich ließ meine Finger unter den Saum seines Hemdes wandern und strich über seine glatte Haut. Auch wenn ich in der Dunkelheit kaum mehr als seinen zarten blauen Schimmer über seiner Silhouette erkennen konnte, fühlte ich den wohligen Schauer, den meine Berührung ihm über den Körper trieb. Seine leuchtenden Augen sahen mich entschuldigend und sehnsuchtsvoll an und verweilten auf meinem Gesicht.
    »Du kennst meine Regeln.« Er ließ sich rückwärts auf den Boden fallen. »Auch wenn ich mich gerade dafür umbringen könnte.«
    Seufzend legte ich den Kopf an seine Schulter und kuschelte mich an ihn. Ja, ich kannte seine Regeln. Und was diese eine betraf, würde er hart bleiben wie der Stahlbeton, aus dem die Hochhäuser unserer mächtigen Stadt gebaut waren. Iason wäre nicht bereit, mir körperlich noch näherzukommen, bevor ich mich nicht meinerseits auf einen loduunischen Kuss einließ – in diesem Punkt war er nämlich von ganz alter loduunischer Schule. Doch selbst wenn ich es wollte, hier ging es gerade nicht. Warum? Na, die Leute, die in ihren Flugschiffen über unsere Stadt und meinem Zuhause zogen, hätten vielleicht was zu gucken gehabt! Wir befanden uns nämlich ganz oben auf der Dachterrasse. Ein recht eigentümliches Stück urbanen Umfelds, weil es nicht nur mit aparten Topfpflanzen, sondern auch mit einer Auswahl persönlich von meiner Mutter hergestellter Steinskulpturen ausgestattet war. Insgesamt bot die Terrasse einen etwas ungeordneten Anblick, der sich von der kalten futuristischen Gestaltung anderer Dachterrassen abhob und gerade deshalb ein echter Blickfang
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