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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition)
Autoren: Brigitte Endres
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flauschigen grünen Teppich.
    »Wir sind da!« Taddy setzte den Koffer ab und kramte einen Schlüssel aus der Hosentasche.
    Neugierig trat Josie ein. Ihr Vater hatte ein Appartement gemietet. Es gab einen Wohnraum mit einem großen Sofa, ein Schlafzimmer, ein geräumiges Bad mit einer abgenutzten Badewanne und altmodischem Waschbecken sowie eine kleine Teeküche.
    »Super!« Sie lief erwartungsvoll zum Fenster und drehte sich dann enttäuscht um. »Ach, den Michigan-See sieht man wohl nicht von hier?«
    »Nein, Josefinchen, da muss ich passen. Ein Appartement mit Seeblick kann sich ein armer Wissenschaftler wie ich leider nicht leisten.« Taddy ließ demonstrativ die Schultern hängen. »Bleibst du trotzdem bei deinem alten Vater?«
    »Ne, ich such mir einen jungen mit viel Geld!« Josie genoss es, endlich wieder mit Taddy herumfrotzeln zu können. »Hoffe, du kannst mich wenigstens ernähren. Ich bin am Verhungern, ich könnte definitiv einen Büffel verdrücken.«
    »Büffel sind aus. Obwohl es vor ein paar hundert Jahren hier bestimmt noch von Büffeln gewimmelt hat. Aber ich erjage dir gern eine Pizza.« Gut gelaunt griff Dr. Stark zum Telefon und wählte einen Lieferdienst an.
    »Für mich nur Mozzarella und Tomaten!«, zischte Josie ihm zu. Während er das Essen bestellte, betrachtete sie ihn zärtlich. Die Trennung war beiden nicht leichtgefallen. Josie dachte an den traurigen Abschied am Flughafen. Und jetzt arbeitete Taddy schon seit fast einem halben Jahr hier an der Chicagoer Universität als Biologe in einem Genforschungsprojekt. Damals erschien ihr die Zeit bis zu den Sommerferien endlos. Aber eigentlich war sie dann doch schnell vorbeigegangen. Zum Glück. Sie lächelte ihm zu, während er einem begriffsstutzigen Pizzeriaangestellten am anderen Ende der Leitung zum vierten Mal Zimmernummer und Namen buchstabierte. Seit Josies Mutter kurz nach der Geburt ihrer Tochter bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, waren Taddy und Moma, Josies Großmutter, ihre Lieblingsmenschen, wie sie oft sagte. Ihre Großmutter hatte sie von klein auf großgezogen, und so hatte Josie sie Moma genannt, schließlich war sie ja auch beides: Mama und Oma.
    Josie grinste ihren Vater glücklich an, als er endlich den Hörer auflegte und irgendetwas wie: »Der hat wohl Watte in den Ohren«, murmelte. Ja, es war schön, ihm wieder nahe zu sein! Andererseits – jetzt fehlte ihr Moma!
     
    Nach einer Pizza, mit der man eine ganze Schulklasse hätte abfüttern können, saßen sie gemütlich auf dem Sofa und plauderten. Josie erzählte von daheim, wo seit einer Woche die Dachdecker zugange waren. Schon seit einiger Zeit hatte es durch das morsche Dach von Momas alter Villa geregnet.
    »Schade, dass Dorothea nicht mitgekommen ist«, sagte Taddy.
    »Wär sie ja gern, aber die Dachdecker waren bis zum Herbst ausgebucht. Moma wollte nicht noch einen Winter lang Töpfe und Schüsseln aufstellen. Außerdem hat sie mit ihrem neuen Buch angefangen. Du weißt schon, dieser Fantasyroman, der in Irland spielt.«
    Josies Vater nickte. Er kannte seine Schwiegermutter. Ein neues Buch bedeutete wochenlange Recherche und Planung. Sie nahm das sehr genau, sicher einer der Gründe, warum sie als Schriftstellerin so erfolgreich war.
    »Und wie läuft’s bei dir?«, erkundigte sich Josie, nachdem sie ihm alle Neuigkeiten aus der Heimat erzählt hatte.
    Über Taddys Gesicht flog ein Leuchten. »Das Projekt ist wahnsinnig spannend. Echte Detektivarbeit! Wir suchen in der DNS nach Bausteinen, die noch unerforschte Erbkrankheiten anzeigen. Für eine DNS-Analyse braucht man heute ja nur noch ein bisschen Speichel.« Er hielt inne. »Du weißt noch, was die DNS ist?«
    »Desoxyribonukleinsäure, zwei ineinander verschlungene Molekülspiralen, die das Erbgut von Zellen enthalten. Hast du mir bestimmt schon hundert Mal erklärt.« Sie grinste. »Und ich hab’s mir trotzdem gemerkt. Zufrieden, Herr Doktor?« Das unaussprechliche Wort sprudelte so fließend über ihre Lippen, dass ihr Vater schmunzelte.
    »Sehr zufrieden. Und aus diesen DNS-Spiralen bestehen unsere Gene, die zur Hälfte von der Mutter und zur Hälfte vom Vater stammen. So weit klar?« Er sah seine Tochter prüfend an.
    »Ich weiß.« Josie versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken.
    »Langweile ich dich?«
    »Sorry, Taddy!« Josie sah ihn schuldbewusst an. »Ich bin bloß hundemüde.«
    »Schluss jetzt!« Taddy sprang auf. »Ich halte hier Vorträge und du kannst kaum noch die Augen offen
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