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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl
Autoren: William R. Forstchen
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aufs Neue vor, und ihre Schreie warfen Echos auf dem ganzen Platz und bis hinüber zum Osttor. Hinter den Soldaten richtete sich die verängstigte Bevölkerung auf, deutete mit den Fingern und schrie. Erst rannte einer los, dann ein weiterer, und innerhalb eines Augenblicks waren es Tausende, die losstürmten und dabei Knüppel, Speere und die bloßen Hände schwenkten, die schrien, dass Perm auf ihre Gebete antwortete und ihnen ein Wunder geschenkt würde.
    In vorderster Linie, die Flaggen von Maine und des Bundes an seiner Seite, ging Andrew auf die Tugaren los.
    Ein Bogen fiel, dann klapperten zu Hunderten Waffen aufs Pflaster, und die Tugaren flüchteten, drängten sich durch die Straßen, nach Norden, nach Osten, überallhin, wo sie Rettung vor dem Rachedurst erhofften.
    Tugaren, die noch Augenblicke zuvor geglaubt hatten, dass Sieg und Plünderung unmittelbar bevorstanden, stolperten in betäubter Fassungslosigkeit, als der einarmige Yankee in ihre Reihen watete, begleitet von seinen heiser brüllenden Männern, die mit den Bajonetten zustießen und den jetzt von Panik erfüllten tugarischen Mob in die Dunkelheit jagten.
    Aber sie fanden keinen Platz, an den sie hätten fliehen Durch die jetzt dunklen Straßen stürmten sie in die tosende Flut, und mit wilden Schreien riss diese sie davon in die Nacht.
    Immer weiter stürmend schlug und stieß Andrew zu, völlig versunken im reinen Schock des Schlachtenwahnsinns. Und dann war nichts mehr vor ihm als eine wirbelnde Nacht aus stürmischen Wassern, die vorbeischäumten.
    Entsetzte Schreie hallten aus der reißenden Flut, und in den stygischen Schatten sah er verzweifelte Gestalten vorbeitreiben, die sich an Baumstämme klammerten, an zerbrochene Planken, aneinander, und dabei heulten wie die Verdammten, die sie ja auch waren.
    An der Straßenseite entdeckte Andrew jetzt eine Schar Tugaren, die mit geweiteten Augen und gleich großem Entsetzen sowohl Andrew als auch den dunklen Tod betrachteten, der vorbeifegte.
    Rings um ihn verklang allmählich der Lärm der Schlacht; Kirchenglocken läuteten jetzt, und wilde Jubelrufe stiegen aus der Stadt auf.
    Er sah den verängstigten Feind an.
    »Es war genug für eine Nacht«, sagte er. »Nehmt sie gefangen.«
    Die Schar Männer, die nach wie vor bei ihm waren, umzingelten die Tugaren und führten sie weg.
    Schwer atmend vor Erschöpfung, stand Webster neben ihm, und die Flagge von Maine flatterte in der feuchten Brise. Hans und O’Donald schoben sich durch das Treiben bis an seine Seite. Aus der Dunkelheit klangen nach wie vor die Rufe der Tausende herüber.
    Andrew drehte sich zu Hans um, der gelassen dastand und immer noch kaute. Erstaunt wurde sich Andrew der Tatsache bewusst, dass er selbst irgendwo auf dem Platz seinen Tabak verschluckt hatte, aber irgendwie hatte sein Körper nicht rebelliert.
    Gemeinsam standen sie da und verfolgten mit, wie die Tugarenarmee in der Nacht verschwand.
    »Ich hoffe, meine Herren«, sagte er leise, »dass ich meine letzte Schlacht ausgefochten habe.«

Kapitel 21
     
    »Sie ziehen ab, Sir.«
    Andrew hob den Kopf vom Feldbett und sah sich benommen um.
    »Wie lange habe ich geschlafen?«, fragte er.
    »Der Doktor hatte mich angewiesen, Sie die Nacht hindurch schlafen zu lassen«, sagte der junge Bursche. »Es dämmert gleich.«
    Andrew rieb sich den Hals und setzte sich auf, damit der junge Mann ihm die Stiefel anziehen konnte.
    Emil erschien an der Tür.
    »Es stimmt – ihre Zeltwagen fahren nach Süden und Osten. Wir haben schon mitten in der Nacht gehört, wie sie losfuhren.«
    Blinzelnd blickte sich Andrew um.
    Was ist gestern eigentlich passiert?, fragte er sich, und allmählich sickerten die Erinnerungen wieder ins Bewusstsein.
    Nur endloses Warten auf den nächsten Angriff hatte den Vortag geprägt. Die Tugaren südlich der Stadt waren in den Bergen verschwunden. Den ganzen Tag lang stand Andrew da und hielt Ausschau. Immer schien es nach einer Schlacht zu regnen, dachte er. Bei Anbruch des Morgens öffneten sich die Schleusen des Himmels für einen kalten, Frösteln machenden Wolkenbruch, der das düstere Licht in seiner Wirkung noch verstärkte.
    Als der Himmel später allmählich aufhellte, wichen langsam auch die dunklen Fluten der Überschwemmung und legten ein Grauen frei, das jedes Vorstellungsvermögen überstieg.
    Tausende und Abertausende tote Tugaren steckten zerfetzt und verkrümmt zwischen den verkohlten Trümmern, hingen in zweiglosen Bäumen, lagen verstreut
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