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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl
Autoren: William R. Forstchen
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zwischen verkohlten Stämmen, sprenkelten zu Hunderten den Fluss und trieben mit dem angeschwollenen Neiper nach Süden.
    Bis zur hässlichen Lücke des gesprengten Damms war das gesamte Flusstal umgewälzt worden – das Lager des feindlichen Heeres, das große Zelt des Anführers, all das war einfach verschwunden, wie von der Hand eines zornigen Kindes weggefegt, das über die eigenen Spielsachen in Wut geraten war.
    Einzelne Gruppen von Tugaren stolperten durch die Gegend. Ungeachtet seiner Wut über all das, was geschehen war, konnte Andrew sich des Mitleids nicht erwehren über den Anblick tausender tugarischer Frauen und Kinder, die über das verschlammte Feld wanderten, Leichen umdrehten und suchten und suchten, während ihr hohes Klagen bis hinauf auf die Stadtmauern zu vernehmen war.
    Den ganzen Tag lang wartete er, ordnete die eigenen Reihen, aber im Herzen wusste er, dass es vorbei war. An irgendeiner Stelle musste er zusammengebrochen sein, denn er konnte sich nicht mehr daran erinnern, dass er seinen Posten verlassen oder zum Schlafen dieses Zimmer aufgesucht hatte.
    Als der Bursche fertig war, stand Andrew auf.
    »Wie geht es Kal?«, wollte er wissen.
    »Er heilt flott; keine Spur von einer Infektion«, antwortete Emil. »Ich habe dieses Mädchen gut ausgebildet.« Und kaum waren ihm diese Worte von den Lippen gegangen, da bedauerte er sie schon.
    Andrew bedachte ihn mit leerem Blick und konnte nichts sagen.
    »Stellen Sie eine Wachformation auf; dann gehen wir und sehen uns um«, sagte Andrew leise.
    Er trat auf den Flur hinaus, wo Casmar stand, als hätte er auf ihn gewartet.
    »Ich weiß, dass Ihr eine schwere Bürde tragt«, sagte der Priester ruhig. »Nicht nur ihretwegen, sondern wegen allem. Gebt Euch nicht selbst die Schuld, Andrew Keane. Vergesst nicht, dass Ihr letzten Endes Euer Volk gerettet habt.«
    Andrew spürte die Aufrichtigkeit dieser Worte, aber wie hätte er derzeit seine Gefühle erklären können? Für ihn gab es keine Heilung mehr, jetzt nicht mehr. Im Herzen wusste er inzwischen ganz genau, was Kathleen so lange auf Distanz zu ihm gehalten hatte und was auch ihm selbst eine Warnung gewesen war.
    Er nickte Casmar dankbar zu und ging den Flur hinunter in Kals Zimmer.
    Der Bauer saß auf seinem Bett und ließ sich von Tanja mit Brühe füttern.
    »Sie ziehen ab«, sagte Andrew, und ein Lächeln erhellte Kals Züge.
    »Also haben sie schließlich doch genug von den Mäusen.«
    Andrew nickte und bemühte sich dabei um ein Lächeln.
    »Wir teilen Ihren Kummer, mein Freund«, sagte Kal leise. »Unter ihren Händen wurde mir das Leben zurückgegeben.«
    »Hawthorne?«, fragte Andrew lautlos, formte das Wort nur mit den Lippen.
    Kal schüttelte den Kopf.
    Emil betrat das Zimmer und sah sich seinen Patienten an.
    »Möchten Sie nicht vielleicht hinaus und sich einmal umschauen? Ich denke, die Luft könnte Ihnen gut tun«, schlug der Doktor vor.
    Aufgeregt traf Kal Anstalten, die Beine aus dem Bett zu schwenken.
    »Nein, das werden Sie nicht tun! Eine Trage wartet an der Tür.«
    Vier Männer des 35. traten ein, hoben Kal sachte auf und legten ihn auf die mit Fellen bespannte Trage.
    »Dann sehen wir uns mal um«, sagte Andrew. Tanja, deren Augen rot gerändert waren, stand auf und schloss sich ihrem Vater an.
    Casmar gesellte sich noch hinzu, und so spazierte die Gruppe durch das Hauptschiff des Doms, das immer noch dicht mit Verwundeten belegt war, und trat durch das große Tor ins Sonnenlicht hinaus.
    Tosende Ovationen stiegen auf. Der Platz war von einem Ende zum anderen voller Menschen.
    Andrew blickte zu Casmar hinüber, der nur die Achseln zuckte.
    »Eine kleine Feier, die ich zu Euren Ehren geplant habe«, sagte der Prälat und lächelte.
    Verlegen über diese ungezügelte Demonstration, schritt Andrew die Stufen des Doms hinab. Zu seiner großen Freude stellte er fest, dass jemand Mercury gefunden hatte; das Pferd schnaubte und tänzelte, als Andrew näher kam. Liebevoll tätschelte er die Flanke des Tiers und schwang sich in den Sattel.
    Als Kal auf seiner Trage die Stufen hinuntergetragen wurde, kämpfte er sich in die Sitzhaltung, hob die linke Hand und winkte der Menge zu, die ihren Beifall brüllte und seinen Namen rief.
    Die Männer des 35. und der 44. standen in Viererkolonnen. Andrew sichtete ihre Reihen rasch. Wie ausgedünnt sie waren! Mehr als die Hälfte waren gefallen, und die verbliebenen Veteranen wirkten kampfesmüde, aber stolz.
    Andrew schloss sich dem Regiment
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